Probleme mit einer Nachtkerze > Oenothera ersteinensis
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
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Probleme mit einer Nachtkerze > Oenothera ersteinensis
Liebe Pflanzenfreunde!
Diese Nachtkerze habe ich vor 3 Tagen auf der Erddeponie bei Hardt/Schramberg im Schwarzwald photographiert. Beim Bestimen kommen wir immer auf Oenothera parviflora. Das Problem ist, daß die in unserer Region noch nie kartiert worden ist. Was haben wir falsch gemacht? Fehlen noch Details?
Mit freundlichem Gruß
Jochen
Diese Nachtkerze habe ich vor 3 Tagen auf der Erddeponie bei Hardt/Schramberg im Schwarzwald photographiert. Beim Bestimen kommen wir immer auf Oenothera parviflora. Das Problem ist, daß die in unserer Region noch nie kartiert worden ist. Was haben wir falsch gemacht? Fehlen noch Details?
Mit freundlichem Gruß
Jochen
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Zuletzt geändert von Jochen am Mi Jul 19, 2023 6:47 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Hallo Jochen,
Oenothera parviflora agg. ist das meiner bescheidenen Oenothera Kenntnis nach nicht. Dafür müssten die Kelchblattzipfel richtig V- oder U-förmig getrennt sein. Die Blüten erscheinen mir auch relativ groß (Kronblattlänge geschätzt 20 mm?) für diese Untergattung.
Also erstmal Oenothera biennis agg.
Gruß
Peter
Oenothera parviflora agg. ist das meiner bescheidenen Oenothera Kenntnis nach nicht. Dafür müssten die Kelchblattzipfel richtig V- oder U-förmig getrennt sein. Die Blüten erscheinen mir auch relativ groß (Kronblattlänge geschätzt 20 mm?) für diese Untergattung.
Also erstmal Oenothera biennis agg.
Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Eigentlich schade!
Danke
Jochen
Danke
Jochen
Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Ich komme bei Oenothera subterminalis heraus. Michael kann da bestimmt mehr zu sagen.
Gruß Arthur
Gruß Arthur
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- Beiträge: 1297
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- Wohnort: Bruchsal
Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Also das enttäuscht mich eigentlich etwas, denn diese Art ist eine der am leichtesten bestimmbaren Oenothera-biennis-agg-Sippen, zumindest wenn man meinen Schlüssel benutzt...
Zunächst: Nicht jede kleinblütige Nachtkerze ist Oenothera parviflora. Dieser Unfug kam durch die untaugliche Arteinteilung in etlichen Floren zustande, in denen parviflora als einzige Option mit kleinen Blüten übrig blieb. Meistens wird z. B. Oenothera deflexa oder pycnocarpa als "parviflora" kartiert.
Und das hier im Bild ist keine (!) sehr kleinblütige Sippe, denn die Blüten sind schon spät in der Saison, und da werden sie kleiner, außerdem sind sie schon halb verwelkt. Ich schätze hier eher so 20 mm morgens früh aufgeblüht, also mäßig klein. Peter lag da genau richtig. (Tipp: die Länge der Knospen ohne die Zipfel ist für die Abschätzung der Blütengröße zuverlässiger als die Blüten selber, wenn sie am Tag schon zusammengeschrumpft sind).
Oenothera subterminalis kann es ebenfalls nicht sein, denn diese gehört zum parviflora agg. (Rugglesia) und hätte ebenfalls U-förmige, am Boden deutlich getrennte Kelchzipfel. Unten zum Vergleich subterminalis-Knospen. Beim angefragten Exemplar spreizt nix, weder oben noch unten.
Aber ich kann weiterhelfen: das ist astreine Oenothera ersteinensis, eine typische Sippe des Südwestens, die auch heute noch in den Vogesen (hier auch weit hinauf in den Tälern) und in der mittleren bzw. südlichen Rheinebene, z. B. Offenburg, recht verbreitet vorkommt. Insofern passt Schramberg durchaus ins Bild. Gleichzeitig ist das eine charakteristische Sippe, die man recht gut abtrennen kann. Aber auch sie hybridisiert häufig.
Charakteristisch für ersteinensis ist:
- blutroter UND borstig-weißlich behaarter Stängel (bzw. die Borsten am Stängel haben eine rote Basis, aber weiße Spitzen). Ganze Pflanze lang borstig weißlich behaart. Allein diese Merkmalskombination reicht eigentlich normalerweise für "ersteinensis" schon aus (lediglich einige Spontanhybriden können noch täuschen).
- schwach diffus rötlich gefärbte Knospen, diese lang weißlich behaart
- ziemlich schmale und kurze, weißnervige oder schwach rotnervige, flache, auffällig dicke Blätter, nur die Ränder wellig verzogen
- lockerer Blütenstand (zugegeben, das sieht man am vorliegenden Exemplar nicht so gut), mäßig kleine Blüten (18-20 mm)
- die Kapseln rotstreifig (!) und rotborstig (sieht man andeutungsweise auf den oberen Bildern)
Hier noch eine Anleitung für meinen Oenothera-Schlüssel:
- KBl-Zipfel anliegend -> Ser. Oenothera
- Knospen deutlich rot gestreift, Stg deutlich rot punktiert bzw. ganz rot -> 4
- Klein- bis mittelblütig (< 25 mm) -> ersteinensis-Gruppe.
In der ersteinensis-Gruppe:
- Pfl lang abstehend borstlich behaart, Rhachis knallrot -> 2: ersteinensis s. str.
Und noch abschließend ein Kommentar zu "in unserer Region noch nie kartiert worden ist": die veröffentlichten Kartierungsdaten von Oenothera in Baden-Württemberg kann man durchweg in die Tonne treten, aus verschiedensten Gründen. Oenothera parviflora (s.str.) ist außerdem überhaupt in ganz BW verschollen.
Gruß Michael
Zunächst: Nicht jede kleinblütige Nachtkerze ist Oenothera parviflora. Dieser Unfug kam durch die untaugliche Arteinteilung in etlichen Floren zustande, in denen parviflora als einzige Option mit kleinen Blüten übrig blieb. Meistens wird z. B. Oenothera deflexa oder pycnocarpa als "parviflora" kartiert.
Und das hier im Bild ist keine (!) sehr kleinblütige Sippe, denn die Blüten sind schon spät in der Saison, und da werden sie kleiner, außerdem sind sie schon halb verwelkt. Ich schätze hier eher so 20 mm morgens früh aufgeblüht, also mäßig klein. Peter lag da genau richtig. (Tipp: die Länge der Knospen ohne die Zipfel ist für die Abschätzung der Blütengröße zuverlässiger als die Blüten selber, wenn sie am Tag schon zusammengeschrumpft sind).
Oenothera subterminalis kann es ebenfalls nicht sein, denn diese gehört zum parviflora agg. (Rugglesia) und hätte ebenfalls U-förmige, am Boden deutlich getrennte Kelchzipfel. Unten zum Vergleich subterminalis-Knospen. Beim angefragten Exemplar spreizt nix, weder oben noch unten.
Aber ich kann weiterhelfen: das ist astreine Oenothera ersteinensis, eine typische Sippe des Südwestens, die auch heute noch in den Vogesen (hier auch weit hinauf in den Tälern) und in der mittleren bzw. südlichen Rheinebene, z. B. Offenburg, recht verbreitet vorkommt. Insofern passt Schramberg durchaus ins Bild. Gleichzeitig ist das eine charakteristische Sippe, die man recht gut abtrennen kann. Aber auch sie hybridisiert häufig.
Charakteristisch für ersteinensis ist:
- blutroter UND borstig-weißlich behaarter Stängel (bzw. die Borsten am Stängel haben eine rote Basis, aber weiße Spitzen). Ganze Pflanze lang borstig weißlich behaart. Allein diese Merkmalskombination reicht eigentlich normalerweise für "ersteinensis" schon aus (lediglich einige Spontanhybriden können noch täuschen).
- schwach diffus rötlich gefärbte Knospen, diese lang weißlich behaart
- ziemlich schmale und kurze, weißnervige oder schwach rotnervige, flache, auffällig dicke Blätter, nur die Ränder wellig verzogen
- lockerer Blütenstand (zugegeben, das sieht man am vorliegenden Exemplar nicht so gut), mäßig kleine Blüten (18-20 mm)
- die Kapseln rotstreifig (!) und rotborstig (sieht man andeutungsweise auf den oberen Bildern)
Hier noch eine Anleitung für meinen Oenothera-Schlüssel:
- KBl-Zipfel anliegend -> Ser. Oenothera
- Knospen deutlich rot gestreift, Stg deutlich rot punktiert bzw. ganz rot -> 4
- Klein- bis mittelblütig (< 25 mm) -> ersteinensis-Gruppe.
In der ersteinensis-Gruppe:
- Pfl lang abstehend borstlich behaart, Rhachis knallrot -> 2: ersteinensis s. str.
Und noch abschließend ein Kommentar zu "in unserer Region noch nie kartiert worden ist": die veröffentlichten Kartierungsdaten von Oenothera in Baden-Württemberg kann man durchweg in die Tonne treten, aus verschiedensten Gründen. Oenothera parviflora (s.str.) ist außerdem überhaupt in ganz BW verschollen.
Gruß Michael
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Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Danke Michael, jetzt wo man es weiß kommt man auch bei BlumeninSchwaben zu der Art.
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
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- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Und wo muß man die knallrote Rhachis auf den Bildern suchen? An dern Blättern jedenfalls nicht?
Dominik
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- Registriert: Mi Jun 22, 2022 10:18 pm
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Re: Probleme mit einer Nachtkerze
Die Rhachis ist bei Oenothera der obere Teil des Stängels im Bereich des Blütenstands. Ich hab' das nicht erfunden, das ist halt Konvention. Gruß Michael