Forum Flora Germanica

Hallo,
ich habe heute bei einem Waldspaziergang in Nordhessen diese Pflanzen entdeckt. Sie waren bis 1,90m hoch und standen am Wegrand.
Um welche Art handelt es sich?
Viele Grüße, Christine

Moin Christine, das ist Dipsacus pilosus. Es gibt noch eine ähnliche Art mit größeren Blütenköpfen und hellen Staubbeuteln.

Hallo Christine,
mit den kurzen Spreublättern und den schwärzlichen Staubbeuteln müsste das Dipsacus pilosus, die Behaarte Karde sein. Die Verwechslungsart D. strigosus, die Schlanke Karde, hätte längere Spreublätter und helle Staubbeutel.
Freundliche Grüße
Georg

Vielen Dank euch beiden!
Viele Grüße, Christine

Georg, ich hab' Deinen Beitrag korrigiert, Du hattest versehentlich "helle Staubbeutel" für pilosus geschrieben, aber schwärzliche gemeint. Bei strigosus stand es richtig.

Übrigens unterscheiden sich beide Arten vom Biotop her: pilosus steht an eher feucht-frischen Stellen (v. a. Grabenränder oder feuchte Hochstaudenfluren, Bachsäume), strigosus an eher trockenen, oft schotterigen Waldwegsäumen.
Das mit dem Größenunterschied der Blütenköpfe kann ich übrigens nicht wirklich bestätigen, für mich sind die oft ähnlich groß.

Gruß Michael

Man kann noch erwähnen, daß sie sich in der Oberrheinebene zur Zeit wieder ausbreitet, nachdem sie in der Flora-BW 1996 als gefährdet eingestuft wurde. Die Art wurde 1562 zuerst gesammelt. Dagegen ist D. strigosus ein waschechter Neophyt aus Osteuropa. Sie wurde 1970 in Bayern belegt und verwildert seit 1971 aus dem BG Hohenheim bei Stuttgart. Seit der Jahrtausendwende tauchen immer mehr Fundpunkte im Bundesland auf, aber noch ohne auffällige Ausbreitungsgeschwindigkeit. Während D. pilosus recht häufig zu finden ist, sind D.-strigosus-Funde noch rar. Vielleicht sind beide Arten im kälteren Hessen noch selten?

Hallo Michael, danke für die Korrektur.
In Oberfranken und rund um Augsburg finde ich immer nur D. strigosus, die Nordschwaben fast nur D. pilosus (im Donau-Auwald).
Adlers haben mich noch auf ein Unterscheidungsmerkmal hingewiesen: Bei fruchtenden Exemplaren ist bei D. strigosus das der Länge nach aufgeschnittene Köpfchen innen rund, bei D. pilosus oval. Bei D. strigosus haut das hin, bei D. pilosus konnte ich es mangels Masse noch nicht ausprobieren.
Freundliche Grüße
Georg

Was mir vor allem fehlt ist ein zuverlässiges vegetatives Unterscheidungsmerkmal.

Anagallis hat geschrieben: Sa Jul 22, 2023 10:57 pm Während D. pilosus recht häufig zu finden ist, sind D.-strigosus-Funde noch rar.

Das liegt sicher daran, dass kaum einer darauf achtet. Bei meinen diesjährigen Rubus-Touren im Neckarland habe ich strigosus in jedem zweiten oder dritten Wald gesehen. Die ist also definitiv in Ausbreitung.
Auch die schon lange bekannten Vorkommen im Karlsruher Hardtwald waren ewig lange als "pilosus" verkannt worden, bis einer mal Aua geschrieen hat.

Gruß Michael