Forum Flora Germanica

15.6.2023, Albtal bei Etzenrot

Solche Pflanzen habe ich dieses Jahr mehrfach an feuchten Standorten gefunden. Sie sind etwa 80 cm hoch, mit breiten Blättern, sehr kurzer Ligula und schlüsseln hartnäckig bei Bromus inermis raus. Das Problem: Die Ährchen sind viel keiner als für inermis angegeben, nur ca. 12 mm - 16 mm, und sie sind auch sehr dünn und zu recht vielen an den Ästen angeordnet. (Kastchen = 1 cm x 1 cm).

Bromus ist es offenbar nicht, jedenfalls fehlt der behaarte Puschel oben am Fruchtknoten. Um nach Festuca arundinacea zu kommen muß ich die fehlenden stengelumfassenden Öhrchen, die fehlenden Wimpern am Blattscheidenrand und die fast bis oben geschlossenen Blattscheiden ignorieren. Der Fruchtknoten ist klein und falst kugelig, mit zwei ebensolangen Narben und drei noch nicht ganz entwickelten Staubblättern.

Hallo,
Festuca pratensis?
Zu Bromus inermis gibt es noch eine ähnliche Sippe, Name fällt mir jetzt nicht ein, ist bestimmt in Flora Germanica.
Gruß
Peter

Bzgl. Festuca: In die Gattung kommt man mit dem Rothmaler, wenn man mal davon ausgeht, daß sich die Blattscheiden noch weiter öffnen. Aber dann kann man nie und nimmer zu pratensis kommen, weil 3* auf Seite 270 "Scheidenmündung mit halm- oder triebumfassenden Öhrchen" verlangt und auf Zeichnung 267/3 verweist, die lange, sichelförmige, sich weit überkreuzende Öhrchen zeigt.

Was Thomas hier mit "sichelförmigen Öhrchen" meint, erschließt sich mir ebenfalls nicht:
http://blumeninschwaben.de/Einkeimblaet ... hrchen.htm

Die sind nicht sichelförmig, und den Halm umfassen sie auch nicht. Auf dem Bild sieht man auch die bis fast oben geschlossenen Blattscheiden, die F. p. laut Rothmaler nicht hat. Häää?

Mal 'ne blöde Frage. Was meint der Rothmaler überhaupt mit "Blattscheiden geschlossen"? Ich war immer davon ausgegangen, daß "geschlossen" bedeutet, daß die Ränder der Blattscheide sich überlappen, so daß der Halm nicht sichtbar ist - wie ein geschlossener Vorhang. Langsam beschleicht mich der Verdacht, daß aber nur zu einer Röhre verwachsene Blattscheiden damit gemeint sind.

Abgesehen der morphologischen Merkmale war mein erster Gedanke auch Festuca pratensis.

Hallo Dominik,
habe hier doch nochmal reingeschaut. Geschlossene Blattscheiden sind weit hinauf röhrenförmig verwachsen. Offene Blattscheiden können sich durchaus überlappen, man kann die Ränder aber mittels Pinzette abheben. Man muss nur darauf achten, dass man dabei die mögliche Blattscheidenverwachsung nicht zerreißt.

Viele Grüße
Uwe

Hallo Dominik,

vermutlich sind die Öhrchen vertrocknet und abgebrochen. Jedenfalls hat unsere Grünlandexpertin beim Gräserkurs Gold letzte Woche Festuca pratensis und arundinacea gezeigt, denen die Öhrchen genauso fehlten. Anders kann ich es mir nicht erklären, müsste an der Pflanze noch erkennbar sein.

@Michael: genau, Bromus riparius meinte ich, deine Antwort habe ich erst nach meiner gesehen.

Gruß
Peter

OG_1 hat geschrieben: Do Jun 15, 2023 8:58 pm Offene Blattscheiden können sich durchaus überlappen, man kann die Ränder aber mittels Pinzette abheben. Man muss nur darauf achten, dass man dabei die mögliche Blattscheidenverwachsung nicht zerreißt.

Ah, gut, danke für die Klarstellung. Dann widerspricht der Rothmaler sich selbst, denn auf Seite 895 wird der Begriff "Blattscheide" erkläutert und auf Zeichnung 895/2 verwiesen, die eine geschlossene Blattscheide zeigen soll. Auf der Zeichnung sind unverwachsene, sich aber überlappende Blattscheidenränder abgebildet.

Hallo Dominik.
ich glaube, dass die Abbildung nur den Begriff "Blattscheide" illustrieren soll und so steht es auch drunter, die Stellung des Verweises zur Abbildung im Text ist aber durchaus missverständlich.
Mit besten Grüßen
Uwe