Ononis foetida vs. spinosa subsp. austriaca

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Uwe Grabner
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Ononis foetida vs. spinosa subsp. austriaca

Beitrag von Uwe Grabner »

Ich kenne die vollkommen dornenlose Ononis spinosa mittlerweile aus drei sehr weitläufigen Biotopen, wo sie gut und stabil vorkommt.
Riechen tut sie tatsächlich unangenehm, nach Carbol - sagt zumindest meine Frau, die in der Pflege beschäftigt ist.
Mich würde nun interessieren, ob es möglich ist, diesen Pflanzen einen Namen zu geben.
Er ist nicht so selten, wie es in der Flora Germanica suggeriert wird, wahrscheinlich einfach oftmals verkannt.
Gibt es eine Möglichkeit zu klären, ob spinosa subsp. austriaca identisch mit foetens ist?
Hat jemenad Zugriff auf die Original-Beschreibungen?
Ich würde auch glatt noch einmal hinfahren und fragwürdige Merkmale prüfen!

Viele Grüße!
Uwe
Kraichgauer
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Re: Ononis foetida vs. spinosa subsp. austriaca

Beitrag von Kraichgauer »

Also zunächst kann man mal festhalten, dass subsp. austriaca das Gleiche wie subsp. foetens (= O. foetens) ist. U. a. aus Coulot & Rabaute (2013, Leguminosae France III): "subsp. austriaca (Beck) Gams (= subsp. foetens (Allioni) Sirjaev); cette sous-espece se caracterise par des fleurs spectaculairement grandes (souvent de plus de 20 mm) et par l'absence totale d'epine. Les poils sont repartis sur tout le pourtour de la tige."
Selbst der notorisch konservative Ralf Hand in https://www.kp-buttler.de/florenliste/index.htm erkennt sie als Art an. Die Frage ist lediglich, ob Subspecies- oder Artrang. Auf Artrang muss sie O. foetens heißen, denn austriaca ist auf dem Artrang als Name geblockt. Auf infraspezifischem Niveau hat dagegen austriaca Priorität.

Was Bayern angeht, siehe https://daten.bayernflora.de/de/info_pf ... taxnr=3928. Die Daten darin sind wegen der Bayernflora (in Vorb.) aktuell und gut gepflegt.
Darin steht ja, dass die Sippe zumindest im Voralpenland südlich der Donau an mehreren Stellen vorkommt. Meine Kommentare in Fl. Germ. stammen im Wesentlichen aus dieser Quelle, und die Sippe steht noch auf RL 1. Wenn man aber die Verbreitungskarte in BY anschaut, dann dürfte BY RL 1 vielleicht etwas hoch gegriffen sein. Anscheinend ist sie unterkartiert, weil nicht immer anerkannt und deswegen nicht beachtet.

Die Bayern (l. c.) tun sich noch etwas schwer damit, den Artrang anzuerkennen. Vielmehr geht es den Bayern wohl eher darum, dass die Identität mit echter O. foetens noch nicht 100 % gesichert ist - wie in einigen anderen Fällen könnte es sich auch um Übergangspopulationen handeln.

Insofern gehe ich davon aus, dass Du Ononis foetens gefunden hast, zumindest sensu lato. Ob man sie jetzt als "subsp. austriaca" oder "O. foetens" bezeichnet, ist momentan noch etwas Geschmackssache (bzw. besser Geruchssache in diesem Fall?). Wir warten mal gespannt auf die neue Bayernflora (2024), wie die Einstufung dort ist.

P. S. "Carbol" ist nun wirklich eine ur-uralte Bezeichnung für Phenol. Den Namen verwenden wirklich nur noch die Mediziner. Und Phenol wird aus Toxizitätsgründen heute nicht mehr zur Desinfektion verwendet, die aktuellen Mittel riechen nur ähnlich.

Gruß Michael
Uwe Grabner
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Re: Ononis foetida vs. spinosa subsp. austriaca

Beitrag von Uwe Grabner »

Hallo Michael,
herzlichen Dank für die Auführungen!
Tatsächlich scheint die Ononis foetens in Südbayern vor allem auf Schotterflächen mit Kiefern- und Wacholderbesatz gern vorzukommen.
Vor allem die Steppenheide-Gebiete wie man sie zum Beispiel entlang der Isar findet sind ihr bevorzugter Lebensraum.
Hier kommt sie allerdings gemeinsam mit O. spinosa vor und blüht zur gleichen Zeit. Insofern wäre der Artrang wahrscheinlich etwas angebrachter.
Auf den ersten Blick kann man sie leicht für Ononis spinosa halten. Wenn man dann aber nach den Dornen "forscht" und einmal daran riecht, wird es schnell klar.
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