Antiquarische Bestimmungsliteratur

[Bernhard]

Hallo allerseits!

Ein lieber Freund hat von seinem Großvater naturwissenschaftliche Bestimmungsliteratur geerbt, hauptsächlich zu Flechten, Pilzen, Moosen und kleinparasitischen Pflanzenpilzen. Darunter befindet sich auch der für seine fast hundert Jahre überraschend gut erhaltene Ergänzungsband zu diesem dreiteiligen Werk:

Rabenhorst, Kryptogamenflora - K. Gustav Limpricht "Die Laubmoose Deutschlands, Österreichs und der Schweiz", 1890, 1895, 1904 u. 1927, 3 Bände u. 1 Ergänzungsband, zus. rd. 3.580 S. -

Da er nun seine alte Wohnung auflöst, als frisch gebackener Vater von Zwillingen zu seiner Frau nach Südtirol ziehen will und jeglichen "unnötigen Ballast" zurücklassen möchte (das 960-seitige Buch im dicken Halbledereinband wiegt bestimmt an die fünf Kilo!), hat er natürlich zunächst an mich als Wald und Pflanzenfreund gedacht und es mir als Geschenk angeboten.

Mein Freund sagte mir, dass die drei Hauptbände schon immer gefehlt hätten, sein Großvater aber ohnehin keinen besonderen Wert darauf gelegt habe, da dieser sagte, dass in dem 4. Band, der als praktisches Arbeitsbuch gedacht sei, sämtliche in den drei Bänden behandelten (zumindest deutschlandweit vorkommenden) Arten, Unterarten und Varietäten vorgestellt würden; er selber, sein Großvater, habe auf seinen vielen Exkursionen durch Deutschland und viele Teile Europas mit diesem 4. Band bislang jede gefundene Art, Unterart und Varietät eindeutig bestimmen können.

Mithin habe ich zwei Fragen an die Kryptogamen-Liebhaber und -Experten hier im Forum, die das obige Werk näher kennen:

1. Enthält der Ergänzungsband tatsächlich die gesamte heimische Laubmoos-Flora? - Immerhin beginnt erst dieser(!) ausführlich mit der Charakteristik der Laubmoose, ihrem Aufbau, ihrer Geographie usw. bis hin zur effizienten Untersuchungs- und Bestimmungsmethodik und den Schlüsseln - auf über 120 Seiten.

2. Inwieweit kommt dieses liebevoll ausgestatete Prachtwerk dem neuesten Erkenntnisstand entgegen - von der Hinzunahme moderner gentechnologischer Berstimmungsmöglichkeiten mal abgesehen... -

Ich freue mich auf jede Rückmeldung! -

Lieben Gruß von

Bernhard

[bryotom]

Hallo Bernhard,
bei dem von Dir beschriebenen Buch dürfte es sich um den "Mönkemeyer" von 1927 halten.
Es war lange Zeit das eintige Moosbedtimmunsbuch, das in kompakter Weise die europäischen Laubmoose abhandelte. Die Beschreibungen sind im Vergleich zu Limpricht I bis III recht kurz gehalten.
Das Buch ist nomenklatorisch sicher veraltet, auch sind in den knapp 100 Jahren Arten hinzugekommen und taxonomische Konzepte von Familien, Gattungen und Arten geändert worden.
Das Buch hat als Bestimmungsbuch auch Nachfolger erhalten, wie Frahm, Frey, Fischer, Lobin 1996 "Die Moos- und Farnpflanzen Europas", dazu eine aktualisierte Neufauflage in englisch "The liverworts, mosses and ferns of europe" von 2006, wobei diese neben den Laubmoosen auch Leber- und Hornmoose enthalten sowie die Farnpflanzen i.w.S.
Der Mönkemeyer selbst ist mehrfach als Nachdruck erschienen. Heute sind Limpricht und Mönkemeyer als PDF Ressourcen zugänglich.