Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling (Wallis) und weitere Schmetterlinge

Hier könnt Ihr Euch vorstellen oder vom Thema abschweifen.
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Garibaldi
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Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling (Wallis) und weitere Schmetterlinge

Beitrag von Garibaldi »

Mal etwas Entomologisches. An einem Fluss im feuchten Schlamm gab es Schwärme von Bläulingen. Den Bläuling mit dem weißen Streifen halte ich nach BIldvergleich für Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling: https://lepiforum.org/wiki/page/Polyommatus_damon. Aber auf den Fotos ist mind. noch 1 weitere Art, eigentlich müsste man die Art doch an der Rückseite der Fügel erkennen können oder erinnere ich da falsch, dass das ein entscheidendes Bestimmungsmerkmal bei Bläulingen ist? Was sind dort für andere Arten auf den Bildern zu erkennen?
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Kraichgauer
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Re: Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling (Wallis) (?)

Beitrag von Kraichgauer »

Ja, bei Bläulingen kann man in der Regel eine Bestimmung nach der Unterseite vornehmen, zumindest in Gegenden, wo das Artenspektrum einigermaßen bekannt ist. Bei Agrodiaetus am Mittelmeer (z.B.) kommt man allerdings schnell an die Grenzen, aber Polyommatus (Agrodiaetus) damon im Wallis sollte eindeutig sein.

Die zweite Art mit den hellen OF-Unterseiten dürfte Polyommatus (Lysandra) coridon sein. Ich hab' jetzt zwar nicht mehr im Kopf, was sonst noch alles im Wallis rumfliegt (ich bin schon zu lange aus dem Thema draußen), aber der ist auf jeden Fall da häufig. Bei den Lysandras kommt es auch auf den Blauton der Oberseite an.

Auf Bild a4 in der Mitte sitzt noch eine dritte Art, könnte Aricia agestis sein. Da wäre allerdings eine Oberseite hilfreich - bei Aricia sind auch die Oberseiten dunkelbraun mit orangen Flecken.

Was die alle übrigens da machen, ist "Mudpuddling", und es sind nur Männchen. Die tanken nämlich salzhaltiges Dreckwasser und filtern die Salze raus. Das Klarwasser wird dann hinten wieder ausgeschieden, also geht es nicht ums Trinken per se (an sauberen Gebirgsbächen sieht man keine Falter). Die Salze werden dann bei der Paarung im Samenpaket an die Weibchen "übergeben", die sie für die Eier brauchen. So sparen sich die Weibchen die Mühe des Sammelns, und die Männchen sind noch für was Anderes als für die Begattung gut.
Der Drang nach Salz ist bei vielen Schmetterlingsmännchen extrem groß, so dass man in den Tropen in granitischen, mutterbodenarmen Schwarzwassergebieten Schmetterlinge mit Aas oder Fäkalien (beide ebenfalls salzig) ködern kann. Waschstellen von Indigenen am Fluss - mit seifenhaltigen Stellen - sind auch gut. Manchmal sitzen Falter in den Augenlidern von Krokodilen und saugen die Tränenflüssigkeit. Auch bei uns klappt das Anlocken: der sparsame Schwabe sch...t zum Schillerfalter-Anlocken einfach auf den Waldweg.

Gruß Michael
Garibaldi
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Re: Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling (Wallis) (?)

Beitrag von Garibaldi »

Vielen Dank für die Erläuterungen, ich werde die nächsten Tage nochmal stärker auf die Schmetterlinge achten, gerade liegt eine Kaltfront über dem Wallis und bei 5°C gibts keine Schmetterlinge. An dem Fluss waren vorher die Kühe von den umgebenden Almen und haben dort ihre Spuren hinterlassen. Nach den Erläuterungen wird das Grund für das "Mudpuddling" sein. Die Futterpflanzen der genannten Arten (Helianthemum, Hippocrepis und Onobrychis) habe ich auf den umgebenden Almen schon gesehen.
Das angehängte Bild ist ein paar Jahre älter, auch da gehts wohl im Salzsammeln, ist aber kein Bläuling (sondern möglicherweise der Schweizer Schillernde Mohrenfalter Erebia tyndarus, wobei man die grün glitzernden Flügel hier nicht gut erkennen kann, jedenfalls saugen diese Schmetterlinge gerne auch auf verschwitzten Wanderklamotten und Rucksäcken).
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Kraichgauer
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Re: Polyommatus damon Großer Esparsetten-Bläuling (Wallis) (?)

Beitrag von Kraichgauer »

Erebien in den Alpen zu bestimmen, ist eine Herausforderung und war auch zu meiner aktiven Lepizeit nicht einfach. Vom Photo her geht da oft nicht viel, normalerweise sicher nur mit Genitalpräparation, das geht aber heutzutage ohne Sammelgenehmigung nicht mehr.
Erebia tyndarus kann gut sein, die Art ist in der Regel recht häufig. Aber es gibt mehrere extrem ähnliche (und insgesamt in den Alpen sicher so 30-40 Erebien-Arten). Das mit dem grünen Schillern sagt nicht viel, das sieht man bei einigen Arten.

Das mit dem Kuhdung ist immer gut, aber normalerweise ist das Beste zum Mudpuddling eine möglichst schlammige, ältere, halb eingetrocknete Pfütze mitten auf dem Weg.

Gruß Michael
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