Wahrscheinlich Leccinellum crocipodium

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Flor_alf
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Wahrscheinlich Leccinellum crocipodium

Beitrag von Flor_alf »

Hallo zusammen,
beim Pilzesammeln ist mir ein Pilz wohl aus der Gattung Boletus untergekommen, den ich bisher nicht bestimmen konnte. Wuchsort war ein Eichen-Buchenwald über Keuper teils mit Sandstein im Rammert bei Rottenburg am Neckar. Es waren auch viele Sommersteinpilze vorhanden, aber dieser eine unterschied sich durch die stark gelben Poren (auf dem Bild nicht so gut erkennbar, er lag ein paar Tage rum und die Farbe wurde zunehmend bräunlich). Auch bläute er am Stiel, allerdings nur sehr schwach.
Auf den Bildern sieht er nach einigen Tagen Lagerzeit (ich habe mich erst heute erinnert, dass im Forum auch Pilze eingestellt werden können) etwas wie eine Braunkappe (da gibt es dort welche auf Birken und auch auf Hainbuchen) aus, aber das kommt schon wegen der (frisch) stark gelben Unterseite nicht in Frage.
Ich habe diese Art schon öfters im Rammert gesehen, aber mit meinem BLV-Pilzbuch bin ich immer gescheitert. Am ähnlichsten war noch der Anhängsel-Röhrling. Dummerweise habe ich diesen aber abgeschnitten, so dass der schräg abwinkelnde Fuß nicht mehr dabei ist.
Viele Grüße
Alfred
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abeja
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Registriert: Sa Jul 02, 2022 8:54 pm
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Re: Boletus spec. oder nah verwandt

Beitrag von abeja »

Hallo Alfred,
das ist - wahrscheinlich - Hemileccinum depilatum, der Gehämmerte Röhrling.

Ich mache das jetzt hauptsächlich an der eingedellten Hutoberfläche fest (+ Farbe) und den weiteren Angaben wie "stark gelbe Poren" und dass der Stiel anhängselförmig verlängert war ursprünglich. Der Standort passt jedenfalls.
Ein Problem ist immer, wenn man die Pilze nicht ganz frisch fotografiert und keinen Längsschnitt von oben bis unten hat. Wichtig ist immer die Fleischfarbe und eventuelle Verfärbungen.
Blauen sollte diese Art allerdings nicht, auch nicht an der Stielbasis (vielleicht nur leichtes Dunklerwerden durch Alterung?), passen könnte wiederum die leicht körnige Oberfläche, wobei ich die Schüppchen nicht so dunkel kenne. War das im frischen Zustand schon so? Liegt vielleicht aber wiederum am "Liegenlassen".

Abgleichen könnte man auch mit dem Gelbporigen Raufuß. Leccinellum crocipodium. Der hätte auch gelbe Poren, die Stieloberfläche würde auch passen (eher noch stärker ausgeprägt), aber er hat keinen "gedallerten" Hut, sondern der neigt frühzeitig zum felderigen Aufreißen. Extrem wichtig wäre hier die Verfärbung des Stielfleisches von leicht rosa zu schwärzlich

Wenn der Pilz noch vorliegt, könnte man das noch versuchen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hemileccinum
https://www.123pilzsuche.de/daten/detai ... gerRoe.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Leccinellum
https://www.123pilzsuche.de/daten/detai ... aufuss.htm

Er hat, wie er da so liegt, schon sehr starke Ähnlichkeit mit dem Hainbuchen-Raufuss, Leccinellum pseudoscabrum. Da der auch zu Leccinellum gehört, dürfte der auch ein bisschen Gelb irgendwo haben. Ist dann auch die Frage, wie deutlich das war.

Und noch eine Frage: sind die Verfärbungen auf dem Hut durch Druck entstanden? Solche Verfärbungen beim Handling würden Hemileccinum ausschließen.
Anhängselröhrlinge kann man ausschließen (auch wenn die Stielbasis ähnlich ausgesehen haben sollte), weil diese haben ein gelbliches Stielnetz.
Viele Grüße von abeja
Flor_alf
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Re: Boletus spec. oder nah verwandt

Beitrag von Flor_alf »

Vielen Dank für die ausführliche und freundliche Antwort.
Der Pilz war im frischen Zustand deutlich heller. Eine Bläung war beim Schneiden am Stiel nur ganz leicht vorhanden, eher ein dunkler-werden als eine Bläung wie sie z.B. die Hexenröhrlinge aufweisen.
Wenn ich wieder welche finde mache ich gleich vor Ort Bilder.
Ich habe den Pilz längs geschnitten, aber der war durch die Lagerung mittlerweile bereits schwärzlich verfärbt.
Der Hainbuchen-Raufuss ist in im Rammert durchaus verbreitet, aber ich habe ihn noch nie mit (frisch) so deutlich gelben Poren gesehen.
Viele Grüße
Alfred
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abeja
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Re: Boletus spec. oder nah verwandt

Beitrag von abeja »

Hallo nochmal,
wenn der Pilz beim Durchschneiden so schwarz war (geworden ist), dann ist das unabhängig vom Alter oder Herumliegenlassen ein Raufuß. Hemileccinum macht das nicht, alte Pilze werden höchstens bräunlicher.
Es wäre dann wirklich interessant, junge Pilze zu sehen, wegen der Farben. Wie gesagt, die Hutoberfläche passt besser zum Hainbuchen-Raufuß, da gibt es auch relativ helle Formen (der Huthaut).
Wie die Poren sein dürfen, weiß ich aus eigener Anschauung nicht. In einem meiner Pilzbücher steht was von "blass-ockerbraun" oder "blass-gelblich", auf Fotos wirken sie aber fast immer weißlich-grau mit minimalem gelblichen Touch (allerhöchstens).
Der Gelbporige Raufuß hat frisch auch einen gelblichen Stiel.

Ich schreibe hier so wissend daher, aber hatte beide erst 1-2 mal.
Hier recht typische L. crocipodium (mit enthalten unter viel "Beiwerk")
https://forum.dgfm-ev.de/thread/2042-fr ... c-in-gelb/

Hier sehr hell geratene, sehr dünnstielige Hainbuchen-Raufüße, L. pseudoscabrum (mit sehr blassen Poren)
https://forum.pilze-bayern.de/index.php?topic=2053 (erster Beitrag steht in dem Forum unten)
Viele Grüße von abeja
Flor_alf
Beiträge: 226
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Re: Boletus spec. oder nah verwandt

Beitrag von Flor_alf »

Hallo,
Ich habe mir die Bilder in den links angesehen, Leccinellum crocipodium passt sehr gut, gerade auch mit dem gelblichen Stiel.
Vielen Dank!
Alfred
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