Gräser zurück drängen

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krtek
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Gräser zurück drängen

Beitrag von krtek »

Hallo zusammen,

was sind eurer Meinung nach die besten Wege um auf Grünflachen Gras zurück zu drängen?
Dabei geht es um wirklich dichte Grasnarben, die quasi Teppich artig wachsen.
Das ganze verfolgt natürlich das Ziel auch anderen Arten Platz zu geben.
Reicht da eine häufigere Mahd schon aus?

LG
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abeja
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von abeja »

Mmmh, eher weniger häufiges Mähen - das wurde ja gerade erst im Frühjahr auf populären Seiten vielerorts empfohlen - weg vom "englischen Rasen" hin zur insektenanlockenden Blümchenwiese.
Dann kommen zwar auch die Gräser hoch, aber andere Pflanzen haben überhaupt erst dann verstärkt die Möglichkeit zu wachsen, zu blühen, zu fruchten und sich zu vermehren.
Viele Grüße von abeja
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Anagallis
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von Anagallis »

Meiner Erfahrung nach funktioniert es nicht, wenn sich Gras den Raum mit Stauden oder Einjährigen teilen soll. Das Gras muß man trozdem schneiden, damit es den offeneren Boden nicht erstickt, aber Mähen geht dann nicht mehr und man muß mit der Hand die Büschel ausreißen.
Dominik
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abeja
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von abeja »

Vielleicht ist das so, wenn es "besondere" Einjährige oder Stauden sind, die man ansiedeln möchte. Kann sein, dass man da erst künstlich Freiraum schaffen muss.
Ich kenne ein konkretes Beispiel ... es war einmal ein relativ gepflegter Rasen (auffällige Blüten nur Gänseblümchen), Moos wurde regelmäßig vertikutiert, Rasen gedüngt, im Extremfall auch mal gewässert usw. Diese Fläche wurde dann irgendwann nicht mehr selbst behandelt, sondern von einem Gartenbaubetrieb, jedoch selten bis sehr selten. Das Gras wuchs deutlich höher, das Moos wurde stellenweise auch mehr - plötzlich wuchsen aber auch für den Rasenbesitzer "neue" (unbekannte) Blumen dort.
Viele Grüße von abeja
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Anagallis
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von Anagallis »

Ja, sicher, aber Gras, das man nicht mäht, blüht und verstreut seine Früchte in allen Beeten.
Dominik
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plantsman
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von plantsman »

Moin,

der Prozess aus einem Rasen eine artenreichere Wiese zu machen ist recht langwierig. Das "Geheimnis" ist das Abmagern des Bodens und das richtige Schnitt-Management.

Die Hochschule Anhalt arbeitet in dieser Richtung schon recht lange wissenschaftlich und hat herausgefunden, das eine einmalige Mahd im Frühsommer für die Gräser am ungünstigsten ist, jedoch andere Kräuter fördert. Wichtig ist zusätzlich, das Schnittgut zu entfernen. Es darf auch nicht nachgedüngt werden, da Gräser auf höhere Stickstoffwerte mit stärkerem Massezuwachs reagieren und konkurrenzfähiger sind.

Da viele Gräser ihre Blütenstände schon im Winter angelegt haben, sind sie im Frühsommer nach dem Schnitt nicht oder kaum in der Lage neue auszubilden und dadurch nimmt man ihnen die Möglichkeit der generativen Vermehrung. Zweikeimblättrige Wiesenkräuter sind dazu jedoch meist in der Lage und bilden eine Nachblüte aus. Das ist, recht kurz gefasst, der Hauptgrund für diesen Mahd-Termin.

Bei mehrmaliger Mahd bleiben beide Pflanzengruppe +/- steril, durch andere vegetative Merkmale (evtl. Ausläuferbildung, verfilzendes Wurzelwerk, dichte basale Verzweigung) ist das Gras dann jedoch wieder konkurrenzstärker und bildet dichte Bestände. Eventuelle Versamung der Wiesenkräuter durch externen Eintrag kann sich unter dieser Situation nicht etablieren.

Ein zweiter Termin wäre das Abmähen der im Winter abgestorbenen oberirdischen Pflanzenmasse im Frühjahr. In der Natur macht es normalerweise das Feuer.......

Wie lange es aber braucht bis sich eine Wiese entwickelt, hängt vom Gesamtzustand (Boden/Nährstoffgehalt, Wasserhaltefähigkeit, Artenzusammensetzung) des Ursprungs-Rasen ab.
Manfrid
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Re: Gräser zurück drängen

Beitrag von Manfrid »

Abgesehen von externen Faktoren wie z. B. dem Wetter im Frühjahr, das die vorhandenen Gräser mal mehr, mal weniger fördert, gibt es auch autonome Zyklen zu berücksichtigen wie den sogenannten Kleezyklus. Klee und andere Leguminosen sammeln ja Luftstickstoff. Ist davon genug da, so wird das Gras wieder konkurrenzstärker, Leguminosen werden geschwächt, wodurch der Stickstoff noch verstärkt verfügbar wird, und das Gras regiert eine Weile. Ist der Stickstoff verbraucht, kommt der Klee (und anderes) wieder zum Zuge - z. T. aus Samen - usw. Nach der klassischen entsprechenden Studie (Klapp, "Grünlandvegetation und Standort") ist das ein Zyklus von etwa sieben Jahren. Jedenfalls ist auch aus solchen Sachen ersichtlich, was plantsman schon sagte: dass zusätzliche (besonders Stickstoff-)Düngung zu vermeiden ist, wenn man eine buntere (und auch für Weidevieh bekömmlichere) Wiese haben will.

Manfrid
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