Zweiendige Blätter
Zweiendige Blätter
Dieses Jahr hat mein starker, vieltriebiger Fenchel (Foeniculum vulgare) im Garten, abgesehen von ein paar Erstlingsblättern, durchweg zweiendige Blätter gebildet. Früher kam das schon gelegentlich hier und da vor. Auch die größeren Fiedern erster und manchmal höherer Ordnung zeigen oft entsprechende Tendenzen. Da ja, wie so oft bei Anomalien, dergleichen bei anderen Pflanzen - Boehmeria-, Deinanthe-, Gunnera-Arten z. B. - auch ganz regulär vorkommt, lohnt es sich sicherlich, der Sache nachzugehen. Eine befriedigende Aufklärung der Zusammenhänge scheint mir aber, nach einigen eigenen Versuchen dazu, nicht so ganz trivial zu sein. Ob auch da vielleicht die Annahme von Anlagen-Zusammenfassungen bei der Entstehung eines Endorganes irgendwie weiterhilft??
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Re: Zweiendige Blätter
Hallo Manfrid,
sehr interessant!
Meinst du, dass das ganz Blatt eine Anlagenzusammenfassung ist oder nur die Endzipfel (welche doppelt sind)? Wenn Zweiteres, wäre es ja keine Anlagenzusammenfassung im klassischen Sinne, oder?
Und ist ein Blatt ein Endorgan?
Liebe Grüße
Noah
sehr interessant!
Meinst du, dass das ganz Blatt eine Anlagenzusammenfassung ist oder nur die Endzipfel (welche doppelt sind)? Wenn Zweiteres, wäre es ja keine Anlagenzusammenfassung im klassischen Sinne, oder?
Und ist ein Blatt ein Endorgan?
Liebe Grüße
Noah
Re: Zweiendige Blätter
Meinst Du, Anlagen gibt es nur von ganzen Blättern, nicht von Teilen - z. B. Fiedern? - Ich halte sowohl normale Endfiedern als auch ganze Blätter (als auch Blüten) für "Anlagenzusammenfassungen" - auf unterschiedlichem Entwicklungsniveau halt.BlonBoah hat geschrieben: Di Jun 10, 2025 7:23 pmMeinst du, dass das ganz Blatt eine Anlagenzusammenfassung ist oder nur die Endzipfel (welche doppelt sind)? Wenn Zweiteres, wäre es ja keine Anlagenzusammenfassung im klassischen Sinne, oder?
Heißes Eisen. Aber ich behaupte: Man kann das so sehen.
- Anagallis
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Re: Zweiendige Blätter
Nachdem ich das fünfmal gelesen und minutenlang auf die Bilder gestarrt habe, ist mir weder klar, was hier "zweiendig" sein soll, noch inwiefern sich das gezeigte Blatt von anderen Fenchelblättern unterscheidet - dadurch daß der letzte obere Seitenfieder erster Ordnung besonders kräftig und unpaarig gefiedert ist? Dadurch, daß dessen unterster Seitenzipel schon an der Blattrhachis abgeht (was nicht ungewöhnlich ist, wenn man sich mal Bilder anschaut)? Was soll an den Endzipfeln doppelt sein - wir reden doch von den Zipfeln an der Spitze der Fiedern höchster Ordnung?
Dominik
Re: Zweiendige Blätter
Manches musst Du vielleicht doch noch ein sechstes Mal lesen.
Übrigens sind auch oft beide Blattenden so "unpaarig" gefiedert, und dann wird es noch schwieriger, sich für eins als legitimes Hauptachsenende zu entscheiden.
Anagallis hat geschrieben: Mi Jun 11, 2025 9:37 amWas soll an den Endzipfeln doppelt sein - wir reden doch von den Zipfeln an der Spitze der Fiedern höchster Ordnung?
Manfrid hat geschrieben: Mo Jun 09, 2025 7:43 amAuch die größeren Fiedern erster und manchmal höherer Ordnung zeigen oft entsprechende Tendenzen.
Du interpretierst das (im Bild) obere der beiden Blattenden als Seitenfieder erster Ordnung, der (ich würde sagen: die) nur besonders kräftig ist, seine (ihre) eigene paarige Fiederung in eine "unpaarige" - d. h. vermutlich: abwechselnde, nicht gegenständige - verwandelt und dabei die unterste Fieder zweiter Ordnung bis an die Hauptrhachis herunterzieht. Das ist nicht abwegig. Aber die Frage bleibt dann halt doch: Wieso stellt die Pflanze ihren regulären Blattenden (fast) überall jeweils eine Fieder erster Ordnung gleichrangig an die Seite?Anagallis hat geschrieben: Mi Jun 11, 2025 9:37 am Nachdem ich das fünfmal gelesen und minutenlang auf die Bilder gestarrt habe, ist mir weder klar, was hier "zweiendig" sein soll, noch inwiefern sich das gezeigte Blatt von anderen Fenchelblättern unterscheidet - dadurch daß der letzte obere Seitenfieder erster Ordnung besonders kräftig und unpaarig gefiedert ist? Dadurch, daß dessen unterster Seitenzipel schon an der Blattrhachis abgeht (was nicht ungewöhnlich ist, wenn man sich mal Bilder anschaut)?
Übrigens sind auch oft beide Blattenden so "unpaarig" gefiedert, und dann wird es noch schwieriger, sich für eins als legitimes Hauptachsenende zu entscheiden.
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Re: Zweiendige Blätter
Gut, das ist vielleicht mit einem Blatt vor der Nase statt eines Fotos besser zu sehen. Wie der Rest der Pflanze aussieht, weiß ich natürlich nicht. Bei "zweiwendig" hatte ich wohl einfach ein "w" unbeabsichtigt hinzugefügt.
Kann man das am Verlauf der Leitbündel erkennen? Die des Seitenfieders - welcher auch immer das ist - sollten doch erkennbar seitlich abzweigen. Daß die sich einfach gleichwertig aufgabeln halte ich für unwahrscheinlich.Übrigens sind auch oft beide Blattenden so "unpaarig" gefiedert, und dann wird es noch schwieriger, sich für eins als legitimes Hauptachsenende zu entscheiden.
Dominik
Re: Zweiendige Blätter
Hier nochmal zwei gabelige Blattenden. Bei dem linken sind beide Gabeläste versetzt gefiedert ("unpaarig"), bei dem rechten beide gegenständig ("paarig") gefiedert. Sieht man natürlich am Original besser, aber ich hoffe, Ihr vertraut mir. Jedenfalls fällt hier die Möglichkeit weg, anhand der Stellung der Fiedern festzulegen, was legitimes Blattende und was bloß vergrößerte Fieder erster Ordnung ist, bzw. ob hier überhaupt "echtes" Blattende neben "unechtem" steht, zwei gleichrangige Seitenfiedern erster Ordnung bei fehlendem Hauptachsenende den Abschluss bilden oder das Hauptachsenende aufgespalten ist.
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Re: Zweiendige Blätter
Es gibt ja nun mal auch ganz regulär "paarig" gefiederte Blätter, also solche ohne Endfieder. Beim Fenchel nimmt man das zwar deswegen nicht an, weil der normalerweise eine eindeutige Blattspitze hat, aber dieses "normalerweise" ist eben immer ein windiges Kriterium. Es gibt genügend Fälle (z. B. Ailanthus), wo deutlich beides vorkommt: mit Endfieder und ohne.Anagallis hat geschrieben: Mi Jun 11, 2025 9:27 pmKann man das am Verlauf der Leitbündel erkennen? Die des Seitenfieders - welcher auch immer das ist - sollten doch erkennbar seitlich abzweigen. Daß die sich einfach gleichwertig aufgabeln halte ich für unwahrscheinlich.
Wir brauchen hier einfach auch "genetische" Analysemethoden, also Hightech, deren Besitz einem Morphologiepapst die nötige Autorität verleiht, ex cathedra eine unfehlbare Entscheidung zu treffen, ob die beiden Enden "monophyletisch" oder "polyphyletisch" sind. Dann hat die liebe Seele ihre Ruh'.

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Re: Zweiendige Blätter
Das schon, aber irgendwie muß die Rhachis dann ja Enden. Für Seitenfieder braucht es ja normalerweise eine Art Knoten, und die Hauptrhachis kann entweder im Knoten enden, noch ein Stückchen weitergehen oder sich tatsächlich ohne Knoten aufgabeln.Manfrid hat geschrieben: Do Jun 12, 2025 7:36 am Es gibt ja nun mal auch ganz regulär "paarig" gefiederte Blätter, also solche ohne Endfieder.
Dominik
Re: Zweiendige Blätter
... oder so unauffällig enden, dass man das Ende - Knoten, kleines Fortsetzungsrudiment oder was auch immer - gar nicht mehr findet. Und die beiden Gabeläste können dann als aufgespaltene Endfieder oder als letztes Seitenfiederpaar oder Paar aus Haupt- und Seitenfieder gelten...
Aber wie gesagt: Die Frage nach der für Fenchel ungewohnten Gleichrangigkeit der beiden Enden bleibt im Raum, ganz egal, in welches Schubkästchen - Haupt- oder Seitenachse - man nun welches der beiden Enden oder alle beide stecken will.
P. s.: "Für Seitenfieder braucht es ja normalerweise eine Art Knoten..." - Ja. Ein Knoten ist ja da. Aber die Frage ist halt, ob das ein einfacher Knoten oder schon ein Knotenaggregat ist. (Schon bei gegenständigen Fiedern müsste man ja eine Art Doppelknoten annehmen, und bei einem Knoten, an dem sich auch noch Seitenfiedern höherer Ordnung eingefunden haben, reicht selbst "Doppelknoten" nicht mehr aus.) Das ist eben das Problem, dass sich sowohl Hauptachsenenden als auch Knoten in die Unsichtbarkeit verabschieden können.
Aber wie gesagt: Die Frage nach der für Fenchel ungewohnten Gleichrangigkeit der beiden Enden bleibt im Raum, ganz egal, in welches Schubkästchen - Haupt- oder Seitenachse - man nun welches der beiden Enden oder alle beide stecken will.
P. s.: "Für Seitenfieder braucht es ja normalerweise eine Art Knoten..." - Ja. Ein Knoten ist ja da. Aber die Frage ist halt, ob das ein einfacher Knoten oder schon ein Knotenaggregat ist. (Schon bei gegenständigen Fiedern müsste man ja eine Art Doppelknoten annehmen, und bei einem Knoten, an dem sich auch noch Seitenfiedern höherer Ordnung eingefunden haben, reicht selbst "Doppelknoten" nicht mehr aus.) Das ist eben das Problem, dass sich sowohl Hauptachsenenden als auch Knoten in die Unsichtbarkeit verabschieden können.