Forum Flora Germanica

@Dominik:
Du hattest mir letztes Jahr fünf Proben geschickt, darunter auch P. cypria

Oh, das hatte ich nicht mehr im Kopf. Ja, dann schick' doch mal mit dem nächsten Schwung cypria/trituberculata/sativa zurück, dann geht das hier leichter von der Hand.

Hallo,

die Probenuntersuchung durch Dominik hat bislang hauptsächlich (64x) Portulaca papillatostellulata und wenige (5x) P. oleracea s.str. ergeben. Drei Belege waren Mischbelege beider Sippen. Man hätte mehr Sippen erwartet, P. cypria und P. trituberculata waren schließlich 2023 auch gefunden worden.
Letzten Sonntag habe ich auf dem A6-Parkplatz Hockenheim beim Pausenstop noch zwei Pflanzen (Proben GPo41 + GPo42) gesammelt. GPo41 enthielt genügend Samen, so wurde selbst ein Nagellackabzug hergestellt. Zum Schluß gab es noch eine kleine Überraschung.
Samen im Auflicht des Binokulars bei 20x: Die Samengröße schwankt zwischen 0,74 mm beim kleinen unreifen rötlichen Samen oberhalb der Mitte und 0,94 mm beim angeschnittenen Samen bei 13 Uhr. Die Mehrzahl der Samen hatte 0,83-0,84 mm Größe. Entlang der Rückenlinie sind lange Tuberkel zu erkennen.
Meine Fotos mit dem Handy durchs Mikroskop-Objektiv zeigen nur eine ganz kleine Schärfenebene (man muss an der Höheneinstellung des Mikroskops drehen um den dreidimensionalen Abdruck des Samenkorns im Lack quasi scheibchenweise zu durchfahren).
Im Durchlicht am Mikroskop sieht es dann so aus: Bei 100-facher Vergrößerung sind auf der Seitenfläche lange puzzleförmige Zellen ohne Papillen und Tuberkel zu sehen, die zum Rücken hin in mehr rundliche puzzle-Zellen mit einem recht langen, spitzen Tuberkel übergingen. Nach Durchsicht verschiedener Artikel zum Portulaca oleracea agg. vermuten wir Portulaca sicula, bisher noch nicht aus Deutschland gemeldet. Von gleicher Struktur der Samenoberfläche ist P. africana, die sich jedoch durch kleinere Samen (0,60-0,75 mm) unterscheiden soll. Walter et al. (Botanical Journal of the Linnean Society, 2015, 179, 144–156.) sehen die Samengröße nicht als Trennmerkmal an, da sie bei Sippen mit gleicher Oberflächenstruktur kontinuierlich variiert. Fasst man danach beide Sippen zusammen, wäre P. africana der ältere Name.

Gruß
Peter

In der Tat, das ist eine ganz verrückte Samenstruktur, so was gab es bei uns hier bisher noch nicht... Ich werd' mal gleich in WorldPlants africana und sicula zusammenwerfen.

Gruß Michael

@Peter: Die Post läßt sich weiter Zeit. Es ist noch nichts angekommen.

Ich hab' die Art auch gleich in den Online-Nachtrag zur FG aufgenommen, wenn sie hier schon erwähnt ist. Gruß Michael

Die Samen sind angekommen unter dem Bino sieht es deutlich anders aus als P. oleracea oder P. cypria. Das ist eindeutig eine andere Sippe. Mit dem Danin-Schlüssel komme ich auf P. africana/sicula. Ersteres wenn man das Splitten der Sippen nach Samengröße ablehnt. Auf der Fläche sehen die Testazellen wie bei o. aus, auf dem Rücken etwa wie bei cypria aber mit längeren, spitzen Tuberkeln.

Beim zweiten Beleg hast Du das Kunststück fertiggebracht, einen Samen der obigen Sippe, einen von P. papillatostellulata und zwei Spergula-Samen (oder so ähnlich) zu schicken.

Hallo,

...und das bei weniger als 10 Samen
Das hing wohl alles an dem 5 cm Stück das ich von der kleinen Pflanze GPo42 an der Bordsteinkante mitgenommen habe. War ja nicht viel in der Tüte was herausgerollt kam, als ich die Falttüte für dich befüllte.

Aber schön, das du nach Mikroskop Durchsicht zum gleichen Ergebnis für GPo41 kommst. Der Gedanke auf dieser Fahrt ein paar Tüten zum Portulak sammeln mitzunehmen hatte sich schon mit der ersten Probe voll gelohnt. Damit hatten wir alle nicht mehr gerechnet.

Nächstes Jahr sollten wir früher mit Proben sammeln anfangen

Gruß
Peter

Es ist vor allem nett, wenn man in dem ganzen Chaos mal einen neuen Typus findet, der ziemlich eindeutig ist. Damit hatte ich eigentlich gar nicht gerechnet.
Verschleppung entlang der Autobahnen ergibt bei dem Zeugs jede Menge Sinn. Vielleicht sollte man öfters mal die Autobahnraststätten absuchen.
Gruß Michael

Kraichgauer hat geschrieben: Fr Nov 22, 2024 9:12 pm Verschleppung entlang der Autobahnen ergibt bei dem Zeugs jede Menge Sinn. Vielleicht sollte man öfters mal die Autobahnraststätten absuchen.

In diesen Fall ist an den beiden Raststätten bei Hockenheim das (oder war's letztes?) Jahr wie wild gebaut worden. Damit kann es auch zusammenhängen. Ich meine, in der Baustelle stand auch irgendein neophytisches Eragrostis; Uwe hatte das im Vorbeifahren gesehen, als wir zusammen unterwegs waren.

botanix hat geschrieben: Fr Nov 22, 2024 8:55 pm ...und das bei weniger als 10 Samen

Auf dem Objektträger sind nur zwei Protulaksamen angekommen.