Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
- Anagallis
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Perlgrashänge bei Rothenburg (NSG)
Ein paar Minuten weiter im Süden liegen im Saaletal die Perlgrashänge bei Rothenburg.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 7/11.74920
Das Gebiet ist mit Rosen und Weißdorn verbuscht und schwer zugänglich. Der reiche Bestand an Melica ciliata gibt dem Gebiet seinen Namen. Im Vordergrund Anthericum liliago.
Dazwischen knospen einzelne Tanecetum corymbosum:
Melica transsilvanica fand sich dann erst beim Verlassen der Hänge vor Garagen in einem Wohngebiet:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 7/11.74920
Das Gebiet ist mit Rosen und Weißdorn verbuscht und schwer zugänglich. Der reiche Bestand an Melica ciliata gibt dem Gebiet seinen Namen. Im Vordergrund Anthericum liliago.
Dazwischen knospen einzelne Tanecetum corymbosum:
Melica transsilvanica fand sich dann erst beim Verlassen der Hänge vor Garagen in einem Wohngebiet:
Dominik
Re: Exkursion Kyffhäuser und Mitteldeutsche Trockengebiete, Mai 2023
Hallo Dominik,
super Bericht! Du hast exakt 71 Arten gezeigt, die ich noch nie gesehen habe ...
Schönen Abend
Georg
super Bericht! Du hast exakt 71 Arten gezeigt, die ich noch nie gesehen habe ...
Schönen Abend
Georg
- Anagallis
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Porphyrlandschaft bei Gimritz (NSG)
Ging mir ähnlich - und der Bericht ist gerade erst halb fertig.
Der unbestreitbare botanische Höhepunkt der Reise war die Porphyrlandschaft bei Gimritz zwischen den Orten Mücheln, Döblitz und Gimritz. Man kann gar nicht so oft in Ohnmacht fallen, wie man eigentlich müßte. Dies vorausahnend kam das Gebiet erst am dritten Tag an die Reihe, um vorher in diversen anderen Gebieten einige der Arten in geringerer Konzentration kennenzulernen. Bereits dokumentierte Arten fehlen darum hier.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 72/11.8446
Der Kartenmarker zeigt auf einen alten Bahndamm, der sich mitten durch das Gelände zieht.
Am Einstieg von Norden grüßten grell blühende Anthemis arvensis den Besucher.
Erysimum crepidifolium und Holcus lanatus setzten weitere Farbtupfer.
Dominik
- Anagallis
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Porphyrlandschaft bei Gimritz (NSG)
Die erste halbe Stunde war eher Beifang auf dem Weg zu einer Stelle nahe der Saale, nördlich von Döblitz. Diese grellgelbe Pilosella ist bestimmt eine Spezialität der Gegend, wenn man sie denn bestimmen kann.
Filagos sind für Oberrheinebenenbewohner keine große Rarität, aber dennoch hübsch.
Aira praecox war dagegen ein Neufund.
Nicht so selten, aber auch nicht alltäglich: Trifolium montanum.
Genug um den heißen Brei geredet ... Bewaffnet mit Satellitenbildern, GPS und eine Fundstellenbeschreibung aus dem sachsen-anhaltinischen botanischen Mitteilungsblatt (mit Foto) ging es auf die Suche. Für anfängliche Verwirrung sorgte die Feststellung, daß die verwendeten Kartenprogramme sich nicht einig über das Koordinatensystem waren und der Kartenmarker daher gut hundert Meter neben der gesuchten Stelle lag. Das kostete fünf Minuten. Vom Startpunkt der Suche dauerte es dann noch fünfzehn Sekunden und Sabulina viscosa (Minuartia viscosa) war gefunden.
Mehrere Stellen mit offenem Flugsand waren über und über bedeckt mit fruchtenden Pflänzchen. Auf der GEFD-Exkusrion 2017 gab es wohl nur wenige Exemplare. Dieses Jahr hat der Regen Wunder gewirkt. Erschreckend ist jedoch, daß die Gesamtpopulation nicht einmal einen halben Quadratmeter bedeckt. Auf vermoosten Stellen hat die unscheinbare Art keine Chance.
Filagos sind für Oberrheinebenenbewohner keine große Rarität, aber dennoch hübsch.
Aira praecox war dagegen ein Neufund.
Nicht so selten, aber auch nicht alltäglich: Trifolium montanum.
Genug um den heißen Brei geredet ... Bewaffnet mit Satellitenbildern, GPS und eine Fundstellenbeschreibung aus dem sachsen-anhaltinischen botanischen Mitteilungsblatt (mit Foto) ging es auf die Suche. Für anfängliche Verwirrung sorgte die Feststellung, daß die verwendeten Kartenprogramme sich nicht einig über das Koordinatensystem waren und der Kartenmarker daher gut hundert Meter neben der gesuchten Stelle lag. Das kostete fünf Minuten. Vom Startpunkt der Suche dauerte es dann noch fünfzehn Sekunden und Sabulina viscosa (Minuartia viscosa) war gefunden.
Mehrere Stellen mit offenem Flugsand waren über und über bedeckt mit fruchtenden Pflänzchen. Auf der GEFD-Exkusrion 2017 gab es wohl nur wenige Exemplare. Dieses Jahr hat der Regen Wunder gewirkt. Erschreckend ist jedoch, daß die Gesamtpopulation nicht einmal einen halben Quadratmeter bedeckt. Auf vermoosten Stellen hat die unscheinbare Art keine Chance.
Dominik
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Porphyrlandschaft bei Gimritz (NSG)
Es ist schon ein großes Privileg, eine der seltensten und gleichzeitig unauffälligsten Arten des Landes selbst zu finden. Ein Dankeschön gebührt den Verfassern der Fundmeldung im Mitteilungsblatt und Michael, der einen Baum auf dem dortigen Foto auf einem Satellitenbild identifizieren und so die Stelle auf +-25 Meter eingrenzen konnte.
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Bei solchen Glücksfunden ist man manchmal ganz froh, auch mal eine Art zu finden, die zu Hause nicht so selten ist. Zum Beispiel Dianthus carthusianorum.
Die Pechnelke, Viscaria vulgaris ist bei uns recht selten geworden.
Oft gesucht und nie gefunden: Scleranthus polycarpos. Bei der Abgrenzung zu S. annuus geht es um die Länge der Blätter und der Stengelglieder (siehe Beitrag zu den Bottendorfer Hügeln): Stengelglieder kurz, Blätter noch kürzer. In der Gimritzer Porphyrlandschaft bildet sie große Matten.
Auch Aira praecox kann ganze Flächen dominieren. Dabei sind die Pflanzen nur zehn, allenfalls mal fünfzehn Zentimeter hoch gewesen.
Verblühte Spergula morisonii sieht auch nicht anders aus als die S. pentandra aus einem früheren Beitrag. Dort wurde noch ein Samenfoto zum Vergleich versprochen: Der Hautrand an den morisonii-Samen ist viel schmaler.
Biscutella laevigata kennen die meisten wahrscheinlich nur aus Gebirgen, dort in Gestalt der tetraploiden subsp. laevigata. Dabei gibt es im deutschen Flachland fünf weitere, diploide Unterarten. In der Literatur findet sich noch eine sechste, subaphylla, die Michael und ich 2021 bei Recherchen für die Flora Germanica durch Literatur- und Feldrecherchen als inexistentes Gespenst identifizieren konnten. In Gimritz gibt es jedenfalls Biscutella laevigata subsp. gracilis. (Für mich sehen die alle gleich aus.)
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Bei solchen Glücksfunden ist man manchmal ganz froh, auch mal eine Art zu finden, die zu Hause nicht so selten ist. Zum Beispiel Dianthus carthusianorum.
Die Pechnelke, Viscaria vulgaris ist bei uns recht selten geworden.
Oft gesucht und nie gefunden: Scleranthus polycarpos. Bei der Abgrenzung zu S. annuus geht es um die Länge der Blätter und der Stengelglieder (siehe Beitrag zu den Bottendorfer Hügeln): Stengelglieder kurz, Blätter noch kürzer. In der Gimritzer Porphyrlandschaft bildet sie große Matten.
Auch Aira praecox kann ganze Flächen dominieren. Dabei sind die Pflanzen nur zehn, allenfalls mal fünfzehn Zentimeter hoch gewesen.
Verblühte Spergula morisonii sieht auch nicht anders aus als die S. pentandra aus einem früheren Beitrag. Dort wurde noch ein Samenfoto zum Vergleich versprochen: Der Hautrand an den morisonii-Samen ist viel schmaler.
Biscutella laevigata kennen die meisten wahrscheinlich nur aus Gebirgen, dort in Gestalt der tetraploiden subsp. laevigata. Dabei gibt es im deutschen Flachland fünf weitere, diploide Unterarten. In der Literatur findet sich noch eine sechste, subaphylla, die Michael und ich 2021 bei Recherchen für die Flora Germanica durch Literatur- und Feldrecherchen als inexistentes Gespenst identifizieren konnten. In Gimritz gibt es jedenfalls Biscutella laevigata subsp. gracilis. (Für mich sehen die alle gleich aus.)
Dominik
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Porphyrlandschaft bei Gimritz (NSG)
Trifolium striatum kennen wahrscheinlich nur wenige aus eigener Anschauung. Im Südwesten gibt es nur ganz wenige Vorkommen, aber eines gar nicht weit von Karlsruhe, so daß der Fund bei Gimritz das Wiedersehen mit einer Bekannten war. Die gestreiften Neben- und Tragblätter geben der Art den Namen.
Achillea setacea war die Tage sehr zahlreich zu sehen, aber hier blühte endlich einmal eine:
An einem sehr trockenen und felsigen Hang wächst ein kleiner Bestand Muscari tenuiflorum. Das ist so eine der Arten, bei denen ich Gänsehaut bekomme. Alle Jubeljahre findet man vielleicht eine aus Kultur ausgebüchst - indigen gibt es sie in Deutschland nur in der Exkursionsgegend.
Diese Küchenschelle hätte gerne eine spätblühende pratensis sein können. Es ist "nur" Pulsatilla vulgaris. Ist es schon ein Zeichen von Dekadenz, wenn man bei solchen Arten kaum noch hinguckt?
Achillea setacea war die Tage sehr zahlreich zu sehen, aber hier blühte endlich einmal eine:
An einem sehr trockenen und felsigen Hang wächst ein kleiner Bestand Muscari tenuiflorum. Das ist so eine der Arten, bei denen ich Gänsehaut bekomme. Alle Jubeljahre findet man vielleicht eine aus Kultur ausgebüchst - indigen gibt es sie in Deutschland nur in der Exkursionsgegend.
Diese Küchenschelle hätte gerne eine spätblühende pratensis sein können. Es ist "nur" Pulsatilla vulgaris. Ist es schon ein Zeichen von Dekadenz, wenn man bei solchen Arten kaum noch hinguckt?
Dominik
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Friedrichsschwerz, Zechsteinterasse (Schutzgebiet)
Zwischen intensiväckern versteckt gibt es bei Friedrichsschwerz einen versteckten Schutzstreifen auf einer niedrigen Zechsteinterasse, auf dem seltene Ackerarten gepflegt werden. Hier nur eine Kartenlink zum Ort. Das Gebiet ist klein und ziemlich sensibel.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 99/11.8562
Die Stellen mit Adonisröschchen waren netterweise mit Stoffbändern gekennzeichnet.
Das obige Sommer-Adonisröschen ist heutzutage ja nicht gerade häufig. Die RL-1-Art Adonis flammula in freier Wildbahn anzutreffen grenzt an einen Sechser im Lotto. Im Gartenhandel wird Saatgut der Art verkauft, bei dem es sich aber um Adonis annua handelt. Die Kronblätter sehen immer so zerfressen aus, und mehr werden es auch nicht.
Scabiosa ochroleuca ist auch so eine häufige Pflanze dort, die aber nirgendwo geblüht hat - bis Friedrichsschwerz.
Bupleurum rotundifolium ist neuerdings in Saatmischungen enthalten. Wenn man die Art in schönster Blüte selbst im Garten hat, hält sich die Begeisterung dann doch in Grenzen.
Erysimum repandum scheint dort seit 2017 verschwunden zu sein.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=51. ... 99/11.8562
Die Stellen mit Adonisröschchen waren netterweise mit Stoffbändern gekennzeichnet.
Das obige Sommer-Adonisröschen ist heutzutage ja nicht gerade häufig. Die RL-1-Art Adonis flammula in freier Wildbahn anzutreffen grenzt an einen Sechser im Lotto. Im Gartenhandel wird Saatgut der Art verkauft, bei dem es sich aber um Adonis annua handelt. Die Kronblätter sehen immer so zerfressen aus, und mehr werden es auch nicht.
Scabiosa ochroleuca ist auch so eine häufige Pflanze dort, die aber nirgendwo geblüht hat - bis Friedrichsschwerz.
Bupleurum rotundifolium ist neuerdings in Saatmischungen enthalten. Wenn man die Art in schönster Blüte selbst im Garten hat, hält sich die Begeisterung dann doch in Grenzen.
Erysimum repandum scheint dort seit 2017 verschwunden zu sein.
Dominik
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Porphyrlandschaft bei Brachwitz (NSG)
Östlich von Friedrichsschwerz liegt ein weiteres NSG, ähnlich der Porphyrlandschaft bei Gimritz, aber kleiner und ohne neue Spezialitäten. Das einzige Foto von dort zeigt die übliche Armeria maritima subsp. elongata.
Dominik
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Re: Porphyrlandschaft bei Gimritz (NSG)
Sicher? Die ist unterseits zwar sehr silbern, aber die Köpfe waren auffällig groß, und Ausläufer fehlten ganz.Kraichgauer hat geschrieben: ↑Mi Jun 07, 2023 11:07 pm Nein, sorry, das ist gewöhnliche P. officinarum. Ausnahmsweise mal etwas Verbreitetes. Gruß Michael
Dominik