Friedhöfe

Hier könnt Ihr Euch vorstellen oder vom Thema abschweifen.
Maltus
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Friedhöfe

Beitrag von Maltus »

Hallo,
Friedhöfe sind nicht zu unterschätzende Areale für die floristische Kartierung. Die ARGE Flora Nordschwaben hat in ihren "Mitteilungen" wiederholt über die Kartierung von Friedhöfen berichtet, und unsere gemeinsamen Exkursionen der AG Botanik des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben mit der ARGE Flora Nordschwaben starten traditionell auf einem Friedhof im geplanten Kartierungsgebiet. Die Regnitzfloristen planen in ihrem diesjährigen Exkursionsprogramm eine Tour zum Thema "Großstädtische subspontane Siedlungs- und Gartenflüchter-Flora (spez. Kompostflora)" auf dem Nürnberger Südfriedhof ...
Die Nordschwaben unterscheiden in interessante und uninteressante Friedhöfe. Je öfter gemäht und je hartnäckiger jedes Kraut aus den Kieswegen geharkt, desto uninteressanter. In dieser Hinsicht ist der Johannisfriedhof in Jena der interessanteste, den ich kenne. Den habe ich vor Jahren erstmals besucht, weil dort der Barockdichter Johann Christian Günther begraben liegt, über den ich im Studium mal ein Referat gehalten habe. Inzwischen führen mich eher botanische Erkundungen regelmäßig dorthin. Sehenswert ist allein schon der dank der zahlreichen von Efeu überwucherten Gräber größte Bestand von Orobanche hederae, den ich kenne. Und beim jüngsten Besuch vor wenigen Tagen standen auf einem Grab Listera ovata und Cephalanthera damasonium direkt nebeneinander.
Auch wenn Campingplätze als Hotspots aktuell angesagter sind: Vielleicht habt ihr ja auch so eure Friedhofs-Erfahrungen ...
Freundliche Grüße
Georg
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Anagallis
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Re: Friedhöfe

Beitrag von Anagallis »

Maltus hat geschrieben: Di Mai 23, 2023 4:59 pmzum Thema "Großstädtische subspontane Siedlungs- und Gartenflüchter-Flora (spez. Kompostflora)"
Der Name könnte vom mir stammen. ;-)

Auf Friedhöfen bin ich oft unterwegs. Interessant sind tatsächlich eher große, alte Friedhöfe. Im zeitigen Frühjahr kann man dort die ganzen früher kultivierten Geophyten sehen, vor allem Crocus, Scilla und Galanthus. Der Hauptfriedhof Karlsruhe wartet auch mit einigen interessanten Arten auf. Darunter ein ähnlich großer Bestand Orobanche hederae, sowie Herniaria hirsuta, Chamaesyce humifusa/prostrata und Eragrostis multicaulis.

An Mauern auf den Friedhöfen in Königsbach-Stein und Waibstadt gibt es Cymbalaria pallida (Blätter behaart, Blüten viel größer als bei C. muralis):
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Dominik
Kraichgauer
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Re: Friedhöfe

Beitrag von Kraichgauer »

Im Nordosten (MV und BB) gelten die Parks und alten Friedhöfe rund um die Dorfkirchen als wertvolle Ziele für die Botaniker, um die "Stinsenflora" zu sehen. Auch für Taraxacum immer wieder gut.
Die Gagea-Zwischenformen (pomeranica, marchica, megapolitana) kommen praktisch nur an solchen Stellen vor.

Gruß michael
Spinnich
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Re: Friedhöfe

Beitrag von Spinnich »

Friedhöfe sind nicht nur für Botaniker und natürlich Vogel- und Insektenfreunde attraktiv sondern auch für Pilzsucher.
2013 konnte ich bei einer Schulung zum Pilzcoach einige recht schöne Funde auf dem Südfriedhof in Erfurt machen.

LG Dieter
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Funde Südfriedhof Erfurt
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abeja
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Re: Friedhöfe

Beitrag von abeja »

Größere, ältere Friedhöfe mit altem Baumbestand und/oder wilderen Ecken sowie Waldfriedhöfe können da wirklich lohnen. Bei mir ist das der Hörnli-Friedhof (Riehen/Basel), allerdings sind da manche interessante Stellen dem eigentlichen Zweck eines Friedhofs zugeteilt worden oder auch der Stadtfriedhof in Rheinfelden/Baden. Den Waldfriedhof in Bad Säckingen hat man mir auch empfohlen, ist nur schon eine etwas längere Fahrstrecke dahin.
Viele Grüße von abeja
scheuchzeria
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Re: Friedhöfe

Beitrag von scheuchzeria »

Jo, ich bin auch wegen der Einjährigen oft auf Friedhöfen. Da gibt es bei uns tolle Sachen....Montia arvensis, Myosotis stricta etc.....bevor der Gärtner so richtig loslegt, haben sie eine Chance
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Anagallis
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Re: Friedhöfe

Beitrag von Anagallis »

Montia arvensis und Myosurus minima auf dem Friedhof? Die müssen bei Dir in der Gegend feuchter sein als hier. Welcher Friedhof ist das?
Dominik
scheuchzeria
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Re: Friedhöfe

Beitrag von scheuchzeria »

das Photo ist vom FH Obergartzem. Nasse Friedhöfe sieht der Bestatter nicht gern. Ich werfe mal den Hut in den Ring für Montia arvensis. Das grösste Vorkommen Deutschlands kann man auf dem Kirmesplatz in Bonn-Pützchen bewundern: viele 10.000; auch hier zusammen mit Myosotis stricta, discolor, Holosteum, Saxifraga tridactylites....an anderen Stellen gerne mit Aira praecox, Teesdalia oder Vicia lathyroides. Hört sich nicht wirklich feucht an. Wegen der anderen Montia-Arten scheint es kaum auszumerzen zu sein, dass auch arvensis nass stehen soll. Was es braucht ist Regen von Februar bis April, wie bei den meisten Frühjahrsannuellen. M. arvensis ist Ende April durch...da kann es dann knochentrocken sein.
schöne Grüße
scheuchzeria
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Anagallis
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Re: Friedhöfe

Beitrag von Anagallis »

scheuchzeria hat geschrieben: Mi Okt 25, 2023 10:49 pmWegen der anderen Montia-Arten scheint es kaum auszumerzen zu sein, dass auch arvensis nass stehen soll.
Immerhin ist der Feuchtezeigerwert der Art 8, und das bieten die Friedhöfe hier nicht Wir haben entweder knüppelharten Lehm oder sehr durchlässigen Sand- und Kiesboden. Die beiden Arten kommen hier auf Kulturflächen vor, die weniger durchlässig sind.
Dominik
scheuchzeria
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Re: Friedhöfe

Beitrag von scheuchzeria »

ok, nenne mir Begleitarten von M. arvensis bei Dir.....
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