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Oenothera suaveolens × biennis? Frankreich, Straßenrand
Verfasst: Sa Jul 22, 2023 9:51 am
von phytojule
Guten morgen ihr Lieben,
noch eine zweite Nachtkerze aus Frankreich, vom 03.08.2021, FNO Alzac, D 673, Straßenrand. Im Schlüssel komme ich in die Gruppe suaveolens, wegen der extrem großen Blüten 4cm. Eine reine suaveolens kann es eigentlich wegen der schwachen roten Fleckung am Stängel nicht sein, die Knospen sind grün, sowohl kurzhaarig drüsig als auch weich weißhaarig, die Stängelblätter weißnervig.
Ich komme im Schlüssel zu Oenothera suaveolens × biennis, eventuell kann hier einer der Spezialisten nochmal drüber schauen.

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Liebe Grüße,
Jule
Re: Oenothera suaveolens × biennis? Frankreich, Straßenrand
Verfasst: Sa Jul 22, 2023 10:02 pm
von Kraichgauer
Ich weiß nicht recht. Auch wenn die Blüten groß und ausgerandet sind, fehlen typische Merkmale von suaveolens, vor allem die Weißhaarigkeit (ein paar lange weiße Haare sind schon noch dran, aber untypisch wenige). Wenn also da irgendwann mal suaveolens dringesteckt hat, dann sind die Gene schon arg "verdünnt". Wenn ich das im Gelände gesehen hätte, hätte ich spontan "suaveolens x pycnocarpa" gesagt (von pycnocarpa: schwache Punktierung, flache Blätter, kleine Kapseln, pyramidaler Blütenstand, von suaveolens: große, ausgerandete Blüten, Weißnervigkeit). Ein solcher Hybrid ist aber unbeschrieben.
Suaveolens x biennis kann man ausschließen, denn beide Eltern wären ungepunktet.
Im Schlüssel würde man wie folgt landen:
grüne Knospen und rot punktierter Stängel -> größerblütig -> cambrica/rubricauloides-Gruppe (E)
Stg rot punktiert, nicht rot überlaufen -> 6 (cambrica-Untergruppe)
Hypanthium nicht extrem lang -> 7
Narbe die Antheren nicht überragend -> 8
Und es bleiben an beschriebenen (!) Arten nur noch ligerica und cambrica übrig. Cambrica kann man hier ausschließen, die sieht ganz anders aus.
Es bleibt die - mir leider nicht persönlich bekannte - Oenothera ligerica, die in den Tälern der Loire und Rhone vorkommen soll. Nur gibt es hier viele Fragezeichen. Nach der Beschreibung ist ligerica ein Hybrid suaveolens x villosa, müsste also Devriesia-Behaarung (kurz, dicht, gräulichweiß) haben, und das sehe ich hier nicht. Andererseits würden die suaveolens-artigen Blüten, die Weißnervigkeit und die kleinen Kapseln gut auf die Beschreibung von ligerica passen. Saubere Photos von ligerica habe ich leider nie gesehen, geschweige denn Belege.
Ich denke also nicht, dass es sich um typische ligerica handelt.
Die andere Möglichkeit ist, dass es tatsächlich ein Hybrid suaveolens x pycnocarpa ist. Das wäre nicht unplausibel.
Muss also offen bleiben.
Gruß Michael
Re: Oenothera suaveolens × biennis? Frankreich, Straßenrand
Verfasst: Sa Jul 22, 2023 10:14 pm
von Kraichgauer
Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Kannst Du mal die Stängelphotos herausvergrößern, ob die roten Punkte tatsächlich Stängelflecken sind oder ob es nur rote, verbreiterte Haarbasen sind?
Es gibt eine ganze Gruppe von unbeschriebenen suaveolens-Hybriden, die ich als "palatina prov." führe, und die durch suaveolens-artige Blüten auffallen. Dort sind die Stängel ungefleckt, aber die Haarbasen rosarot. Das könnte hier auch zutreffen. Dann wäre es einer dieser Hybriden. Das würde auch vom Habitus und von der Blattform her passen. Aber meine "palatinas" haben alle deutlich dichtere, lange weiße suaveolens-Behaarung, das fehlt bei Deinen Exemplaren bzw. es sind nur wenige Haare.
Gruß Michael
Re: Oenothera suaveolens × biennis? Frankreich, Straßenrand
Verfasst: Mo Jul 24, 2023 7:15 am
von phytojule
Lieber Michael,
vielen lieben Dank für Deine Ausführungen. Das mit dem "real" rotgepunktet oder nur Haarbasen muss ich mehr verinnerlichen.
Also im Detail sieht man, dass die "Punkte" dreieckig erhaben sind, was klar für eine Haarbasis spricht.

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Liebe Grüße,
Jule
Re: Oenothera suaveolens × biennis? Frankreich, Straßenrand
Verfasst: Mo Jul 24, 2023 10:03 am
von Kraichgauer
Danke. Das sind für mich rote Haarbasen. Ich würde die Sippe daher zwanglos in meine Gruppe "palatina" stecken, also suaveolens x ersteinensis im weitesten Sinne.
Aber sie ist nicht identisch mit dem, was in der Oberrheinebene wächst, und mit hoher Wahrscheinlichkeit unbeschrieben. Lass' es also bei Oenothera sp. (suaveolens-Hybrid).
Gruß Michael