Hybridsterilität

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Immergrün
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Hybridsterilität

Beitrag von Immergrün »

Diese Frage habe ich kürzlich in einem eher Gartenkultur bezogenen Forum gelesen und fand die Fragestellung interessant.
Neben Hybriden die für Züchtungszwecke gekreuzt haben gibt es ja auch einige Naturhybride. Und Arten die aus hybridisierungen entstanden sind wie bspw Polystichum Aculeatum aus Setiferum, wenn ich das richtig verstanden habe.

1. Wie kommt es zustande das Hybriden unterschiedlicher Arten oftmals steril sind, im Sinne der Samenbildung ? Ist das vergleichbar mit der Tier Welt bei der Esel x Pferd = Maultier, Pferd x Zebra = Zebroid , Löwe x Tiger = Liger, allesamt unfruchtbar sind ?

2. Sterilität im Sinne der Samen bedeutet ja nicht zwangsläufig das die Hybride auch keine fertilen Pollen produzieren kann, wäre es also denkbar, dass diese Hybriden mit ihren Pollen verwandte Arten bestäuben können ? Und so vermeintlich sterile Sorten dennoch über Umwege ausbreiten könnten ? Das wäre im gartenkulturellen interessant zu wissen, da man auf diese Weise ja eine Art Florenverfälschung betreiben kann ?

Fallen euch dazu vllt passende Beispiele ein ?
Manfrid
Beiträge: 285
Registriert: Mi Jul 27, 2022 1:15 pm

Re: Hybridsterilität

Beitrag von Manfrid »

"Gleich und gleich gesellt sich gern." <-> "Gegensätze ziehen sich an."
Zu ungleich funktioniert nicht und zu gleich auch nicht (Inzucht, Selbststerilität).
Oft ist es bei Hybridisierungen männliche Sterilität, die eintritt (auch bei Tieren), während die F1-Weibchen sich weiter vermehren können durch Rückkreuzung. Und dann harmonisieren sich die neuen Merkmale so weit, dass auch fertile Männchen auftreten.
H. de Vries hat als sehr erfahrener "Kreuzer" auch mal betont, dass bei normalerweise selbststerilen Arten (ich glaube, es ging um Linaria vulgaris) die Selbststerilität bei sehr kräftigen Exemplaren aufgehoben ist.
Es tritt auch bei Hybridisierung nicht immer wirkliche Sterilität auf, sondern ein Wuchsproblem auf frühem Stadium, während nach Überwindung desselben eher gesteigerte Vitalität (Heterosiseffekt) vorhanden ist. Ich habe wiederholt bei Kreuzungen (zwischen Phyllanthus-Arten bzw. Achimenes x Sinningia) Samen erhalten, die keine Keimwurzel bildeten und dadurch auch die Samenhülle kaum sprengen konnten. Päppelt man solche m.o.w. nur aus dem Cotyledonenpaar bestehenden Keimlinge (v. a. hohe Luftfeuchtigkeit), dann bilden sie irgendwann Adventivwurzeln und sind über den Berg.

Also, da gibt es erstmal viel zu beobachten, und man sollte nicht zu schnell verallgemeinern.

P. s.: Es gibt irgendwo im Net Berichte z. B. über die Zucht neuer Katzenrassen durch Einkreuzen anderer Arten, z. B. Serval. Die sind in der Hinsicht ganz interessant. Selbst bei den erwähnten Kreuzungen zwischen Pferd und Esel (Maultier bzw. Maulesel) gibt es immer wieder mal fertile Nachkommen. Auch gibt es Dreifach-Hybride (Löwe - Tiger - Leopard).
Immergrün
Beiträge: 213
Registriert: Do Aug 08, 2024 9:30 am

Re: Hybridsterilität

Beitrag von Immergrün »

Vielen dank für die Antwort !
Oft ist es bei Hybridisierungen männliche Sterilität, die eintritt (auch bei Tieren), während die F1-Weibchen sich weiter vermehren können durch Rückkreuzung. Und dann harmonisieren sich die neuen Merkmale so weit, dass auch fertile Männchen auftreten.
Aber das gilt dann nur für zweihäusige Pflanzen oder ? ich denke gerade bspw an Calamintha "Triumphator" oder Origanum vulgaris "compactum" , beides Sorten- möglichweise Hybriden- die Steril sind, also sich nicht äussäen. Wäre es auch denkbar das deren Sterilität durch Inzucht zustande gekommen ist ?
Bei Molinia-Sorten ist es ähnlich, diese gelten oftmals als steril - gesellt man mehrere Sorten dieser Arten zusammen, so können die sich plötzlich doch aussäen - auch ein Fall von Inzuscht ? Letztlich kann das ja auch kaum eine Hybride sein, da ja mittlerweile das hohe und kleine Pfeifengras zu der selben Art gehören.
Es tritt auch bei Hybridisierung nicht immer wirkliche Sterilität auf, sondern ein Wuchsproblem auf frühem Stadium, während nach Überwindung desselben eher gesteigerte Vitalität (Heterosiseffekt) vorhanden ist. Ich habe wiederholt bei Kreuzungen (zwischen Phyllanthus-Arten bzw. Achimenes x Sinningia) Samen erhalten, die keine Keimwurzel bildeten und dadurch auch die Samenhülle kaum sprengen konnten. Päppelt man solche m.o.w. nur aus dem Cotyledonenpaar bestehenden Keimlinge (v. a. hohe Luftfeuchtigkeit), dann bilden sie irgendwann Adventivwurzeln und sind über den Berg.
Dann sind die Nachkommen sozusagen nur bedingt von selbst überlebensfähig und dadurch wirkt die Pflanze steril. Bei Solchen nachkommen könnte ich mir vorstellen, das einige in der Natur durch Zufälle dann doch geschafft haben bspw ein Tier vergräbt sie günstig oder sonstiges.
Aber wenn eine Pflanze garnicht erst Samen ansetzt kann man dann von Sterilität sprechen ? Bei Sorten der Bahckratzdistel ist mir das schon häufiger aufgefallen, aber muss ja auch nicht auf eine Hybridisierung rückzuführen sein. Sondern es könnte ja auch eine Mutation sein bei der der Pollen die Narbe nicht mehr erreichen kann. Wie bspw bei den unsäglichen inflationär verwendeten Knospenheiden.

Das mit den Rückreuzungen bei den Großkatzenhybriden wusste ich nicht interessant

Ich denke dann interessiert mich das generelle Thema der Sterilität bei Pflanzen, da ich dachte das dies züchterisch durch Hybridisuerung gelingt, vermutlich waren das aber alles immer eher Zufallsfunde
Manfrid
Beiträge: 285
Registriert: Mi Jul 27, 2022 1:15 pm

Re: Hybridsterilität

Beitrag von Manfrid »

Manfrid hat geschrieben: Sa Sep 07, 2024 9:48 amEs gibt irgendwo im Net Berichte z. B. über die Zucht neuer Katzenrassen durch Einkreuzen anderer Arten, z. B. Serval. Die sind in der Hinsicht ganz interessant.
Wikipedia: "Savannah", "Bengalkatze"
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