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Schöllkraut, Chelidonium majus, ungewöhnliche Form

Verfasst: Sa Mai 20, 2023 10:52 pm
von Cymbalaria
Schöllkraut kenne ich mein Leben lang, habe es unzählige Male gesehen. Heute habe ich neben anderen Exemplaren von "normalem" Schöllkraut zum ersten Mal eine Pflanze mit geschlitzten Blütenblättern und Blättern gesehen. Ist "geschlitzt" der korrekte Begriff? Ich füge ein Foto der Pflanze bei.
Fundort: ein kleiner botanischer Gartenbereich im Kurpark Unna-Königsborn (PLZ: 59425).
In keinem meiner Wildblumenbücher, auch nicht in Ulmers "Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands" habe ich einen Hinweis auf diese Sonderform gefunden. Im Internet gibt es unter vielen Schöllkraut-Fotos nur ein einziges, auf dem die abgebildete Pflanze der von mit gefundenen ähnlich sieht.
Mich interessiert, ob die besondere Form bekannt ist, ob sie vielleicht an anderen Orten verbreiteter ist, ob sie zufällig entstanden oder eine für den Garten gezüchtete Besonderheit ist.
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
IMG_4375.JPG (260.03 KiB) 1931 mal betrachtet
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
IMG_4375.JPG (260.03 KiB) 1931 mal betrachtet
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
Schöllkraut, ungewöhnliche Form, 20.05.2023
IMG_4375.JPG (260.03 KiB) 1931 mal betrachtet

Re: Schöllkraut, Chelidonium majus, ungewöhnliche Form

Verfasst: Sa Mai 20, 2023 11:07 pm
von Anagallis
Dazu steht was im Hegi:
var. tenuifolium Lilj. (Utkast SV. Flora (1729) 177) (= var. laciniatum (Mill.) Koch 1833; = Chelidonium laciniatum Mill. 1768; = var. quercifolium Thuill. 1799). Blätter zart, oft mit verkürzter Rachis, Fiedern, besonders an den oberen Blättern, tief eingeschnitten, mit spitzen Kerbzähnen, gestielt, höchstens die beiden obersten herablaufend. Kronblätter spitz-fiederschnittig. Diese Rasse wurde schon von Clusius 1601 aus Heidelberg beschrieben, diente DeVries als ein Beispiel für seine Mutationstheorie und wurde von Heil und Uittien genetisch erforscht. Das entschei­dende Allelenpaar LI ist homozygotisch rezessiv vertreten, daher die dominante Normalform in der Natur häufiger. Es verbindet sich gern mit Mm, das eine Verkürzung der Blattspindel bewirkt (Abb: bei Reichenbach, Icones Florae Germ, et Helv. 3 (1838) Taf. 10). Anatomisch kommt die Schlitzblättrigkeit dadurch zustande, daß nach Gliederung der jungen Blattanlage Zellgruppen des Blattinnern aufhören, sich zu teilen, daher das Flächenwachstum des Blattes zurückbleibt (Fast in Ber. D. Bot. Ges. 66 (1953) 188). - Hierher gehören: var. laciniatum (Mill.) Koch f. acutiloba Abb. 1 Fast a. a. O. 190 (= f. quercifolia Fast a. a. O. 191; = f. multifida Fast a. a. 0 .; = var. tenuifolium Retz. (1779) f. multifidum Law. a. a. O. Auch für diese Namen gilt Widders Kritik. Obendrein zeigen die von Fast zitierten Belege im Münchner Herbar nicht die von ihr beschriebenen Unterschiede gegeneinander).

Re: Schöllkraut, Chelidonium majus, ungewöhnliche Form

Verfasst: Mo Mai 22, 2023 9:15 am
von Cymbalaria
Vielen Dank für die ausführliche Antwort, die ich mir als Botanik-Liebhaberin, aber -Laie, noch einmal g a n z aufmerksam durchlese.
Schöne Grüße aus dem Grünen, am Tag der - schwindenden - Artenvielfalt,
Waltraud/cymballaria