Bestimmungsbücher

Neuveröffentlichungen, Anleitungen, Schlüssel, Vorstellungen von Unterscheidungsmerkmalen
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Anagallis
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von Anagallis »

Es ist jedenfalls enorm hilfreich, wenn man die Familie oder sogar Gattung aus Erfahrung hinbekommt. Die Schlüssel zur Bestimmung der Familie sind im Rothmaler (prinzipbedingt) recht groß und unhandlich.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von BlonBoah »

Anagallis hat geschrieben: Mi Okt 25, 2023 8:43 pm Es ist jedenfalls enorm hilfreich, wenn man die Familie oder sogar Gattung aus Erfahrung hinbekommt. Die Schlüssel zur Bestimmung der Familie sind im Rothmaler (prinzipbedingt) recht groß und unhandlich.
Hallo Dominik,
also viele Familien bekomme ich schon hin, würde ich behaupten, aber um die anderen Merkmale zu lernen muss ich ja wohl oder übel den Schlüssel benutzen, bis ich die kenne.

Liebe Grüße
Noah
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BlonBoah
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von BlonBoah »

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für eure Empfehlung! Den Rothmaler Grundband und Atlasband habe ich mir jetzt zugelegt und ich bin mehr als zufrieden!
Mit den Büchern werde ich auf jeden Fall lange Freude haben und mit dem Schlüssel komme ich gut zurecht!

Eine Frage hätte ich:
In dem Buch wird ja auch, falls vorhanden, auf Bastarde hingewiesen. Wie sehe ich einer Pflanze jedoch an, ob sie ein Bastard ist?
Einen Bastard könnte ich doch höchstens bis zu Gattung schlüsseln, oder?

Ich freue mich auf Antworten!

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von Anagallis »

BlonBoah hat geschrieben: Do Nov 02, 2023 2:55 pm In dem Buch wird ja auch, falls vorhanden, auf Bastarde hingewiesen. Wie sehe ich einer Pflanze jedoch an, ob sie ein Bastard ist?
Einen Bastard könnte ich doch höchstens bis zu Gattung schlüsseln, oder?
Die Listen der Hybriden sind im Rothmaler auch nicht vollständig. Manchmal sieht man es gleich, in anderen Fällen ist die Hybridenerkennung morphologisch schwer bis unmöglich (Veilchen!). Man kann bei uneindeutigen Pflanzen mit den Schultern zucken und sie unbestimmt lassen. Ansonsten braucht man oft Spezialliteratur, ein Labor für Zytologie/Genetik, eine Expertin oder Mut zur Falschbestimmung.
Dominik
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botanix
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von botanix »

Hallo,

Hybriden sind mal leicht, mal schwer zu erkennen. Das liegt vor allem daran, wie nahe sich die Elternarten stehen und ob es bei den Eltern klar trennende Eigenschaften gibt oder nicht. Manche Hybriden haben keinen oder einen schlechten Fruchtansatz, andere sind voll fertil. Jedoch gibt es auch Arten mit schlechtem Fruchtansatz oder er ist wetterbedingt in diesem Jahr gering, es lässt sich nicht verallgemeinern, es kann ein Indiz sein.
Einige Hybriden lassen sich sicher nur an der Chromosomenzahl oder molekulargenetisch unterscheiden.
Generell muss man sich vergegenwärtigen, dass Schlüsselmerkmale wie z.B. Blattbreite 5-10 mm versus 10-20 mm erstmal Trennschärfe suggerieren, aber die Pflanzen sind variabler als der Schlüssel "erlaubt". Je nachdem ob gut versorgt oder sehr mager, trocken stehend oder auch spät im Jahr gekeimte Pflanzen, können die Pflanzen erhebliche habituelle Unterschiede aufweisen, die in ihrer vollen Breite im Schlüssel nicht berücksichtigt werden können, da sonst der Überlappungsbereich der Merkmale zu groß wird, der Schlüssel unbrauchbar.
Beim Vergleich der Merkmale ist zu berücksichtigen, ob es sich um eine üppige Prachtpflanze handelt oder einen Kümmerling. Im vegetativen Bereich schwanken die Merkmale meist stärker als im generativen Bereich. Blütengröße oder Samengröße bleiben relativ einheitlich, aber gegen Ende der Blütezeit werden die Blüten meist kleiner. Eine üppige Pflanze produziert in der Regel keine Riesenblüten oder -samen, sondern einfach mehr davon.
Erstmal würde ich prüfen ob die Schlüsselmerkmale mehrheitlich zu einer Art passen, dabei mehrere Pflanzen vergleichen, besonders üppige oder kümmerliche Pflanzen dabei meiden (siehe oben und am Schluß). Sollte sich der Verdacht auf eine Hybride verstärken, macht es Sinn die Elternarten mit in den Vergleich zu nehmen.
Auch wenn im Rothmaler bei etlichen Hybriden Angaben für selten, zerstreut oder verbreitet gemacht werden, darf man dies nicht im Sinne von verbreitet = häufig = viele Exemplare interpretieren. Es sind meist einzelne oder wenige Pflanzen in vereinzelten (größeren) Populationen der Eltern, aber die Hybriden werden immer wieder mal im Land gefunden, wo sich die Elternarten in Erreichbarkeit der Bestäuber befinden, jedoch längst nicht in jeder Population!

Quintessenz: Bei (vermeintlich) abweichenden Exemplaren immer sorgfältig die Schlüsselmerkmale vergleichen, auch Beschreibungen der ganzen Pflanze (z.B. im Hegi oder den Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs oder http://blumeninschwaben.de/) zu Rate ziehen, ob es nicht doch in die Variationsbreite der einen oder anderen Elternart passt. Dabei hilft gleich vor Ort mit anderen Pflanzen der Elternarten direkt zu vergleichen. Unter Schädlingsbefall krüppelig gewachsene oder unter Trittbelastung stehende oder mehrfach abgemähte Pflanzen oder herbstliche Nachblüher sind oft untypisch entwickelt. Damit macht man sich das Leben schwer!

Ich hänge mal vier Fotos an, die zwei Blattserien dreier Viburnum-Sippen zeigen, die Hybride ist im direkten Vergleich plusminus intermediär, aber in der Blattform doch V. lantana näher und nicht so stark weißfilzig wie V. rhytidophyllum. Ohne die Eltern zum Vergleich gar nicht so einfach zu erkennen, insbesondere zu V. lantana. Die Blätter von V. lantana sind deutlich fühlbar dünner und weicher als die Hybride und V. rhytidophyllum.

Gruß
Peter
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alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
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BlonBoah
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Re: Bestimmungsbücher

Beitrag von BlonBoah »

Hallo Dominik und Peter,

vielen Dank für eure Antworten! Das hilft mir schonmal sehr weiter!
Bei Fragen werde ich mich wieder melden. :D

Liebe Grüße
Noah
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