Rhodos, dreifleck-Ragwurz (= Ophrys calypsus)

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Manfrid
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Re: Rhodos, dreifleck-Ragwurz (= Ophrys calypsus)

Beitrag von Manfrid »

Kraichgauer hat geschrieben: Sa Apr 22, 2023 8:44 am Natürlich kann man im Pflanzenreich mit genetischen Untersuchungen eine Art definieren, die Frage ist lediglich die Qualität des verwendeten Markers und der zugebilligte genetische Abstand.
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Kraichgauer hat geschrieben: Sa Apr 22, 2023 8:44 amDas Problem ist aber speziell eines der Gattung Ophrys! (...) Hier kommt man nicht auf die Ebene der meisten bisher geglaubten Arten herunter, weil die genetischen Abstände trotz der morphologischen Unterschiede praktisch nicht vorhanden sind...
... "lediglich"... ;) Die Konsequenz wäre doch wohl, dass man nicht mit zu viel Devotion von der "genetischen Revolution" redet. Morphologische Unterschiede können immerhin Bestäubungsbarrieren mit sich bringen. Wie "strikt" die sind, ist eine andere Frage. Wo kämen wir hin, wenn wir alles zu Varietäten oder Unterarten machten, wo "noch keine strikte Fertilitätsbarriere (mit sterilen F1-Hybriden!) existiert" - gerade bei Orchideen?

Mein altes Liedchen: Das Problem ist nicht, dass in speziellen Untersuchungen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen scheinbar gleichen bzw. scheinbar stärker verschiedenen Pflanzen aufgedeckt und auch mit Namen belegt werden. Das Problem ist nur die Neigung, etablierte Namen durch solche Spezialbezeichnungen ersetzen zu wollen, so dass man bald nicht mehr weiß, unter welchem Namen man ältere Informationen zu einer Pflanze finden kann. Als ob alles, was vor der "genetischen Revolution" entdeckt wurde, sowieso irrelevant geworden sei! Der Verdacht stellt sich manchmal ein, dass den Neuerern die Solidität älterer Untersuchungen unbequem ist.
Kraichgauer hat geschrieben: Sa Apr 22, 2023 8:44 amDer Unterschied von Ophrys zu anderen ist: zu Ascherson- und Graebner- bzw. Hegi-Zeiten (1880-1930) wurden in fast jeder europäischen Pflanzengattung ellenlange Listen von Abertausenden von Arten, Subspezies, Varietäten, Subvarietäten, Unterformen und so weiter kreiert. Kann man in Buttler-Liste, POWO oder WorldPlants bewundern. Bei fast allen anderen Gattungen wurden diese "Novitäten" später einfach wieder einkassiert, spätestens nach der Genetik-Revolution. Aber in Ophrys weigern sich viele, diese Reductio ad minimum zu akzeptieren.
Na ja, wie siehst Du das z. B. bei Oenothera?
Genau hingeschaut hat man früher auch schon. Und Versuche, neue Bezeichnungen autoritär verbindlich zu machen - gegen eine im Interesse der Verständigung liegende "Konservativität" - gab es auch. Aber diese Versuche sind hypertrophiert mit der Verwendung von Untersuchungstechniken, die den meisten Botanikern nicht zugänglich und noch weniger durchsichtig sind. Nichts gegen diese Techniken an sich! Nur gegen zu große Unterwürfigkeit gegenüber den absolutistisch-expertokratischen Ansprüchen bei ihrer Verwendung! Schon die Titulierung dieser Untersuchungen als "genetische" ist demagogisch. Also ob andere nicht-genetisch, für die Genese also nicht relevant seien!

Manfrid
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