Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
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Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Vom 26. bis zum 30. Mai ging es, angeregt durch Exkursionen der Kolleginnen und Kollegen nach Thüringen in den Kyffhäuserkreis und nach Sachsen-Anhalt in das Mitteldeutsche Trockengebiet. Michael und Harry stellten eine Vielzahl interessanter Fundpunkte zur Verfügung. Nützlich erwiesen sich außerdem der kurze Exkursionsbericht der GEFD-Hauptexkursion von 2017 und die Mitteilungen zur floristischen Kartierung in Sachsen-Anhalt,
https://www.flora-deutschlands.de/Datei ... ericht.pdf
http://botanischer-verein-sachsen-anhal ... ikationen/
Die Ergebnisse dieser Fahrt um das doppelt verlängerte Wochenende (Freitag bis Dienstag), sollen hier in nächster Zeit dokumentiert werden.
Reinquasseln, Ergänzungen, eigene Bilder usw. sind übrigens ausdrücklich willkommen.
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Anmerkung: In diesem Thema sind bewußt einige Links zu den Gebieten enthalten, die in der Nähe auf öffentlichen Wegen liegen. Das soll sowohl einen einen Überblick von der zurückgelegten Route geben als auch und das Auffinden der Gebiete erleichtern, falls jemand mal selbst in der Gegend ist. Trotzdem handelt es sich zum Großteil um sensible, streng geschützte Gebiete, die nur mit Umsicht und auf den Wegen betreten werden sollen. Unsere Exkursionsberichte erwecken manchmal den Eindruck, Deutschland sei ein blühendes Pflanzenparadies. In Wirklichkeit nehmen die im Forum gezeigten Gebiete nur einen winzigen Teil der Landesfläche ein - sicherlich unter einem Promille - und sind oft die letzten Refugien bedrohter Arten. Später im Bericht werden weitere Arten gezeigt, die kurz vor dem Aussterben stehen oder nur noch in Erhaltungskultur existieren. Ein achtsamer Umgang mit den Schätzen unserer Flora sollte selbstverständlich sein.
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Tag 1, 26. Mai
Zur ungesunden Uhrzeit von 5:45 ging es los, mit dem Wagen von Karlsruhe über Frankfurt in Richtung Erfurt. Nach einer guten Stunde führte der erste Zwischenstop zu den Darmstädter Sanden bei Seeheim, einer Freifläche im Kiefernwald mit Flugsand und einigen Raritäten. Ein tolles Gebiet, nur zwei Minuten von der Autobahn weg.
Phleum arenarium (dort auch P. phleoides)
Koeleria glauca
Euphorbia seguieriana
Linaria dalmatica (mit Potentilla incana):
Ohne Abbildung: Thymus serpyllum, Stipa pennata.
https://www.flora-deutschlands.de/Datei ... ericht.pdf
http://botanischer-verein-sachsen-anhal ... ikationen/
Die Ergebnisse dieser Fahrt um das doppelt verlängerte Wochenende (Freitag bis Dienstag), sollen hier in nächster Zeit dokumentiert werden.
Reinquasseln, Ergänzungen, eigene Bilder usw. sind übrigens ausdrücklich willkommen.
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Anmerkung: In diesem Thema sind bewußt einige Links zu den Gebieten enthalten, die in der Nähe auf öffentlichen Wegen liegen. Das soll sowohl einen einen Überblick von der zurückgelegten Route geben als auch und das Auffinden der Gebiete erleichtern, falls jemand mal selbst in der Gegend ist. Trotzdem handelt es sich zum Großteil um sensible, streng geschützte Gebiete, die nur mit Umsicht und auf den Wegen betreten werden sollen. Unsere Exkursionsberichte erwecken manchmal den Eindruck, Deutschland sei ein blühendes Pflanzenparadies. In Wirklichkeit nehmen die im Forum gezeigten Gebiete nur einen winzigen Teil der Landesfläche ein - sicherlich unter einem Promille - und sind oft die letzten Refugien bedrohter Arten. Später im Bericht werden weitere Arten gezeigt, die kurz vor dem Aussterben stehen oder nur noch in Erhaltungskultur existieren. Ein achtsamer Umgang mit den Schätzen unserer Flora sollte selbstverständlich sein.
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Tag 1, 26. Mai
Zur ungesunden Uhrzeit von 5:45 ging es los, mit dem Wagen von Karlsruhe über Frankfurt in Richtung Erfurt. Nach einer guten Stunde führte der erste Zwischenstop zu den Darmstädter Sanden bei Seeheim, einer Freifläche im Kiefernwald mit Flugsand und einigen Raritäten. Ein tolles Gebiet, nur zwei Minuten von der Autobahn weg.
Phleum arenarium (dort auch P. phleoides)
Koeleria glauca
Euphorbia seguieriana
Linaria dalmatica (mit Potentilla incana):
Ohne Abbildung: Thymus serpyllum, Stipa pennata.
Dominik
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Kyffhäuser - einer meiner Lieblingsgebiete . Vielen Dank für diesen Beitrag.
- Anagallis
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Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Reinquasseln, Ergänzungen, eigene Bilder usw. sind übrigens ausdrücklich willkommen.
Dominik
- Anagallis
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Drei Gleichen - Wachsenburg (NSG)
In Süd-Thüringen liegt das Gebiet "Drei Gleichen", benannt nach den drei Burgen auf drei weitläufig benachbarten Hügeln südwestlich von Erfurt. Die Hügelkette zieht sich von Südosten nach Nordwesten. Auf dem östlichsten Hügel, dem Wachsenberg, befindet sich nicht nur eine gleichnamige Burg, sondern auch ein NSG mit weitläufigen Magerrasen.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... n=10.87472
Bei angenehmen warmen 18°C war der Spaziergang durch das vom Kiefernduft geschwängerte Gebiet eine reine Wonne.
Erysimum virgatum, zerstreut am Aufstieg zur Burg an den Wegrändern, mit E. crepidifolium vermischt.
Silene nutans
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... n=10.87472
Bei angenehmen warmen 18°C war der Spaziergang durch das vom Kiefernduft geschwängerte Gebiet eine reine Wonne.
Erysimum virgatum, zerstreut am Aufstieg zur Burg an den Wegrändern, mit E. crepidifolium vermischt.
Silene nutans
Dominik
- Anagallis
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Drei Gleichen - Wachsenbutg (NSG)
Die folgenden Arten waren auf der gesamten Exkursion ständige Begleiter (bis auf Oxytropis pilosa), "Hier" in der Oberrheinebene allesamt selten oder fehlend:
Descurainia sophia
Eine Schnellvorschau auf knospende Oxytropis pilosa. Später dazu mehr.
Camelina microcarpa
Alyssum alyssoides (Kronblätter im Abblühen weiß)
Astragalus danicus
Achillea pannonica
Descurainia sophia
Eine Schnellvorschau auf knospende Oxytropis pilosa. Später dazu mehr.
Camelina microcarpa
Alyssum alyssoides (Kronblätter im Abblühen weiß)
Astragalus danicus
Achillea pannonica
Dominik
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Hemleben, Spatenberge
Nördlich von Erfurt in Richtung Kyffhäuser wird es dann fast topfbodenflach. Eine kleine Vorschau auf die Trockengebiete sind die Spatenberge südlich Hemleben, 20 km südöstlich des Kyffhäusers. Was dort "Berge" im Namen trägt ist für süddeutsche Verhältnisse eine Bodenwelle. Höher als 15 m sind die nicht.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... on=11.2221
Vorher ging es über einen sehr holprigen Landwirtschaftsweg zum südlichsten der Berge. Am Ackerrand leuchteten Adonis aestivalis in orange und gelb (f. citrina):
An diversen Stellen soll es Phelipanche bohemica auf Artemisia campestris geben. Aber entweder war das zu früh oder ein schlechtes Jahr - jedenfalls ließen sich keine aufspüren. Stattdessen diese Scorzonera. Kann man an die den Namen hispanica dranpappen? Leider blühen die nie, wenn die Kamera in der Nähe ist. Filipendula vulgaris
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... on=11.2221
Vorher ging es über einen sehr holprigen Landwirtschaftsweg zum südlichsten der Berge. Am Ackerrand leuchteten Adonis aestivalis in orange und gelb (f. citrina):
An diversen Stellen soll es Phelipanche bohemica auf Artemisia campestris geben. Aber entweder war das zu früh oder ein schlechtes Jahr - jedenfalls ließen sich keine aufspüren. Stattdessen diese Scorzonera. Kann man an die den Namen hispanica dranpappen? Leider blühen die nie, wenn die Kamera in der Nähe ist. Filipendula vulgaris
Dominik
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Hemleben, Spatenberge
Immer schön anzusehen: Melampyrum arvense
Das häufigste Gras Deutschlands, das mir seit April auf jeder zweiten Exkursion vor die Linse kommt. Sclerochloa dura:
Unfotographierbar: Anthericum liliago. Die Art ist regelmäßig an allen besuchten Trockenhängen der Gegend zu finden.
Zwar hat es im Frühjahr im Osten kräftig geregnet, aber die letzten Wochen waren trocken. Viele Arten waren schon durch, zum Beispiel diese Poa badensis in Tarnoptik.
Das häufigste Gras Deutschlands, das mir seit April auf jeder zweiten Exkursion vor die Linse kommt. Sclerochloa dura:
Unfotographierbar: Anthericum liliago. Die Art ist regelmäßig an allen besuchten Trockenhängen der Gegend zu finden.
Zwar hat es im Frühjahr im Osten kräftig geregnet, aber die letzten Wochen waren trocken. Viele Arten waren schon durch, zum Beispiel diese Poa badensis in Tarnoptik.
Dominik
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Hemleben, Spatenberge
So schön die Spatenberge botanisch gesehen sind - die lokale Bevölkerung benutzt sie offenbar seit Jahrzehnten als Gartenabfallkippe. Am Fuße des ersten Bergs befindet sich ein gewaltiger Haufen von etwa 50 Metern Länge und zehn Metern Breite, auf dem es sich nicht nur Nitrophyten gutgehen lassen. Mit den Abfällen wurden auch Zierpflanzen ins Gebiet eingebracht wie diese Hesperis matronalis oder die omipräsente Lepidium draba. Die Kippe ist so groß, daß sie sogar auf Openstreetmap abgebildet ist:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 8/11.21358
Allerdings ist sie seitdem fast bis zum Wegstummel im Südosten gewachsen.
Gypsophila fastigiata war im Laufe der fünf Tage noch an vielen anderen Stellen zu bewundern:
Nich ganz so häufig: Silene otites.
Cynoglossum officinale - Nonea erecta war in der Zeit deutlich häufiger zu finden, so daß man aufpassen mußte, um die Hundszunge nicht versehentlich falsch abzulegen:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 8/11.21358
Allerdings ist sie seitdem fast bis zum Wegstummel im Südosten gewachsen.
Gypsophila fastigiata war im Laufe der fünf Tage noch an vielen anderen Stellen zu bewundern:
Nich ganz so häufig: Silene otites.
Cynoglossum officinale - Nonea erecta war in der Zeit deutlich häufiger zu finden, so daß man aufpassen mußte, um die Hundszunge nicht versehentlich falsch abzulegen:
Dominik
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Bottendorfer Hügel (NSG)
Am sich neigenden Nachmittag standen noch einige kleinere Gebiete auf dem Programm. Weiter nördlich liegen die Bottendorfer Hügel, auf denen ein Lokalendemit aus Armeria maritima subsp. elongata entstanden ist. Geologisch beschreibt das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz das Gebiet so:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... on=11.4039
Die erste, rasch gefundene Attraktion ist Sabulina caespitosa (Ehrh. ex Willd.) Rchb. syn. Sabulina/Minuartia verna subsp. hercynica, die Herzynische Miere. Sie ist eine Spezialität der Schwermetallhalden. Man erkennt die dichten Polster aus kurzen Blättern, die häufig mit Stieldrüsen besetzt sind. Außerdem verholzen die Pflanzen.
Kurz: Der Boden besteht aus einer Mischung aus zerbröselten Kupferschiefer-, Gips- und Zechsteinschichten.Auf natürlich anstehendem, mit Schwermetallen (z. B. Blei, Zink, Kupfer) angereichertem Gestein oder auf
älteren Abraumhalden des Erzbergbaues wächst eine lückige Rasengesellschaft, in der infolge des durch den
hohen Schwermetallgehalt toxischen Bodens Gehölze nur sehr eingeschränkt gedeihen.
...
Wo die Kupferschieferschichten des Unteren Zechsteins an die Oberfläche treten, zum kleineren Teil auch auf
alten Kupferschiefer-Halden, haben sich besonders im südlichen und östlichen Harzvorland in enger
Verzahnung mit kontinentalen Kalk-Trockenrasen Schwermetallrasen ausgebildet.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... on=11.4039
Die erste, rasch gefundene Attraktion ist Sabulina caespitosa (Ehrh. ex Willd.) Rchb. syn. Sabulina/Minuartia verna subsp. hercynica, die Herzynische Miere. Sie ist eine Spezialität der Schwermetallhalden. Man erkennt die dichten Polster aus kurzen Blättern, die häufig mit Stieldrüsen besetzt sind. Außerdem verholzen die Pflanzen.
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Dominik
- Anagallis
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Bottendorfer Hügel (NSG)
Den genannten Lokalendemiten hat der aktuelle Rothmaler von der Art zur Varietät degradiert, also Armeria maritima subsp. elongata var. bottendorfensis. Unterschied zur Nominatvarietät: Die unterwärts starke Behaarung.
An weiteren Biotopbewohnern erahnt man, daß es sich um einen extremen Trockenstandort handelt:
Scleranthus annuus
Koeleria macrantha
Verblühte Saxifraga granulata
Extrem mickriger Trifolium arvense
An weiteren Biotopbewohnern erahnt man, daß es sich um einen extremen Trockenstandort handelt:
Scleranthus annuus
Koeleria macrantha
Verblühte Saxifraga granulata
Extrem mickriger Trifolium arvense
Dominik