Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
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Sangerhausen, Spitzkegelhalde "Hohe Linde"
Am späteren Nachmittag näherte sich der Höhepunkt des gesamten Wochenendes, zumindest was die Höhenmeter betrifft. Die Spitzkegelhalde "Hohe Linde" nördlich Sangerhausen erreicht stolze 400 m ü. N.N.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 40/11.2862
Die "Hohe Linde" ist eine Bergbauabraumhalde. Da die geschichtlichen Informationen auf der Informationstafel vor Ort stark von den lokalen Tourismusseiten und den davon abgeschriebenen Plagiaten der Gerüchtepädie abweichen, will ich hier nicht näher auf die Entstehung eingehen. Unstrittig ist, daß die heutige Kegelform erst mit dem industriellen Bergbau im zwanzigsten Jahrhundert entstand.
Es ging zuerst einmal im Uhrzeigersinn um den Haldenfuß herum. Vom Parkplatz am Schützenverein führen mehrere steile Trampelpfade durch den Wald zur Halde.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 3/11.28314
Dort stößt man dann zuerst auf angewachsene Gärtnereiabfälle. Was reitet die Menschen, zuerst kilometerweit eine fast unbefahrbare Straße zum Verein zu nehmen und mit einem Sack Gartenmüll unter großer Mühe den Pfad zur Halde zu erklimmen, bloß um den Sack auf der Halde zu entleeren? Die Wege der Menschen sind unergründlich.
Sedum album und ein weiteres Zier-Sedum, das sich durch die Woche in der Belegtüte stark gestreckt hat.
Sempervivum tectorum mit Petrosedum rupestre
Phediumus spec.
Sedum hispanicum jetzt im Topf blühend.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 40/11.2862
Die "Hohe Linde" ist eine Bergbauabraumhalde. Da die geschichtlichen Informationen auf der Informationstafel vor Ort stark von den lokalen Tourismusseiten und den davon abgeschriebenen Plagiaten der Gerüchtepädie abweichen, will ich hier nicht näher auf die Entstehung eingehen. Unstrittig ist, daß die heutige Kegelform erst mit dem industriellen Bergbau im zwanzigsten Jahrhundert entstand.
Es ging zuerst einmal im Uhrzeigersinn um den Haldenfuß herum. Vom Parkplatz am Schützenverein führen mehrere steile Trampelpfade durch den Wald zur Halde.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 3/11.28314
Dort stößt man dann zuerst auf angewachsene Gärtnereiabfälle. Was reitet die Menschen, zuerst kilometerweit eine fast unbefahrbare Straße zum Verein zu nehmen und mit einem Sack Gartenmüll unter großer Mühe den Pfad zur Halde zu erklimmen, bloß um den Sack auf der Halde zu entleeren? Die Wege der Menschen sind unergründlich.
Sedum album und ein weiteres Zier-Sedum, das sich durch die Woche in der Belegtüte stark gestreckt hat.
Sempervivum tectorum mit Petrosedum rupestre
Phediumus spec.
Sedum hispanicum jetzt im Topf blühend.
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Dominik
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Sangerhausen, Spitzkegelhalde "Hohe Linde"
Irgendeine Idee dazu?
Sempervivum arachnoideum
Sedum acre
Opuntia humifusa
Sempervivum arachnoideum
Sedum acre
Opuntia humifusa
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Dominik
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Sangerhausen, Spitzkegelhalde "Hohe Linde"
Zurück zur "richtigen" Botanik. Im Schatten am Haldenfuß im Westen gab es unerwarteterweise eine kleine Kolonie Arabis nemorensis und einzelne Erigeron acris:
An den mittleren Hängen wachsen nur Chaenorhinum minus und Silene vulgaris:
An den mittleren Hängen wachsen nur Chaenorhinum minus und Silene vulgaris:
Dominik
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Sangerhausen, Spitzkegelhalde "Hohe Linde"
Nach einem knapp viertelstündigen, sehr steilen und rutschigen Aufstieg erfreut ein prächtiger Ausblick über die Landschaft das Auge. Linden gibt es dort oben übrigens nicht, nur junge Birken und Pappeln.
Ganz am Gipfel hat sich Cotoneaster dammeri einen Lebensraum erobert.
Der Grund für die Besteigung waren jedoch diese Erysimum x marshallii, von denen vielleicht fünfzehn an den Hängen im Norden, einige Meter unter dem Gipfel blühten.
Mehr gab es dort oben nicht zu tun. Der Abstieg durch den Wald zum Schützenverein führte an knospenden Lathyrus niger vorbei.
Damit ging der Tag zu Ende. In Artern reichte das Licht gerade noch für einen Kurzbesuch am Solegraben. Für bessere Bilder mußt der jedoch am Folgetag noch einmal aufgesucht werden.
Ganz am Gipfel hat sich Cotoneaster dammeri einen Lebensraum erobert.
Der Grund für die Besteigung waren jedoch diese Erysimum x marshallii, von denen vielleicht fünfzehn an den Hängen im Norden, einige Meter unter dem Gipfel blühten.
Mehr gab es dort oben nicht zu tun. Der Abstieg durch den Wald zum Schützenverein führte an knospenden Lathyrus niger vorbei.
Damit ging der Tag zu Ende. In Artern reichte das Licht gerade noch für einen Kurzbesuch am Solegraben. Für bessere Bilder mußt der jedoch am Folgetag noch einmal aufgesucht werden.
Dominik
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Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Vielen Dank Anagallis für den tollen Exkursionsbericht Das lässt mich den derzeit relativ öden Alltag doch etwas vergessen.....
- Anagallis
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Solegraben Artern (NSG)
Schön, daß es Euch gefällt.
Tag 3, 28. Mai
Am Vorabend um am frühen Sonntagmorgen stand der Solegraben in Artern auf dem Programm.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 74/11.2836
https://www.artern.de/freizeit/sehenswu ... raben.html
Von der Solequelle auf dem Friedhofsgelände im Norden hat sich entlang des Grabens ein einzigartiger Biotop entwickelt. Selte Salzarten säumen den Trampelpfad, rechts den Wasserführenden Graben und links die matschige Salzwiese.
Eine bunte Blütenpracht gab es um diese Jahreszeit nicht, aber dennoch ein Trommelfeuer seltenster Arten. Der Einstieg in das Gebiet wird gesäumt von Melilotus dentatus, zu erkennen an dern stark gezähnten Blättchen.
Das hier müßte eigentlich Juncus gerardi sein:
Diese knospenden Spergularia media waren der einzige Farbtupfer.
Artemisia maritima ist am Solegraben äußerst zahlreich vertreten. Auf jedem zweiten Bild ist sie irgendwo versteckt zu sehen (siehe oben):
Tag 3, 28. Mai
Am Vorabend um am frühen Sonntagmorgen stand der Solegraben in Artern auf dem Programm.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 74/11.2836
https://www.artern.de/freizeit/sehenswu ... raben.html
Von der Solequelle auf dem Friedhofsgelände im Norden hat sich entlang des Grabens ein einzigartiger Biotop entwickelt. Selte Salzarten säumen den Trampelpfad, rechts den Wasserführenden Graben und links die matschige Salzwiese.
Eine bunte Blütenpracht gab es um diese Jahreszeit nicht, aber dennoch ein Trommelfeuer seltenster Arten. Der Einstieg in das Gebiet wird gesäumt von Melilotus dentatus, zu erkennen an dern stark gezähnten Blättchen.
Das hier müßte eigentlich Juncus gerardi sein:
Diese knospenden Spergularia media waren der einzige Farbtupfer.
Artemisia maritima ist am Solegraben äußerst zahlreich vertreten. Auf jedem zweiten Bild ist sie irgendwo versteckt zu sehen (siehe oben):
Dominik
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Solegraben Artern (NSG)
Plantago maritima, eine Küstenart.
Tropolium pannonicum (Aster tripolium)
Diese Jungpflanzen sind Bupleurum tenuissimum, ein Doldenblütler mit winzigen, gelben Blütendolden, der aber erst so um den Oktober rum blüht. Viel größer werden die Pflanzen dennoch nicht. Man findet sie noch selten an den Küsten, an wenigen Stellen im Binnenland und bei Landau in der Pfalz an einem Flugplatz.
Artemisia rupestris ist praktisch in Deutschland ausgestorben und existiert am Solegraben noch in Erhaltungskultur an mehreren Stellen in der Wiese. Der Rothmaler berichtet, daß im Esperstedter Ried (siehe Vortag) versucht wurde, Pflanzen aus der Erhaltungskultur auszuwildern. Ansonsten ist die Erhaltungskultur dieser nicht sehr durchsetzungsstarken Art das einzige Vorkommen im Land.
Zur entspannung ein bischen Queller, Salicornia europaea. Immer lustig anzusehen.
Tropolium pannonicum (Aster tripolium)
Diese Jungpflanzen sind Bupleurum tenuissimum, ein Doldenblütler mit winzigen, gelben Blütendolden, der aber erst so um den Oktober rum blüht. Viel größer werden die Pflanzen dennoch nicht. Man findet sie noch selten an den Küsten, an wenigen Stellen im Binnenland und bei Landau in der Pfalz an einem Flugplatz.
Artemisia rupestris ist praktisch in Deutschland ausgestorben und existiert am Solegraben noch in Erhaltungskultur an mehreren Stellen in der Wiese. Der Rothmaler berichtet, daß im Esperstedter Ried (siehe Vortag) versucht wurde, Pflanzen aus der Erhaltungskultur auszuwildern. Ansonsten ist die Erhaltungskultur dieser nicht sehr durchsetzungsstarken Art das einzige Vorkommen im Land.
Zur entspannung ein bischen Queller, Salicornia europaea. Immer lustig anzusehen.
Dominik
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Solegraben Artern (NSG)
Für Halimione pedunculata, hier Jungpflanzen, muß man normalerweise bis an die Küste fahren.
Der Strand-Dreizack, Triglochin maritima ist im Binnenland etwas "leichter" zu finden.
Dies sollte die Puccinellia sein, die unter dem einprägsamen Namen "Puccinellia spec. diploide Sippe Ostdeutschlands" firmiert. Früher lief sie unter "limosa". Anscheinend hat niemand Lust, ihr einen richtigen Namen zu verpassen.
Zum Schluß zwei Allerweltsarten, von denen man vielleicht nicht wußte, daß sie Salz im Grund tolerieren. Ervum tetraspermum (Vicia tetrasperma) und Epilobium tetragonum, unverkennbar an der roten Färbung, der Blattform und der dichten Zähnung am Blattrand.
Der Strand-Dreizack, Triglochin maritima ist im Binnenland etwas "leichter" zu finden.
Dies sollte die Puccinellia sein, die unter dem einprägsamen Namen "Puccinellia spec. diploide Sippe Ostdeutschlands" firmiert. Früher lief sie unter "limosa". Anscheinend hat niemand Lust, ihr einen richtigen Namen zu verpassen.
Zum Schluß zwei Allerweltsarten, von denen man vielleicht nicht wußte, daß sie Salz im Grund tolerieren. Ervum tetraspermum (Vicia tetrasperma) und Epilobium tetragonum, unverkennbar an der roten Färbung, der Blattform und der dichten Zähnung am Blattrand.
Dominik
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Georgsburg, Nelbener Grund (NSG)
Danach ging der halbe Vormittag dafür drauf, in eine Pension nach Bad Lauchstädt südlich von Halle umzuziehen und sich dann durch Halle auf die andere Seite der Saale zu kämpfen und von dort nach Norden in Richtung Könnern zu fahren. Eine Strecke von 50 km, die aber eineinhalb Stunden gefressen hat.
Auf der Ostseite der Saale liegt das erste Porphyrgebiet der Reise und gleichzeitig eine Kupferschieferhalde.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 50/11.7552
Hier ein Blick auf die offenen Kupferschieferstellen des Nelbener Grundes vom Südwesten des Gebiets aus nach Osten gesehen.
Der Trampelpfad ins Gebiet (links an der Hangkante) führt entlang ausgedehnten Leinfeldern mit interessanten Wildkräutern in den Randstreifen.
Vicia striata
Consolida regalis
Rapistrum rugosum
Euphorbia esula
Sisymbrium loeseli
Auf der Ostseite der Saale liegt das erste Porphyrgebiet der Reise und gleichzeitig eine Kupferschieferhalde.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 50/11.7552
Hier ein Blick auf die offenen Kupferschieferstellen des Nelbener Grundes vom Südwesten des Gebiets aus nach Osten gesehen.
Der Trampelpfad ins Gebiet (links an der Hangkante) führt entlang ausgedehnten Leinfeldern mit interessanten Wildkräutern in den Randstreifen.
Vicia striata
Consolida regalis
Rapistrum rugosum
Euphorbia esula
Sisymbrium loeseli
Dominik
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Georgsburg, Nelbener Grund (NSG)
Zwischen der Georgsburg und dem Nelbener Grund liegt ein steiler, extrem trockener Schieferbruchhang. Die zahlreichen Astragalus exscapus waren bereits verblüht oder ganz vertrocknet. Ein paar Bewohnern machte das jedoch wenig aus. Buglossoides incrassata subsp. splitgerberi, diesmal die blaublütige Sippe. (Alyssum alyssoides unten links ist längst tot.)
Eine nicht näher bestimmte Weinrose:
P.S.: Nachbestimmung des Belegs ergab Rosa elliptica.
Herrlich blühende Oxytropis pilosa:
Im hinteren Gebiet finden sich auf diesem kleinen Buckel Festuca csikhegyensis und Sabulina caespitosa mit Alyssum gmelinii.
Eine nicht näher bestimmte Weinrose:
P.S.: Nachbestimmung des Belegs ergab Rosa elliptica.
Herrlich blühende Oxytropis pilosa:
Im hinteren Gebiet finden sich auf diesem kleinen Buckel Festuca csikhegyensis und Sabulina caespitosa mit Alyssum gmelinii.
Dominik