Wo kann ich schauen seit wann ein Neophyt in De ist ?

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Immergrün
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Re: Wo kann ich schauen seit wann ein Neophyt in De ist ?

Beitrag von Immergrün »

Ähnlich Storys habe ich gehört zu Orchideen um die man einen Zaun gezogen hat und dann sind die Flächen verbuscht und die Orchideen verschwunden.

Ich denke das Sprichwort "Never change a running system" ist hier zutreffend. Nicht jede menschliche Aktivität muss Nachteile mit sich bringen. Das Skifahren im Winter, das die Heide beschädigt könnte eine Art Ersatz Beweidung darstellen.

Als kleine Pflanze ist der Bärlapp vllt mit Schneedecke etwas toleranter was die Nutzung mit Skiern angeht, das weiß ich jedoch nicht wöre aber meine Vermutung.

Spannend ist es allemal. DIe Zusammenhänge sind teils erstaunlich, habe auch gelesen das einige Pflanzen auf bestimmte Schneckenarten als Vektor angewiesen sind und die sich stärker verbreitende spanische Wegschnecken diese Funktion nicht übernimmt und somit einige Arten wieder Nachteile haben.

Ähnlich soll es mit einer riesigen Landschildkröte auf eienr franzöischen Insel sein. Diese wurde ausgerottet und seit dem werden die Bestände eines Baums dort immer weniger, weil die Schildkröte großer Mengen dieser Früchte gegessen hat und auf diesem Weg die Samen verteilt hat. Jetzt bleibt wohl ein Großteil der Samen am Boden und verfault.
Tiere sind somit ebenfalls sehr wichtig und in dem Zusammenhang können Neozooen natürlich ähnliche Schäden anrichten wie Neophyten. Nun könnte man auch argumentieren, das ein paar Neopyhten so konkurrenzstark sind da sich kaum "Schädlinge" auf sie spezialisiert haben, manche setzten dann ja auf Schädlinge aus dem Ursprungsgebiet der Pflanze, um es auf diese Weise wieder ins "Gleichgewicht" zu bringen. Aber mit unabsehbaren Folgen. Manche Arten scheinen auch untereinader verträglich oder sogar ergänzend zu sein. Ich finde es bspw sehr interessant das die Bisamratte und der Bieber in einer mehr oder weniger symbiotischen Allianz leben können und eine ähnliche Nische besitzen.

Auch spannend ist doch wie teils in Europa gefährdete Pflanzen invasiven Charakter in Amerika entwickeln und umgekehrt eingeschleppte Tiere und Pflanzen und Tiere aus Amerika hier. Auf der anderen Seite haben wir mit Mimiermotte eine europäische Art die Jahrelang unauffällig war und jetzt in den letzten Jahren Herbststimmung erzeugen im Sommer dank der verbraunenden Kastanien Blätter ;D
Immergrün
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Re: Wo kann ich schauen seit wann ein Neophyt in De ist ?

Beitrag von Immergrün »

In dem Zusammenhang bin ich auf diese Buch: Gärtnern ohne invasive Pflanzen: Problempflanzen und ihre heimischen Alternativen: Rezension gestoßen.

Dort sagt eine Neopyhten-Managerin aus Sachsen-Anhalt:
Leider lässt mich als Neophytenmanagerin in Sachsen-Anhalt die Auswahl der laut Greibl heimischen Arten etwas aufschrecken. Vier der als heimische Alternativen angepriesenen Arten sind in Deutschland nicht heimisch. In Sachsen-Anhalt sind sogar siebzehn der empfohlenen Arten nicht heimisch. Das liegt vor allem daran, dass Greibl zahlreiche alpine Arten empfiehlt. Es ist sehr verständlich, dass der Autor alternative Arten für alpine Gärten empfehlen will und dafür Arten aussucht, die in einem Teil der Alpen heimisch sind. Wäre m. E. kein Problem, wenn es irgendwo im Buch einen Hinweis darauf gegeben hätte, dass der Leser nachprüfen sollte, ob die Art auch in der eigenen Region eine heimische Art ist.

Ein Teil der empfohlenen, in Sachsen-Anhalt aber nicht heimischen, Arten gehört sogar zu den aus unserer Sicht potenziell invasiven Arten. Das gilt z. B. für den Goldregen und den Blasenstrauch. Beide Arten sind in Österreich heimisch.
Quelle:https://www.korina.info/info/buecher-zu ... -pflanzen/

Ich denke mir natürlich ist es logisch das Empfehlungen für Össtereich nicht so einfach auf DE übertragen werden können. Aber gemeiner Goldregen und Blasenstrauch sind ja strenggenommen zumindest in DE vorkommend. Klar sind sie in Sachsenanahlt Neopyhten, aber invasiv ? Sicher tragen sie als Hülsenfrüchtler zur Verbuschung und Stickstoffeintrag in offenem magerflächen bei und können dort problematisch sein.

Aber ich denke das ist ein vergleichbares Problem mit Faulbaum auf mageren Heide/Moorflächen, die ja so ein Faulbaum auch verbuschen kann und den würde deshalb vermutlich niemand als invasiv bezeichnen, sondern eher expansiv. Kritisiert werden könnte dann fehlende Maßnahmen zum Offenhalten der Fläche, insofern das das Ziel ist
Kraichgauer
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Re: Wo kann ich schauen seit wann ein Neophyt in De ist ?

Beitrag von Kraichgauer »

Immergrün hat geschrieben: Di Okt 08, 2024 12:47 pm Ähnlich soll es mit einer riesigen Landschildkröte auf eienr franzöischen Insel sein. Diese wurde ausgerottet und seit dem werden die Bestände eines Baums dort immer weniger, weil die Schildkröte großer Mengen dieser Früchte gegessen hat und auf diesem Weg die Samen verteilt hat. Jetzt bleibt wohl ein Großteil der Samen am Boden und verfault.
Nicht ganz richtig. Die "Landschildkröte" war in Wirklichkeit der Dodo, ein flugunfähiger Vogel, und die Insel ist Mauritius. Bzw. der verwandte Sekretär auf der benachbarten, tatsächlich französischen Insel La Réunion. Diese Vögel hatten dort die Funktion der natürlicherweise fehlenden größeren Säugetiere übernommen. Dass aber auf Mauritius die meisten heimischen Pflanzen verschwunden oder auf winzige Restbestände reduziert sind, liegt schlicht und einfach am flächendeckenden Zuckerrohranbau. Der einzige "größere" Nationalpark ist dann später auf dem Großteil der Fläche von Neophyten (Psidium guava) überwuchert worden. Es ist ein Graus.

Gruß Michael
Immergrün
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Re: Wo kann ich schauen seit wann ein Neophyt in De ist ?

Beitrag von Immergrün »

Hallo,
danke für die Erläuterung ! Ich weiß nicht mehr welche franzözische Insel das war aber La Reunion könnte es gewesen sein. Ich denke das sollte uns ein Warnsignal sein, das vermeintlich "entbehrbare" Arten gravierende Folgen haben können bzw unsere Wirtschaftsweise ( in dem Fall die Plantagen) sehr problematisch ist. Wenn man sich mal den Produktionsoutput des Menschen anguckt wird die schiere Gier des Menschen schnell erkennbar: wir produzieren innerhalb eines Jahres mittlerweile mehr als vom 17 Jhd bis zum 19 Jhd zusammen. Gut die Menscheit ist natürlich auch erheblich gewachsen, aber auch pro Kopf ist der Output dank Industralisierung und Co stetig gewachsen.

Ich denke durch den Inseleffekt ist es natürlich nicht 1:1 übertragbar auf größere zusammenhängende Landmassen wie Eurasien-Afrika oder Nord- und Südamerika, wo durch die höhere Mobilität der Arten ökologische Nischen durch ausgestorbene Arten schneller wieder ersetzt werden können. Aber insofern das Tempo des Artensterben weiter zunimmt, ,sehe ich auch dort die Gefahr das Ökosysteme die auch für unser Überleben notwendig sind zusammebrechen könnten. Denn so schnell wie Arten aussterben, können andere Arten sich nicht auf andere ökologische Nischen spezailiseren, wobei man dann doch manchmal überrascht wird wie schnell es dann doch geht.

In dem Zusammenhang hatte ich mal gelesen, das sehr spezialiserte Vögel auf der ein oder anderen Insel wieder zu Generalisten wurden aufgrund von Nahrungsabfällen durch den Menschen auf den Inseln, wobei das die Art dann wieder abhängig von der Präsenz des Menschen macht.
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