Frage zu Thesium alpinum

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
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Maltus
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Frage zu Thesium alpinum

Beitrag von Maltus »

6.7.2024
Hallo,
ich war heute mit meiner Frau an der Wojaleite (MTB 5737-24), deren großartige Flora Michael und Dominik neulich hier vorgestellt haben. Einen Gutteil der dort gezeigten Arten haben wir heute ebenfalls finden können, davon einige Erstfunde für mich. Darunter auch Thesium alpinum. Ich hatte mich vorab kundig gemacht, dass laut BIB vor Ort nur diese Thesium-Art kartiert ist (und zwar mit zahlreichen Fundmeldungen, auch von namhaften Botanikern). Deshalb habe ich mir, als wir einige Exemplare fanden, auch keine große Mühe mit der fotografischen Dokumentation gegeben (es gab ja nichts zu bestimmen, und ich hatte mit der Dokumentation der anderen Arten vor Ort ausreichend zu tun). Erst vorhin zu Hause ist mir aufgefallen, dass bei zwei der fotografierten Pflanzen (der Bestand war nicht groß) jeweils eine Blüte 5-zählig war. Da ich noch keine Erfahrung mit dieser Thesium-Art habe (die letzte in Bayern vertretene, die mir noch gefehlt hat) und ich erst neulich für mich eine vergleichende Übersicht über die wichtigen Unterscheidungsmerkmale der Leinblätter erstellt habe, hier die Frage in die Runde: Wer hat die Art schon öfter gesehen und hat ebenfalls Exemplare mit 5-zähligen Blüten gefunden? Ist das womöglich kein so gutes Unterscheidungsmerkmal?
Freundliche Grüße
Georg
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Flor_alf
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Re: Frage zu Thesium alpinum

Beitrag von Flor_alf »

Thesium alpinum kann vereinzelt mal 5 Kronblätter haben. Der Blütenstand sollte einseitswendig sein.
Während der Alpenbiotopkartierung Bayern gab es immer wieder mal Funde einer Sippe, die gern einmal 5 Kronblätter hatte und die in der Literatur auftaucht und die zwischen Th. aplinum und pyrenaicum vermittelt. Alle Versuche dies klarer zu fassen sind aber im Sande verlaufen.
Jetzt habe ich eine Litarurstelle in der Flora von Österreich. Da gibt es ein Thesium pyrenaicum ssp. alpestre, das 4 oder 5 zählige Blüten hat. Es ist verzeigt und allseitswendig wie Th. pyrenaicum, wächst aber im Gegensatz zur Nominalsippe auf Kalk. Aber, wie gesagt, alle Versuche das zu klären haben nichts wirklich Griffiges eingebracht.
Grüße
Alfred
Maltus
Beiträge: 480
Registriert: So Jul 03, 2022 4:24 pm

Re: Frage zu Thesium alpinum

Beitrag von Maltus »

Hallo Alfred,
vielen Dank für den Hinweis!
Freundliche Grüße
Georg
Manfrid
Beiträge: 285
Registriert: Mi Jul 27, 2022 1:15 pm

Re: Frage zu Thesium alpinum

Beitrag von Manfrid »

Die gezeigte 5-zählige Blüte steht ja genau zwischen der Endfloreszenz, die von unten nach oben aufblüht, und der Bereicherungszone darunter mit komplexeren Seitentrieben, die von oben nach unten aufblühen. Die Blüte ist also so ein Mittelding zwischen einer ganzen Co-Floreszenz und einer Einzelblüte. Da kann schon mal ein Bisschen Überschuss zustande kommen.
Flor_alf hat geschrieben: Sa Jul 06, 2024 9:20 pm ...Funde einer Sippe, die gern einmal 5 Kronblätter hatte und die in der Literatur auftaucht und die zwischen Th. aplinum und pyrenaicum vermittelt. Alle Versuche dies klarer zu fassen sind aber im Sande verlaufen.
... ein Thesium pyrenaicum ssp. alpestre, das 4 oder 5 zählige Blüten hat. Es ist verzeigt und allseitswendig wie Th. pyrenaicum, wächst aber im Gegensatz zur Nominalsippe auf Kalk. Aber, wie gesagt, alle Versuche das zu klären haben nichts wirklich Griffiges eingebracht.
Man muss sich halt von der Illusion losmachen, dass es ein- für allemal gültige, "objektive" Kriterien für Zusammenfassung (lumping) oder Trennung (splitting) gibt. In welche Kategorie man irgend eine zweifelhafte Form steckt, entscheidet man am sinnvollsten rein nach historischen Kriterien: danach, in welche Kategorie die Sache bisher gesteckt wurde. Sonst gibt es ständig Verwirrung. Dass man unter bestimmten Gesichtspunkten (Kalk - Urgestein, allseitswendig - einseitswendig, 4-zählig - 5-zählig...) innerhalb einer Kategorie auch noch interessante Differenzierungen finden kann, sagt man halt extra dazu. Es ist ja immer nur eine Frage des Gesichtspunktes und der Genauigkeit der Untersuchung, ob man Unterschiede findet.
Also: Etwas "Griffiges" findet sich eigentlich nie in der Natur, sondern nur in den bisherigen gebräuchlichen Einteilungen - auch wenn das einem verbreiteten Neuerungsdrang nicht passt.
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