Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta? [Leproplaca spec, (xantholita // chrysodeta)

Pilz- und Flechtenfragen aller Art.
Forumsregeln
Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben.
ACHTUNG: Grundsätzlich keine Verzehrfreigabe bei Bestimmungen im Forum!
Antworten
Botanica
Beiträge: 321
Registriert: Do Jul 07, 2022 11:12 am
Wohnort: zwischen Köln und Bonn

Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta? [Leproplaca spec, (xantholita // chrysodeta)

Beitrag von Botanica »

Hallo zusammen,

eine weitere Flechte von den Mauern aus Braunfels.

Schon von weitem leuchteten mir die im Sionnenschein besonders leuchtenden, ockerfarbenen Flechten am der Mauer in der Nähe des Schlosses entgegen.
k-L0.png
k-L0.png (1.71 MiB) 7155 mal betrachtet
.

Von weitem sahen sie wie eine glatte gelbe Fläche aus, erst der Blick mit der Lupe offenbarte die Details und den Aufbau des Lagers.

Aufgrund der völlig leprösen Thallusoberfläche schien mir die gattung Leproplaca zu passen. Von den im Buch verschlüsselnden Flechten erschien mir zunächst Leproplaca xantholyta eine denbare Alternative, aber Farbe und Form des Lagers schienen nicht zu passen. Diese Flechtenart hat laut Beschreibung fast immer ein rundliches Lager. Ich habe keine einzige rundliche Flechte gesehen, dafür aber dutzende Exemplare ohne eine spezifische Form. Das spricht gegen eproplaca xantholyta

Ein Hinweis führte mich zu Leproplaca chrysodeta " Eine Verwechslung (von Leproplaca xantholyta) ist mit Leproplaca chrysodeta denkbar, deren Lager randlich diffus sind und die eher einbe Ockerfarbe bis tiefgelbe Färbung hat. (Ein weiterer Unterschied besteht in der Farbe des Marks der Soredien)

Leproplaca chrysodeta soll eine positive Reaktion mit KOH teigen. Durch das in der Flechte enthaltene Parietin soll sich eine violette Fä4rbung mit KOH ergeben. Dieses Merkmal konnte bestätigt werden.

Was meint ihr zu der Flechte?

Viele Grüße

Harry
Dateianhänge
k-L1.png
k-L1.png (1.13 MiB) 7155 mal betrachtet
k-L2.png
k-L2.png (1.13 MiB) 7155 mal betrachtet
k-L6.png
k-L6.png (1.43 MiB) 7155 mal betrachtet
k-L7.png
k-L7.png (1.11 MiB) 7155 mal betrachtet
k-L9.png
k-L9.png (1.13 MiB) 7155 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Botanica am Mi Mai 21, 2025 12:17 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Cogito, ergo sum
Benutzeravatar
abeja
Beiträge: 1181
Registriert: Sa Jul 02, 2022 8:54 pm
Wohnort: da, wo D an CH und F grenzt

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von abeja »

Hallo Harry,
schwierig für mich ... habe bei italics geschlüsselt, komme auch exakt zu der Auswahl.
Thallus brownish orange to ochraceous yellow-orange, not well delimited and not sublobate at margin --> Leproplaca chrysodeta (Vain.) Ahti
Thallus bright lemon-yellow, well delimited and often sublobate at margin --> Leproplaca xantholyta (Nyl.) Hue
Im ersten Bild erscheint die Flechte dunkler, bzw. in den Farben anders als der Rest - wahrscheinlich nur aufnahmetechnisch bedingt?.
Der Rest ist ja doch eher zitronig-gelb.

Was mich jetzt nach längerem Bildervergleich (und Lesen) doch eher zu Leproplaca xantholyta tendieren lässt (aber NICHTS ist da für mich sicher ...)
- die hell-gelbe Farbe bei den Nahaufnahmen
- die weißlich durchschimmernden Areale
- im zweiten Bild rechts außen: dieser Rand ist für mich "well delimited" - jedenfalls sehr vergleichbar zu den L. xantholyta-Bildern (da jedoch teilweise extrem, schon lobenartig). Bei den Bildern von L. chrysodeta erscheint der Rand viel mehr "wie in Auflösung begriffen". An die Flächen, wo die "Kügelchen" dicht an dicht erscheinen, schließen sich immer Areale an, wo nur kleine "Kugelhäufchen" einzeln liegen, mit vielen Lücken dazwischen. Man beachte auch die Worte wie "usually, often, or, sometimes ..."

Die Reaktion mit K zeigen beide Flechtenarten.

https://italic.units.it/flora/index.php ... e_1&id=957 (L. xantholyta)
Thallus leprose, episubstratic, up to 2 mm thick, entirely consisting of bright yellow, 0.15-0.2 mm thick soredia-like granules, usually well delimited and often forming orbicular to irregular, up to several cm wide patches, sometimes with obscure marginal lobes; the central parts of thallus sometimes decaying, leaving only an outer ring. Medulla white, sometimes visible in places, of thick hyphae which are often covered in small crystals. Apothecia and pycnidia always absent. Photobiont chlorococcoid.
Spot tests: thallus K+ purple-red, C-, KC-, P-, UV+ orange.
Chemistry: thallus with parietin (major), fallacinal, emodin, teloschistin and parietinic acid (minor), corresponding with chemosyndrome A of Søchting (1997).
Note: a mild-temperate lichen of steeply inclined to rain-sheltered surfaces of limestone and other calcareous rocks in humid, often shaded situations, below the subalpine belt.
https://italic.units.it/flora/index.php ... e_1&id=958 (L. chrysodeta)
Thallus leprose, episubstratic, brownish orange to yellow-orange with an ochraceous tinge, entirely consisting of scattered to contiguous, 50-100 µm thick, soredia-like, globose granules forming an up to 0.8 mm thick, poorly delimited, marginally not lobed crust. Apothecia and pycnidia not known. Photobiont chlorococcoid.
Spot tests: thallus K+ purple red, C-, KC-, P-, UV+ orange.
Chemistry: thallus with parietin (major), fallacinal, emodin, teloschistin and parietinic acid (minor), corresponding with chemosyndrome A of Søchting (1997).
Note: a temperate to humid subtropical species found on shaded, steeply inclined or rain-sheltered surfaces of calciferous rocks, sometimes also overgrowing epilithic mosses or even occurring on the undersides of inclined old trunks of trees with base-rich bark; certainly ranging throughout the country, below the subalpine belt.
https://www.lichensmaritimes.org/?task= ... 72&lang=en (L. chryodeta) (Fotos nicht besonders detailreich)
Thallus leprose, consisting of granules, 50-100 µm diam., forming a powdery globose layer more or less thick, undelimited and lacking marginal lobes, pale orange, yellow-mustard, orange-yellow. Sterile. Photobiont : trebouxioide. C-, leprose surface K+ purple, Pd-. Rare in our prospection area, on limestone cliffs and other dry, shaded, calcareous rocks. See Caloplaca xantholyta, also sterile but with thallus lobe margin with white protahllus. See also sterile Caloplaca citrina, sometimes similar, but they have smaller and brighter yellow-green granules.*
https://www.lichensmaritimes.org/index. ... 03&lang=en (Leproplaca xantholyta)
Hier sind die Ränder teils sehr "akkurat" - aber manchmal auch nicht. Dafür sieht man sehr häufig diese weißlichen Anteile, im Vergleich oben Prothallus genannt. (? Das wäre ja eigentlich etwas ringsum? Hier in der Beschreibung als Medulla bezeichnet.)
Thallus leprose, surface powdery or minutely granulose (under magnifying lens), margin sometimes lobulate, yellow, bright yellow to lemon yellow, tinged greenish in shaded areas, typically showing white medulla in thallus eroded sections. Apothecia unknown. Photobiont: chlorococcoid. Thallus: C-, K+ purple, Pd-. Rare in our prospection area, on vertical shaded walls of calcareous or more or less neutral rocks. See Caloplaca chrysodeta of which the thallus is also leprose, but brown-yellow or golden yellow without white sections and with un-lobulate margin.
Ahaaa: bei lichenmaritims wird explizit erwähnt, dass bei L. chryosdeta nichts Weißes zu sehen wäre ...
Abaaa: bei italics meine ich bei Bildern von L. chrysodeta doch hier und da was Weißes zu erahnen ...
Viele Grüße von abeja
Botanica
Beiträge: 321
Registriert: Do Jul 07, 2022 11:12 am
Wohnort: zwischen Köln und Bonn

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von Botanica »

Hallo abeja,

nun, die Bilder mögen farblich etwas beeinflußt sein, insbesondere beid en nahaufnahmen kommt es zu einer großen Abdeckung und SAcjhattenbildung, die durch eine Lampe (kein Blitz) wieder aufgehellt wird. Aber die Bilder entsprechen im wesentlichen so wie ich die Flechten vorgefunden habe (allerdings im gleißenden Sonnenlicht). Die ockerfarbenen Bilder sind vielleicht etwas überbetont, aber diese auffällige ockerfarbenen Flewchten waren schon aus größerer Entfernung gut zu erkennen.

Keines der Flechten war aber zitronengelb, ich hätte es eher beschreiben
- einerseits als ockergelb bis dunkel ockergelb
- anderseits hellockergelb oder hell sandfarben

Diese beiden Varianten waren aber willkürlich nebeneinader, und die "Placken" waren jeweils sehr groß , manchmal 10- 12 cm breit (oder auch mal mehr) und auch 6-8 cm tief.


Das Gute zuerst: Die Gattung Leproplaca sollte klar sein.

Jetzt das weniger Gute: ich bin nach dem Studium der von Dir verlinkten Seite etwas verwirrt.

Die Seite mit den Bildern, die Leproplaca chrysodeta zeigen, ähneln farblich mehr meinen helleren Aufnahmen.
Die Seite mit den Bildern, die Leproplaca xantholyta zeigen sind entweder sehr stark zitronengelb (anders als meine) oder für mich ockerfarben ???, jedenfalls dunkler als die Bilder der anderen Seite,

Für mich widerspricht das ein wenig den beschreibungen Wirth/Kirschbaum. Vielleicht Effekte der Fotographie?

Obwohl es auch viele hellere Flechten gab, hatte ich mich wegen der dunkel ockernen Farbe für Leproplaca chrysodeta entscheiden.
Ich habe eigentlich ausgeschlossen, dass dort möglicherweise zwei verschiedenen Flechten er selben Gattung durcheinander wachsen. Das habe ich eher für unwahrscheinlich gehalten.

Viele Grüße

Harry
Cogito, ergo sum
Benutzeravatar
abeja
Beiträge: 1181
Registriert: Sa Jul 02, 2022 8:54 pm
Wohnort: da, wo D an CH und F grenzt

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von abeja »

Hallo Harry,
dann sollten wir nicht so viel auf die Farben (abgebildet bzw. beschrieben) geben - eher nochmal die Ränder genauer betrachten. Hast du noch mehr Ausschnitte, wo man die Übergänge von Flechte zu "Nicht-Flechte" genauer sehen könnte?
Findest du bei deinen Aufnahmen noch Areale, wo der Untergrund weiß hervorschimmert?
Viele Grüße von abeja
Botanica
Beiträge: 321
Registriert: Do Jul 07, 2022 11:12 am
Wohnort: zwischen Köln und Bonn

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von Botanica »

Hallo abeja,

hier einige Bilder, vielleicht nicht unbedingt geeignet für die Fragestellung, aber andre habe ich leider nicht


Viele Grüße

Harry
Dateianhänge
k-L_01.JPG
k-L_01.JPG (254.1 KiB) 6627 mal betrachtet
k-L_02.JPG
k-L_02.JPG (259.04 KiB) 6627 mal betrachtet
k-L1.JPG
k-L1.JPG (556.91 KiB) 6627 mal betrachtet
k-Lep2.JPG
k-Lep2.JPG (541.1 KiB) 6627 mal betrachtet
k-Lep3.jpg
k-Lep3.jpg (465.61 KiB) 6627 mal betrachtet
k-Lep9.JPG
k-Lep9.JPG (509.28 KiB) 6627 mal betrachtet
Cogito, ergo sum
Benutzeravatar
abeja
Beiträge: 1181
Registriert: Sa Jul 02, 2022 8:54 pm
Wohnort: da, wo D an CH und F grenzt

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von abeja »

Hallo Harry,
das werden wir nicht sicher klären können. Ich selbst habe auch keinerlei Erfahrung mit diesen Arten. Für mich sieht der Rand in Teilbereichen immer noch relativ gut abgegrenzt zum Untergrund aus.
(Bilder L1 und L02 zeigen auch ungefähr die gleiche Stelle einer Flechte ... so viel zu der Farbbeurteilung. Auf dem Smartphone sieht es bei mir auch noch etwas anders als am Laptop aus - und abends am Phone wieder anders, mit dem Verschieben in den wärmeren Farbebereich.)
Viele Grüße von abeja
Botanica
Beiträge: 321
Registriert: Do Jul 07, 2022 11:12 am
Wohnort: zwischen Köln und Bonn

Re: Flechte aus Hessen 2 - Leproplaca chrysodeta?

Beitrag von Botanica »

Hallo abeja,

ich habe das im Laufe der, für mich sehr interessanten, Diskussion vermutet, hatte ja selbst etwas Zweifel.
Schade dass sich keine allgemeine Übersichtsafnahme gemacht habe, die veielk Flecken gemeinsam zeigt.

Vieleicht komme ich da noch mal hin (ca 130 km eine Tour) , um Proben von dr Mauer zu kratzen.
Dann werde ich jemand mit Mikroskop bitte , mal zu versuchen, nähere Erkenntnisse zu gewinnen.

Zunächst belibt es bei Leproplaca spec, , (canthoria // chrysodeta)


Viele Grüße

Harry
Cogito, ergo sum
Antworten