Hallo zusammen,
ich bin dieser Tage bei Landsberg/SK über eine der rotfrüchtigen Kuhblumen gestolpert. Gesellig auf flachgründigem sandigen Boden (Steinsand, der Untergrund ist Porphyr). Meist an Gebüschsäumen, also nicht ganztägig in praller Sonne. Recht wärmebegünstigte Gegend, aber kein eigentliches Trockengebiet.
Achänen:
Blätter manchmal mit fast deltoidem Ende, manchmal spießförmig. Seitenlappen z. T. sichelförmig, z. T. zurückgebogen-dreieckig. Liegt evtl. an der Sonneneinstrahlung am Standort.
So viel einschlägige Literatur habe ich nicht und bin mir nicht sicher: Taraxacum rubicundum oder lacistophyllum oder was ganz anderes?
Danke schon mal!
Beste Grüße,
Andreas
Taraxacum, Erythrosperma
Forumsregeln
Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Tja, bei Erythrospermen wachsen häufig mehrere Arten durcheinander, so auch hier. Das macht es nicht einfacher.
Tara b ist lacistophyllum. Siehe die jungen Blätter mit den ungezähnten langen Kleiderbügeln vorne. Auch an der Saale-Unstrut die häufigste Art.
Tara a ist was Anderes:
- rubicundum hätte schmale und kurze, regelmäßige Kleiderbügel-Stapel.
- tortilobum hätte hellbraune Achänen.
- plumbeum hätte mittelbraune Achänen ohne viel Rot, außerdem regelmäßige 3eckige Lappen.
Bleiben von den häufigeren Arten noch parnassicum und bellicum. Die Unterscheidung fällt mir immer schwer. Im vorliegenden Fall glaube ich aber, es ist ein parnassicum, wegen der rotbraunen Achänen und dem +/- 3eckigen Endlappen. Bellicum hätte hell rotbraune Achänen und intensiv rotviolette äußere Hüllblätter. Außerdem ist an Saale-Unstrut parnassicum wohl häufiger als bellicum.
Anbei ein Vergleichsbild eines parnassicum (von P. Kirchmeier bestätigt) von Zscheiplitz/Unstrut, das ist nicht weit weg, allerdings über Kalk. Ich hatte ihn an der Saale aber auch über Porphyr.
Und außerdem noch ein Vergleichsbild, wie bellicum aussehen muss. Man beachte die äußeren Hüllblätter.
Gruß Michael
Tara b ist lacistophyllum. Siehe die jungen Blätter mit den ungezähnten langen Kleiderbügeln vorne. Auch an der Saale-Unstrut die häufigste Art.
Tara a ist was Anderes:
- rubicundum hätte schmale und kurze, regelmäßige Kleiderbügel-Stapel.
- tortilobum hätte hellbraune Achänen.
- plumbeum hätte mittelbraune Achänen ohne viel Rot, außerdem regelmäßige 3eckige Lappen.
Bleiben von den häufigeren Arten noch parnassicum und bellicum. Die Unterscheidung fällt mir immer schwer. Im vorliegenden Fall glaube ich aber, es ist ein parnassicum, wegen der rotbraunen Achänen und dem +/- 3eckigen Endlappen. Bellicum hätte hell rotbraune Achänen und intensiv rotviolette äußere Hüllblätter. Außerdem ist an Saale-Unstrut parnassicum wohl häufiger als bellicum.
Anbei ein Vergleichsbild eines parnassicum (von P. Kirchmeier bestätigt) von Zscheiplitz/Unstrut, das ist nicht weit weg, allerdings über Kalk. Ich hatte ihn an der Saale aber auch über Porphyr.
Und außerdem noch ein Vergleichsbild, wie bellicum aussehen muss. Man beachte die äußeren Hüllblätter.
Gruß Michael
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Hallo Michael,
herzlichen Dank für deine Ausführungen!
Es wäre auch zu schön gewesen. wenn die Pflanzen hübsch sortiert wachsen würden. Wenigstens lag ich mit lacistophyllum nicht total daneben. Die Blattform hatte mich etwas wuschig gemacht, aber ich glaubte, Übergänge zu sehen. Also werde ich mich nochmals in die Spur machen und den (nicht sehr ausgedehnten) Bestand kritisch betrachten.
Zum Glück ist es nicht weit entfernt; nur die 100 Stufen sind eine Herausforderung. Auf alle Fälle melde ich mich wieder, wenn ich einen Überblick habe.
Beste Grüße,
Andreas
herzlichen Dank für deine Ausführungen!
Es wäre auch zu schön gewesen. wenn die Pflanzen hübsch sortiert wachsen würden. Wenigstens lag ich mit lacistophyllum nicht total daneben. Die Blattform hatte mich etwas wuschig gemacht, aber ich glaubte, Übergänge zu sehen. Also werde ich mich nochmals in die Spur machen und den (nicht sehr ausgedehnten) Bestand kritisch betrachten.
Zum Glück ist es nicht weit entfernt; nur die 100 Stufen sind eine Herausforderung. Auf alle Fälle melde ich mich wieder, wenn ich einen Überblick habe.
Beste Grüße,
Andreas
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Hallo zusammen,
und natürlich speziell Michael.
Ich habe den Standort der Rotfrüchtigen nochmals aufgesucht. Und ich muss mich dringend als Depp outen. Klar sind das zwei Arten, und ich habe das vor Ort nicht realisiert sondern unter Variabilität abgehakt. Noch steht alles in voller Blüte: Soooo durcheinander wachsen die gar nicht, jedoch gibt es eine Überlappung - und mit zielsicherem Instinkt habe ich genau dort gesucht. Also, T. lacistophyllum ist klar. Nun ist aber noch die zweite Art im Spiel. Hüllblätter sind abstehend, grün, schmal weiß gerandet. Laubblätter: Die Achänen (Körper) sind etwas heller und größer als von lacistophyllum, so um 2,8-3 mm, die Pyramide 0,5-0,75 mm, das Rostrum 6-6,5 mm. Die Narben sind schmutzig gelblich. Bei der Frage nach Pollen muss ich die Stirn in Falten legen. Gestaubt hat jedenfalls nichts. Mein Mikro ist eingemottet, aber wenn alles nichts hilft, montiere ich das wieder. Der Weg "ohne Pollen" erwies sich als m.M. nach zielführender. Für meine Schlüsselversuche stehen mir zu Gebote nur die Flora Thürigen (da lande ich gleich bei parnassicum), Flora Sachsen (parnassicum) und der alte Doll (silesiacum, jetzt wohl zu parnassicum). Auch die beigegebenen Abbildungen sind stimmig. Insofern ist T. parnassicum die beste Option. Hat Michael ja gleich gesagt...
Zumindest gab es am Fundort eine gute Aussicht, wenn man mal nicht auf den Knien herumrutscht. Übrigens, wenn die Erdkrümmung nicht wäre, könnte man am Horizont den Ural sehen. Beste Grüße,
Andreas
und natürlich speziell Michael.
Ich habe den Standort der Rotfrüchtigen nochmals aufgesucht. Und ich muss mich dringend als Depp outen. Klar sind das zwei Arten, und ich habe das vor Ort nicht realisiert sondern unter Variabilität abgehakt. Noch steht alles in voller Blüte: Soooo durcheinander wachsen die gar nicht, jedoch gibt es eine Überlappung - und mit zielsicherem Instinkt habe ich genau dort gesucht. Also, T. lacistophyllum ist klar. Nun ist aber noch die zweite Art im Spiel. Hüllblätter sind abstehend, grün, schmal weiß gerandet. Laubblätter: Die Achänen (Körper) sind etwas heller und größer als von lacistophyllum, so um 2,8-3 mm, die Pyramide 0,5-0,75 mm, das Rostrum 6-6,5 mm. Die Narben sind schmutzig gelblich. Bei der Frage nach Pollen muss ich die Stirn in Falten legen. Gestaubt hat jedenfalls nichts. Mein Mikro ist eingemottet, aber wenn alles nichts hilft, montiere ich das wieder. Der Weg "ohne Pollen" erwies sich als m.M. nach zielführender. Für meine Schlüsselversuche stehen mir zu Gebote nur die Flora Thürigen (da lande ich gleich bei parnassicum), Flora Sachsen (parnassicum) und der alte Doll (silesiacum, jetzt wohl zu parnassicum). Auch die beigegebenen Abbildungen sind stimmig. Insofern ist T. parnassicum die beste Option. Hat Michael ja gleich gesagt...
Zumindest gab es am Fundort eine gute Aussicht, wenn man mal nicht auf den Knien herumrutscht. Übrigens, wenn die Erdkrümmung nicht wäre, könnte man am Horizont den Ural sehen. Beste Grüße,
Andreas
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Kannst Du bedenkenlos als parnassicum ablegen. Der ist auch im Gelände von lacistophyllum sofort zu trennen, wie Du ja gesehen hast. Die Lappen sind ziemlich regelmäßig 3eckig und kaum gezähnt, wie man sieht. Außerdem ist das meist eine recht robuste Art.
Was es bei Euch in der Ecke sonst noch gibt, sind rubicundum (häufig, v. a. über Kalk, kurze und viele Kleiderbügel), plumbeum (zerstreut, braune Achänen, behaarte Blätter) und tortilobum (selten, 3dimensionale Blätter, hellbraune Achänen), evtl. auch bellicum (franconicum).
Zur Verkomplettierung des Spektrums anbei noch Vergleichsbilder der anderen Arten (von plumbeum habe ich keine Aufnahmen an der Saale gemacht). Bellicum und parnassicum siehe oben.
Gruß Michael
Was es bei Euch in der Ecke sonst noch gibt, sind rubicundum (häufig, v. a. über Kalk, kurze und viele Kleiderbügel), plumbeum (zerstreut, braune Achänen, behaarte Blätter) und tortilobum (selten, 3dimensionale Blätter, hellbraune Achänen), evtl. auch bellicum (franconicum).
Zur Verkomplettierung des Spektrums anbei noch Vergleichsbilder der anderen Arten (von plumbeum habe ich keine Aufnahmen an der Saale gemacht). Bellicum und parnassicum siehe oben.
Gruß Michael
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Hallo Michael,
herzlichen Dank für deine Bestätigung und die Erläuterungen!
Nun bin mal gespannt, ob mir irgendwann noch weitere rotfrüchtige Arten unterkommen. Immerhin habe ich ein halbes Jahrhundert bis zur ersten gebraucht (plumbeum). Mit der Saale/Unstrut-Gegend hat meine Ecke nichts zu tun. Siehe Panorama-Bild oben.
Beste Grüße,
Andreas
herzlichen Dank für deine Bestätigung und die Erläuterungen!
Nun bin mal gespannt, ob mir irgendwann noch weitere rotfrüchtige Arten unterkommen. Immerhin habe ich ein halbes Jahrhundert bis zur ersten gebraucht (plumbeum). Mit der Saale/Unstrut-Gegend hat meine Ecke nichts zu tun. Siehe Panorama-Bild oben.
Beste Grüße,
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Re: Taraxacum, Erythrosperma
Na ja, aber aus der Sicht des Südwestlers gerade auf der anderen Seite von Halle, oder? Und eine Porphyrlandschaft habt Ihr auch.Andreas Melzer hat geschrieben: ↑Di Mai 16, 2023 3:36 pm Mit der Saale/Unstrut-Gegend hat meine Ecke nichts zu tun. Siehe Panorama-Bild oben.
Im Übrigen ist die Rheinebene genauso flach, und bei uns im Kraichgau gilt der Michaelsberg mit 269 m schon als "Berg".
Gruß Michael