Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
-
- Beiträge: 1641
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 10:18 pm
- Wohnort: Bruchsal
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Es gibt nur im Alpenbereich andere Arten mit einfachen Köpfen. P. officinarum ist sehr variabel, früher hat man Hunderte von "Unterarten" beschrieben, die aber nicht mehr anerkannt werden. Gruß Michael
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Hallo Michael,
da muss ich aber Einspruch erheben!
Pilosella peleteriana gibt es auch noch und diese wird sogar vom R2 für den Kyffhäuser angegeben.
Allerdings lässt dieses Foto keine Unterscheidung zu, dafür bräuchten wir eine Aufnahme der Hülle. Allenfalls hierax könnte dazu was fundiertes sagen. Meine Kenntnisse beschränken sich auf einen Fund in der Schweiz vor 20 Jahren.
Gruß
Peter
da muss ich aber Einspruch erheben!
Pilosella peleteriana gibt es auch noch und diese wird sogar vom R2 für den Kyffhäuser angegeben.
Allerdings lässt dieses Foto keine Unterscheidung zu, dafür bräuchten wir eine Aufnahme der Hülle. Allenfalls hierax könnte dazu was fundiertes sagen. Meine Kenntnisse beschränken sich auf einen Fund in der Schweiz vor 20 Jahren.
Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Das stimmt schon aber ich gehe hier jede Wette ein, dass es P. officinarum ist. Ich habe kürzlich erst peleteriana am Rotenfels im Nahetal gesehen. Die Blätter sind deutlich gräulicher und auch die Blüte von oben sieht anders aus. Aber natürlich ist die Kelchbehaarung das entscheidende Merkmal.botanix hat geschrieben: ↑Fr Jun 09, 2023 8:54 am Hallo Michael,
da muss ich aber Einspruch erheben!
Pilosella peleteriana gibt es auch noch und diese wird sogar vom R2 für den Kyffhäuser angegeben.
Allerdings lässt dieses Foto keine Unterscheidung zu, dafür bräuchten wir eine Aufnahme der Hülle. Allenfalls hierax könnte dazu was fundiertes sagen. Meine Kenntnisse beschränken sich auf einen Fund in der Schweiz vor 20 Jahren.
Gruß
Peter
-
- Beiträge: 1641
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 10:18 pm
- Wohnort: Bruchsal
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Außerdem sind die Blätter dieses Exemplars zu breit für P. peleteriana. Aber ich gebe zu, P. peleteriana ist auch von der Saale gemeldet. Hätte also sein können. Gruß Michael
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Bitte ein bischen Geduld mit der Fortsetzung des Berichts. Ich liege grade im Botanisierkoma und komme zwischen Kartierungen und Exkursionen kaum noch dazu, die Belege zu bestimmen und zu verserorgen. Spätestens am Montag geht's weiter.
Dominik
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Lunzberge (NSG)
Zurück durch Halle auf die Westseite der Saale liegt das NSG Lunzberge, westlich des Ortsteils Letting. Das sind wieder bessere Bodenwellen, vielleicht zehn Meter höher als die Spatenberge. Es gab hier viel bereits Bekanntes, aber auch einige Neuigkeiten.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 73/11.9001
Am Aufstieg auf den südlichen Berg gibt es wieder einige Muscari tenuiflorum sowie diese Potentilla alba. Das überraschte mich doch, weil ich sie bisher nur von frischen Standorten kannte.
Myosotis stricta ist eine Bekannte aus der Oberrheinebene.
Der deutlich behaarte Ranunculus illyricus ließ sich auf der Reise nur hier finden:
Die häufige Anacamptis morio war im Wesentlichen durch. Nur wenige Exemplare blühten noch.
Und der nichtblühende, trockenheitsgeschädigte Hybrid Potentilla x subarenaria = P. incana x verna. Man erahnt die gemischte Behaarung der Eltern.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 73/11.9001
Am Aufstieg auf den südlichen Berg gibt es wieder einige Muscari tenuiflorum sowie diese Potentilla alba. Das überraschte mich doch, weil ich sie bisher nur von frischen Standorten kannte.
Myosotis stricta ist eine Bekannte aus der Oberrheinebene.
Der deutlich behaarte Ranunculus illyricus ließ sich auf der Reise nur hier finden:
Die häufige Anacamptis morio war im Wesentlichen durch. Nur wenige Exemplare blühten noch.
Und der nichtblühende, trockenheitsgeschädigte Hybrid Potentilla x subarenaria = P. incana x verna. Man erahnt die gemischte Behaarung der Eltern.
Dominik
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Amsdorf, Salzwiesen
Oder vielleicht ist das Fingerkraut auch P. puberula Krasan = P. pusilla Host. Ein artgewordener Hybride der beiden genannten Arten.
Kurz nach sechs, also noch reichlich Zeit für weitere Gebiete. Der nächste Tag sollte der Gegend um den Salzigen See und den Süßen See westlich von Halle gewidmet sein.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 56/11.6897
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 59/11.6722
Der NABU weiß nur Gutes vom Salzigen See zu berichten:
https://naturerbe.nabu.de/naturparadies ... index.html
Das LVWA Sachsen-Anhalt schreibt:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 5/11.73921
Am Rand des Wegs im Norden gibt es - etwas versteckt an der Böschung - eine Kolonie Allium cristophii, eine beliebte Zierpflanze. Eine rasche Zählung ergab 39 blühende Stengel.
Etwas weiter im Westen, am Einstieg in die Wiese wuchs Tragopogon dubium. Das Foto ist vom nächsten Morgen; abends blühen die nicht.
Mit Carex otrubae war die ganze Wiese voll:
In Traktorspuren wuchsen Glaux maraitima und Apium graveolens. Der Sellerie wächst auch in größerer Zahl in einem Graben unter einer B80-Brücke etwas weiter im Osten.
Die erhofften Carex secalina und Bolboschoenus maritimus wurden leider nicht gefunden.
Kurz nach sechs, also noch reichlich Zeit für weitere Gebiete. Der nächste Tag sollte der Gegend um den Salzigen See und den Süßen See westlich von Halle gewidmet sein.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 56/11.6897
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 59/11.6722
Der NABU weiß nur Gutes vom Salzigen See zu berichten:
https://naturerbe.nabu.de/naturparadies ... index.html
Das LVWA Sachsen-Anhalt schreibt:
Einige Kilometer östlich liegen Salzwiesen bei Amsdorf, südlich der B80.Das Gebiet gehört zum Teutschenthaler Sattel.
Im Untergrund standen großflächig salzhaltige Gesteine an. Infolge von Salzauslaugungen senkte sich die Oberfläche des Gebietes und führten u.a. zur Ausbildung des Salzigen Sees.
Nach massiven Wassereinbrüchen im Kupferschieferbergbau Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Salzige See trockengelegt und seitdem der Wasserstand über ein Pumpsystem reguliert. Die im Untergrund zirkulierende Wässer verstärkten die Subrosion der salinaren Gesteine, was wiederum starke und ungleichmäßige Senkungen und Erdfälle im Umfeld des Sees zur Folge hatte.
Nach Einstellung des Bergbaues kam es trotz des Pumpenbetriebes zur Vernässung von Teilflächen des ehemaligen Seebodens.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 5/11.73921
Am Rand des Wegs im Norden gibt es - etwas versteckt an der Böschung - eine Kolonie Allium cristophii, eine beliebte Zierpflanze. Eine rasche Zählung ergab 39 blühende Stengel.
Etwas weiter im Westen, am Einstieg in die Wiese wuchs Tragopogon dubium. Das Foto ist vom nächsten Morgen; abends blühen die nicht.
Mit Carex otrubae war die ganze Wiese voll:
In Traktorspuren wuchsen Glaux maraitima und Apium graveolens. Der Sellerie wächst auch in größerer Zahl in einem Graben unter einer B80-Brücke etwas weiter im Osten.
Die erhofften Carex secalina und Bolboschoenus maritimus wurden leider nicht gefunden.
Dominik
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Seeburg, Straßenrand
Zwei Stellen am Süßen See waren schon zu dunkel für brauchbare Fotos. Der Besuch dort wurde am nächsten Tag wiederholt.
29. Mai
Seeburg ist ein kleines Nest am Südostzipfel des Süßen Sees:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 7/11.69945
Erwähnenswert ist dort vor allem eine Meldung aus dem botanischen Mitteilungsblatt. Seit einigen Jahren hält sich dort trotz Umgestaltung der Wege eine Kolonie mit Salvia verbenacea (an der Koordinate oben):
Das bestimmungskritische Merkmal der Oberlippenzähne des Kelchs ist hier gut zu erkennen: Die Zähne sind kurz und zusammengebogen, so daß sich eine abgerundete Oberlippe ergibt.
29. Mai
Seeburg ist ein kleines Nest am Südostzipfel des Süßen Sees:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 7/11.69945
Erwähnenswert ist dort vor allem eine Meldung aus dem botanischen Mitteilungsblatt. Seit einigen Jahren hält sich dort trotz Umgestaltung der Wege eine Kolonie mit Salvia verbenacea (an der Koordinate oben):
Das bestimmungskritische Merkmal der Oberlippenzähne des Kelchs ist hier gut zu erkennen: Die Zähne sind kurz und zusammengebogen, so daß sich eine abgerundete Oberlippe ergibt.
Dominik
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Aseleben
Ein sumpfiges Gebiet am Süßen See wurde am Vortag bereits ergebnislos besucht und ebenso am zeitigen Morgen. Beide Male war es für die Zielarten dort die falsche Uhrzeit. Ein dritter Besuch war nötig nach den zweiten Besuchen bei Seeburg und Amsdorf. Das genaue Gebiet bleibt hier ungenannt, weil sehr empfindlich. Darum auch die eindrigliche Bitte, wenn Ihr einal auf die Suche nach den genannten Arten gehen solltet, verlaßt bitte die Wege nicht. Beide Arten sind hochgradig gefährdet und strengstens geschützt.
Anacamptis palustris ist eine der Arten, die man nicht "aus Versehen" findet:
Zusammen mit Scorzonera parviflora, die im Gebiet wie Gras wuchs (überr tausend Stengel), aber an Salzstellen gebunden ist und nur in Thüringen und Sachsen-Anhalt vorkommt.
Weiter auf gehen die Blüten nicht. Wie bei der nahe verwandten Gattung Tragopogon muß man Scorzonera-Blüten zeitig, aber nicht zu zeitig am Vormittag jagen. Im Hintergrund Schoenoplectus lacustris.
Anacamptis palustris ist eine der Arten, die man nicht "aus Versehen" findet:
Zusammen mit Scorzonera parviflora, die im Gebiet wie Gras wuchs (überr tausend Stengel), aber an Salzstellen gebunden ist und nur in Thüringen und Sachsen-Anhalt vorkommt.
Weiter auf gehen die Blüten nicht. Wie bei der nahe verwandten Gattung Tragopogon muß man Scorzonera-Blüten zeitig, aber nicht zu zeitig am Vormittag jagen. Im Hintergrund Schoenoplectus lacustris.
Dominik
- Anagallis
- Unfreundlicher Muffkopf
- Beiträge: 2499
- Registriert: Mi Jun 22, 2022 7:54 pm
- Wohnort: Enzkreis, an der Grenze zum Landkreis Karlsruhe
Wachthügel SO Aseleben (NSG)
Nördlich des NSG Salziger See zieht sich von Westen nach Osten eine Lößhügelrippe von Höhe Aseleben bis Seeburg durch die Landschaft.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 08/11.6818
Die Vorstellung, daß in den winzigen Holzverhauen früher Leute Wache schieben mußten, ruft eine gewisse Erheiterung hervor. Es sind vermutlich nur Jagdsitze.
Ein Blick vom Weg nach Süden auf den Westteil des Salzigen Sees.
Die Wanderung in dieses exquisite Gebiet führte zuerst an weniger spektakulären aber dennoch fotogenen Arten vorbei. Salvia nemorosa war überhaupt recht häufig. Die Art entwischt bei uns immer häufiger aus Gärten und findet sich an Straßenrändern.
Noch im Westen der Hügelkette wurde Lappula squarrosa stellenweise sehr häufig.
Spargel, Asparagus officinalis wird ja meist gegessen, bevor er soche diese hübschen Blüten bilden kann, die Muscari ähneln:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 08/11.6818
Die Vorstellung, daß in den winzigen Holzverhauen früher Leute Wache schieben mußten, ruft eine gewisse Erheiterung hervor. Es sind vermutlich nur Jagdsitze.
Ein Blick vom Weg nach Süden auf den Westteil des Salzigen Sees.
Die Wanderung in dieses exquisite Gebiet führte zuerst an weniger spektakulären aber dennoch fotogenen Arten vorbei. Salvia nemorosa war überhaupt recht häufig. Die Art entwischt bei uns immer häufiger aus Gärten und findet sich an Straßenrändern.
Noch im Westen der Hügelkette wurde Lappula squarrosa stellenweise sehr häufig.
Spargel, Asparagus officinalis wird ja meist gegessen, bevor er soche diese hübschen Blüten bilden kann, die Muscari ähneln:
Dominik