Stauden-Lein (Linum perenne)

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
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BlonBoah
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Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von BlonBoah »

Hallo zusammen,

bevor ich meine eigentlich (und erste) Nachricht schreibe, möchte ich mich kurz vorstellen:
Ich heiße Noah und beschäftige mich seit ca. 2 Jahren intensiv mit allen heimischen Pflanzen (ausgenommen Moose und Flechten; in Farne und Gräser arbeite ich mich gerade ein). Meine anderen Hobbys sind Schleimpilze (deshalb bin ich auch im Pilzforum.eu unterwegs), Musik und seit kurzem auch die Makro-Fotografie.
So, nun meine eigentliche Nachricht:

Bei einem kleinen Ausflug habe ich hier (48°55'35.9"N 9°09'29.4"E) am Wegesrand einen relativ großen Bestand des Stauden-Leins gefunden. Der Bestand zog sich ca. 15m am Weg entlang und wirklich immer nur am Weg und nicht weiter in die Streuobstwiese hinein.
Links von der Streuobstwiese ist ein (Mais-)Feld und rechts ein Golfplatz.
Bestimmt habe ich den Lein mit Schauer/Caspari 2020 (Der illustrierte Pflanzenführer - 11. Auflage).
Da ich gelesen habe, dass diese Art eine sehr seltene sein soll, frage ich mich nun, was man tun könnte um diesen Bestand zu schützen.

Ich freue mich auf Antworten!

Liebe Grüße
Noah

PS: Arten, welche in der Nähe des Leins wuchsen:
Kulturapfel (Malus domestica)
Bunte Kronwicke (Securigera varia)
Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)
Wilde Möhre (Daucus carota)
Süßgras 😅
Gewöhnliche Hornklee (Lotus corniculatus)
Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga)
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense)
Rotklee (Trifolium pratense)
Echte Brombeere (Rubus fruticosus agg.)
Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium)
Rote Hartriegel (Cornus sanguinea)
Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
Echter Dost (Origanum vulgare)
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Echte Labkraut (Galium verum)
Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)
Raukenblättrige Greiskraut (Jacobaea erucifolia)
Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris)
Kohl-Gänsedistel (Sonchus oleraceus)
Kleiner Odermennig (Agrimonia eupatoria)
Ackerwinde (Convolvulus arvensis)
Hopfenklee (Medicago lupulina)
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Kraichgauer
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von Kraichgauer »

Hallo Noah,

erst mal willkommen im Forum. Da Du ja noch Fragen zur Artbestimmung hast, verschieben wir den Post mal in die Anfragesektion.

Was Linum angeht, so ist das Problem, dass in "Grünmischungen" und "Blumensaatgut" mittlerweile viel Linum drin ist - auch in Weinbergsbegrünungsmischungen. Das sind oft dubiose Herkünfte. Natürlich kann da mal auch Linum perenne drin sein. Aber nach unserem heimischen, seltenen Linum perenne sehen diese Exemplare wirklich nicht aus. Mal sehen, was die Kollegen sagen, die echten L. perenne besser kennen. Ich vermute gerade an so einer Stelle, dass es aus Saatgut stammt (vielleicht auch vom Golfplatz).

P.S. In Weinbergen wird mittlerweile derart viel Linum ausgesät in den "Biobegrünungen", dass die früher praktisch ausgestorbenen, an Linum lebenden Blattkäfer mittlerweile ein richtiges Revival feiern und wieder viel häufiger zu finden sind.

Gruß Michael
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Anagallis
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von Anagallis »

Bis auf die Blütenfarbe (Kameraartefakt?) und den gedrungenen Wuchs paßt das ganz gut. Bei mir im Garten ist L. perenne jetzt über einen Meter hoch, stark gabelig verzweigt, spillerig und blüht bis zum Frost. Für eine Art, die in BW als ausgestorben geführt wird, gibt es überraschend viele, weit zerstreute Fundpunkte. Das spricht für Saatmischungen.

Für eine sichere Bestimmung muß man bei Linum auf Staubblätter und Griffel schauen: Diese sind hier sehr deutlich heterostyl (verschieden lang), was zum perenne agg. paßt. Man braucht aber auch genaue Details der Kelchblätter, und das geben die Bilder hier nicht her: Ist der Kelch hautrandig oder nicht, hat er Drüsen, Wimpern, Zähne am Rand, sind die inneren Kelchblätter länger als die äußeren und wie sieht ihre Spitze aus? (Textbeschreibung reicht nicht, wir bräuchten gute Bilder davon.)

Außerdem bleibt ein Restzweifel wegen der Jahreszeit. Das einzige Indiz, das gegen die häufige L. austriacum spricht, sind die beiden Fruchtstiele. Aber kann sich man darauf bei einer möglicherweise abgemähten und neu ausgetriebenen Pflanze im Oktober noch verlassen?

https://www.openstreetmap.org/?mlat=48. ... 6666666663

Ausgeschlossen ist es nicht. Ich würde nächstes Jahr nochmal hingehen. Zwischen Heidelberg und Frankfurt hat die Art wieder auffällig zugenommen, also warum nicht auch woanders?
Dominik
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BlonBoah
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von BlonBoah »

Hallo zusammen,
vielen Dank für eure Antworten!

Eine wichtige Info hatte ich ganz vergessen: Die Fotos der Blüten habe ich schon am 10. September gemacht und die der Früchte erst am 3. Oktober!

Dann werde ich auf jeden Fall nächstes Jahr wieder vorbeischauen und bessere Fotos machen.

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von Anagallis »

War gestern in der Gegend und habe mir die Pflanzen angeguckt. Das ist Linum austriacum. Die Fruchtstiele sind deutlich nach unten gebogen, und die Kelchblätter alle gleich lang.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von BlonBoah »

Hallo Dominik,
ok, wieder was gelernt!
Danke fürs Bestimmen!

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von Anagallis »

Du scheinst ja recht engagiert zu sein. Dann solltest Du erwägen, auf Textschlüssel statt Bildbände umzusteigen. Das ist einfach vollständiger und zubverlässiger, aber auch anfangs mühsam zu lernen. Für Deutschland nimmt man üblicherweise den Rothmaler Grundband. Insbesondere mit Gräsern kommt man mit Bildern nicht weit. Einen Onlineschlüssel gibt es hier:

http://blumeninschwaben.de/bestimmungsschluessel.htm

(Einstieg über die Familienübersicht oder über "Bestimmung".) Man muß sich aber bewußt sein, daß der bebilderte Schlüssel als Einmannprojekt nicht die Qualität haben kann wie die gedruckten Exkursionsfloren. Das heißt, er übersimplifiziert manchmal und ist nicht so detailreich.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von BlonBoah »

Hallo Dominik,

vielen Dank für deine Buchempfehlung und den Link!
Und ja, ich bin wirklich motiviert unsere heimische Flora besser kennenzulernen!

Ich hatte angedacht, mal das Buch "Die Flora von Deutschland. Alle heimischen Arten" von Tackenberg (2022) zu kaufen. Was hältst du von dem?

Wie gesagt, beschäftige ich mich auch (und viel intensiver) mit Schleimpilzen, für ich welche ich auch folgende Bücher habe:
Martin & Alexopoulos (1969) "The Myxomycetes"
Neubert, Nowotny, Baumann & Marx (1993-2000) "Die Myxomyceten"
Nannenga-Bremekamp (1974) "De Nederlandse Myxomyceten"

An Text- und dichotome Schlüssel bin ich also gewöhnt. ;)

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von Anagallis »

BlonBoah hat geschrieben: Do Okt 19, 2023 5:36 pm An Text- und dichotome Schlüssel bin ich also gewöhnt. ;)
Bilder und Schlüssel schließen sich ja nicht aus. Die Standardwerke sind der Rothmaler und seit kurzem die gedruckte Flora Germanica, die nahezu vollständig ist (4900 Taxa und 9000 Bilder) und nicht viel mehr kostet als das Buch von Tackenberg, das ich persönlich nicht kenne. Dazu gibt es auch die Webseite mit Bildern. (flora-germanica.de) Bei dem anderen Buch wäre auch zu klären, ob die Taxonomie auf dem neuesten Stand ist. Durch die Genetik hat sich schon viel geändert, und mit veralteten Informationen tut man sich vielleicht keinen Gefallen.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Stauden-Lein (Linum perenne)

Beitrag von BlonBoah »

Bilder und Schlüssel schließen sich ja nicht aus.
Klar, bei meiner Schleimpilz-Literatur sind auch immer Bilder oder Zeichnungen vorhanden.

Die beiden Bücher schaue ich mir auf jeden Fall mal an!

Liebe Grüße
Noah
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