Saxifraga tridactylites

Gallen, Vögel, Insekten, Biologie usw.
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Maltus
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Saxifraga tridactylites

Beitrag von Maltus »

Hallo,
in diesem Frühjahr habe ich ein besonderes Augenmerk auf den Dreifinger-Steinbrech gelegt. Fazit: starke Zunahme an Fundorten mit teils wesentlich größeren Beständen an den Fundorten, die ich bereits aus früheren Jahren kenne. U.a.: mindestens ein Dutzend Fundpunkte rund um Lichtenfels/Ofr., zahlreiche Fundstellen in der Region Augsburg, Massenbestand im Gleisbereich des Hauptbahnhofs Ingolstadt, Bestände an diversen Bahnhöfen zwischen Augsburg und Ingolstadt, am Bahnhof Kissing, rund um den Bahnhof Donauwörth. Verbreitung v.a. innerstädtisch mit Schwerpunkt Bahnanlagen, aber häufig z.B. auch: auf sandig-feinkiesigen Ruderalflächen aller Art, im Straßenbankett, in Gewerbegebieten, auf Friedhöfen, in Pflasterfugen auf Gehwegen und in Hofeinfahrten, auf Mauerkronen. Man hat den Eindruck, die Bestände sind dieses Jahr regelrecht explodiert. Möglicherweise eine Folge des feuchten Frühjahrs, aber vielleicht kann man ja die Einschätzung in der "Flora Germanica" - abnehmend mit lokaler Zunahme - demnächst revidieren, was sehr erfreulich wäre. Wie sind eure Erfahrungen andernorts?
Freundliche Grüße
Georg
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Anagallis
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von Anagallis »

Bei uns an der Oberrheinebene ist die Art sowieso häufig, aber dieses Jahr ist sie extrem zahlreich. Das liegt wahrscheinlich am vielen Regen im Frühjahr.
Dominik
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botanix
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von botanix »

Hallo Georg,
Vorkommen an natürlichen Felsstellen waren um Gießen selten, in Mittelhessen machte vor über einem Vierteljahrhundert Wolfgang Ludwig auf die Ausbreitung des Dreifinger-Steinbrechs an Bahnlinien, sogar stillgelegten, aufmerksam. Es gab weitere Funde in Steinbrüchen und Gewerbegebieten, dann zunehmend an plusminus geschotterten Straßenrändern, Gehwegrändern usw. Mittlerweile auch außerhalb der Siedlungen an Teer- und Schotterwegrändern, selbst kaum befahrenen. Heute fand ich die Art auf 400 m an einem Schotterwegrand nahe von Windrädern. Nebenan 200 Jungpflanzen Epilobium brachycarpum, welches mit seinen flugfähigen Samen allerdings deutlich im Vorteil ist.
Gruß & schön 1. Mai
Peter
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Kraichgauer
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von Kraichgauer »

Also ich glaube, die Symbolik in der Flora Germanica ist überholt. So häufig wie in den letzten Jahren habe ich die Art noch nie gesehen, die ist definitiv in der raschen Ausbreitung. Aber immer nur, wie Botanix geschrieben hat, an anthropogenen Standorten. Und oft zusammen mit Drabella muralis.

Gruß Michael
Maltus
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von Maltus »

Danke für die Rückmeldungen. Einen Hinweis auf Bahngelände als Sekundärstandort gab es auch in der "Flora von Augsburg" von 1978 schon. Leider der einzige Steinbrech, dessen Vorkommen sich in der Region Augsburg positiv entwickelt hat.
Freundliche Grüße
Georg
Andreas Melzer
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von Andreas Melzer »

Hallo,
nur eine kleine Ergänzung. Ich habe die Art gestern zum ersten Mal gesehen. NW-Sachsen, ehem. Tagebaugelände, am Rand eines betonierten Wegstückes.
dreif.jpg
dreif.jpg (233.43 KiB) 1595 mal betrachtet
Fast übersehen, weil voller Pappelflusen. Und dann war ich erschrocken, ich wusste vorher nicht, wie klebrig die Pflanze ist.
Beste Grüße,
Andreas
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botanix
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von botanix »

Kraichgauer hat geschrieben: Sa Apr 29, 2023 5:03 pm Und oft zusammen mit Drabella muralis.
Von dieser sahen wir gestern Massenbestände entlang den Landstraßenböschungen auf 300 - 400 m Höhe zwischen Gießen und Herborn. An zwei Stellen war sie mir schon seit Jahrzehnten bekannt, aber diese Massenbestände, die durch einen gelblich-oliven Farbton schon im vorbeifahren zu erkennen waren, jetzt über Kilometer an jeder Böschung, das ist eine neue Dimension.
Vielleicht auch mal darauf achten.
Gruß
Peter
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abeja
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Re: Saxifraga tridactylites

Beitrag von abeja »

In meinem direkten Umfeld ist das seltsam in diesem Jahr, ich kenne die Pflanze in größeren Mengen eigentlich nur aus einem ehemaligen Kiesabbaugebiet, welches künstlich offen gehalten wird (einmal im Jahr werden die Unmengen an Robinien etc. da kurzgehalten).
Da gab es einige Fleckchen mit diesem Steinbrech, zur Blütezeit eigentlich nicht zu übersehen (war aber in den Vorjahren um den 20.04. herum), allerdings konnte sie damals auch im abgeblühten Zustand wiederfinden.
Heute habe ich die Pflänzchen überhaupt nicht gesehen, auch keine auffälligen Grundblätter davon (falls sie noch nicht blühen sollten). Allgemein ist die Natur ca. 10 Tage später dran, denn meine Fotos vom 20.04.21 zeigen an diesem Ort ungefähr das gleiche Entwicklungsstadium der Vegetation wie heute. (Manches ist sogar noch weiter zurück.)
Viele Grüße von abeja
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