Welche Brassicaceae?

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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Bitte immer den Fundort (Land, Stadt, Habitat etc.) und das Funddatum angeben. TIPP: Je mehr Detailbilder ihr von einer Pflanze zeigt, also zum Beispiel Gesamtaufnahme der Pflanze, Blatt + Blüte von oben und unten, Stängel unten + oben, Früchte oder weiteres, desto größer ist der Bestimmungserfolg im Forum.
UPS
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Welche Brassicaceae?

Beitrag von UPS »

11.07.23 Wanderweg CH-Mund - Finnen VS Lärchen-Föhrenwald, um 1400 m,
vielen Dank für eure Hinweise
und mit besten Grüssen
Urs-Peter
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Mund - Finnu VS 2023-07-11 (5).JPG
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Maltus
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von Maltus »

Hallo Urs-Peter,
Diplotaxis muralis.
Freundliche Grüße
Georg
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botanix
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von botanix »

Hallo,
@Georg: warum D. muralis? Welche Merkmale sprechen dafür?
Gruß
Peter
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Maltus
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von Maltus »

Hallo Peter,
die 4 schwefelgelben Kronblätter, die abstehenden Kelchblätter mit den wesentlich längeren Blütenstielen, die Blätter, die bei D. Tenuifolia viel stärker eingebuchtet wären. Habe ich etwas übersehen?
Freundliche Grüße
Georg
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botanix
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von botanix »

Hallo Georg,
die Blütenfarbe würde ich nicht zur Unterscheidung benutzen. Mein einziger Diplotaxis muralis Fund (von der Ostseeküste) ist leuchtend gelb, etwas dunkler als die hellgelbe D. tenuiflora in Gießen. Der Blattschnitt ist variabel, kann auch bei D. tenuifolia einfach fiederschnittig/buchtig sein.
Abstehende Kelchblätter haben beide. Längere Blütenstiele (2-3 x länger als die Blüte, nach Exk.flora Österreich) hat D. tenuiflora. D. muralis "so lang oder wenig länger als die Blüten". Vergleich mal die Fotos bei https://www.flora-germanica.de/flora-vo ... artenliste
Gruß
Peter
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Maltus
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von Maltus »

Hallo Peter,
heute Morgen hatte ich in Lichtenfels nur Zugriff auf flora-de, jetzt in Augsburg kann ich nachschauen. Rothmaler äußert sich, wenn ich nichts überlesen habe, gar nicht zur Länge der Blütenstiele. Bei flora-de und in der gedruckten Flora Germanica heißt es: bei beiden Arten 2-3 mal so lang wie die Kelchblätter. Also auch kein Unterscheidungsmerkmal, es sei denn, man schaut offenbar in die Exkursionsflora Österreich ;) . Ob es bei der abgebildeten Pflanze eine Grundblattrosette gibt, ist nicht zu erkennen. Was den Blattschnitt betrifft gibt es sicher Überschneidungen zwischen D.tenuifolia und D.muralis. Aber die abgebildete Pflanze hätte ich ohne Weiteres zu D.muralis gestellt. Wenn du sagst, du hast D.muralis erst ein Mal gefunden (!), und ich mir die Verbreitungskarten ansehe (z.B. FloraWeb; das Bayernportal ist im Moment nicht zugänglich, aber meiner Erinnerung nach gibt es so viele Fundpunkte, dass man von stabiler Einbürgerung sprechen kann; in der Kommentierten Artenliste von Lippert/Meierott heißt es "mit Schwerpunkt in Franken eingebürgert"), sagst du uns dann "durch die Blume", dass du viele Fundmeldungen für Fehlbestimmungen hältst? Dann hätte ich einen winzigen Anteil daran, denn ich bestimme in erster Linie nach den Blättern.
Freundliche Grüße
Georg
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botanix
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von botanix »

Hallo Georg,
ich habe mich gefragt, wo du dieses Merkmal mit der Blütenstiellänge hernimmst und es in der Exk.flora Österreich gefunden. Dort stand es genau andersherum.
Ein anderes, besseres Merkmal, ist leider nur an den entwickelten Schoten zu sehen: die Länge des Karpophors. D. muralis bis 0,5 mm, D. tenuifolia deutlich länger, meist 1 - 3 mm (Exk.flora Ö.; Rothmaler: D.m. ohne, D.t. 1-2 mm).
Was den Blattschnitt angeht: schau dir die Fotos von Michael auf Flora Germanica an, das erste Foto ähnelt doch sehr dem Blattschnitt der Pflanze von Urs-Peter.
Das dritte Foto bei Flora Germanica ist (für mich, in Mittelhessen) eigentlich typischer D. tenuifolia Blattschnitt, den würde ich vegetativ als sicher ansehen.
Zwei Fotos von meinem D. muralis Fund auf Hiddensee im Hafen von Kloster:
IMG_6076_Diplotaxis_muralis_Habitus_1166x1200.jpg
IMG_6076_Diplotaxis_muralis_Habitus_1166x1200.jpg (888.96 KiB) 262 mal betrachtet
IMG_6080_Diplotaxis_muralis_Karpophor_1200x1180.jpg
IMG_6080_Diplotaxis_muralis_Karpophor_1200x1180.jpg (267.82 KiB) 262 mal betrachtet
Hier stimmt auch das fast gleiche Längenverhältnis Blüte / Blütenstiel. Auch: wenige Stängelblätter (bis 3), D. tenuifolia meist 4-6.
Obwohl D. muralis in allen vier Rote-Liste-Teilregionen Hessens als eingebürgerter Neophyt eingestuft wird, haben wir die Art während unserer Kartierung der Flora Gießens noch nicht beobachtet, ich darüber hinaus noch nie in Hessen (bin vielleicht nicht an den richtigen Stellen gewesen, wer weis). Diplotaxis tenuifolia wird dagegen immer häufiger.

Gruß
Peter
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Maltus
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von Maltus »

Hallo Peter,
hier ein paar Bilder meiner Funde rund um Augsburg. Fundorte waren Bushaltestelle, innerstädtische Ruderalfläche, Lech-Kiesbank (wenn ich mich richtig erinnere) und Seeufer.
Freundliche Grüße
Georg
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2019-09-30_Diplotaxis muralis 1_Augsburg.jpg
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2020-04-10_Diplotaxis muralis 1_Augsburg.jpg
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2020-05-01_Diplotaxis muralis 1_Augsburg.jpg
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2020-05-19_Diplotaxis muralis 1_Augsburg.jpg
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2022-08-24_Diplotaxis muralis 1_Autobahnsee.jpg
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botanix
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von botanix »

Hallo Georg,
ja, passt alles bestens, Karpophor Länge perfekt. Ich sehe aber auch die etwas goldgelbere Kronblattfarbe bei deinen Fotos (wie bei meinem), die Pflanze von Urs-Peter blüht heller, wie ich es von D. tenuifolia kenne. Die Blüten haben etwa gleichlange Stiele (diese verlängern sich nach Bestäubung schnell).
Stängelblätter an deinen Pflanzen auch sehr wenige, nur unten, bei der Pflanze von Urs-Peter sieht man rechts welche bis fast zu den Blüten, ich meine vier zu erkennen, im Blattgewirr unten sicher noch ein, zwei, auch das spräche für D. tenuifolia.
Gruß
Peter
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Maltus
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Re: Welche Brassicaceae?

Beitrag von Maltus »

Hallo Peter,
ja, die Stängelblätter - Punkt für D. tenuifolia. Ich habe ehrlich gesagt nicht nachgezählt. Prinzipiell bin ich bei so einem Merkmal wie "Stängel nur unten beblättert" aber eher vorsichtig. Man muss nur mal über die Pflanze gemäht haben, dann investiert sie nicht mehr in den Stängel, sondern nur noch in die Fortpflanzungsorgane, und der Stängel scheint bis oben hin beblättert (verglichen mit den Stängeln auf den anderen Bildern wirken die bei Urs-Peters Pflanze ja eher mickrig). Jetzt muss uns Urs-Peter nur noch sagen: Das war eine Stelle, an der sowieso nie gemäht wird, dann: okay, spricht viel für D. tenuifolia.
Freundliche Grüße
Georg
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