Aufruf zur Kartierung von Portulak
Verfasst: Di Aug 01, 2023 8:00 pm
Hallo zusammen,
ob es sich beim Portulaca-oleracea-agg. jetzt um "gute Arten", Varietäten oder was auch immer handelt, bleibt erst mal dahingestellt. Zunächst sollte man mal annehmen, dass es sich um hexaploide, apomiktische Klone handelt, die man an der Samenstruktur unterscheiden kann. Die anderen morphologischen Merkmale scheinen nicht mit den Samen zu korrelieren (aber s.u.).
Außerdem gibt es Bewegung bei der Definition der Sippen. Während man früher (Danin und nachfolgende Autoren) davon ausging, dass die Samengröße mit der Ploidie korreliert, und die damaligen Schlüssel alle gleich mit der Samengröße anfingen, konnten Walter et al. nachweisen, dass in Mitteleuropa ausschließlich hexaploide Sippen nachgewiesen wurden. Das heißt nicht, dass es keine tri- oder tetraploiden gibt, es hat sie halt nur noch niemand gefunden.
Lustigerweise ist früher als häufigste Sippe in Mitteleuropa "granulatostellata" angegeben worden, basierend auf der Samengröße. Die ist aber triploid und von Hawaii beschrieben. Das Fehlen von Triploiden schließt aber die Namen "granulatostellata" und gleich auch "nitida" für Europa aus. Was früher als "granulatostellata" bezeichnet wurde, ist identisch mit "papillatostellulata" (grauslicher Name, ich weiß).
Hans Reichert hat gerade in der Kochia 16 einen online erhältlichen, sehr schönen Artikel mit der Definition der in Mitteleuropa nachgewiesenen 4 "Wildsippen" plus die kultivierte P. sativa publiziert: https://ojs.ub.uni-frankfurt.de/kochia/ ... e/view/165. Das vereinfacht die Bestimmung der Wildsippen ungemein, da sich die Einteilung besser durchführen lässt. Die "Lackabdrücke" Reicherts braucht man nicht, ein Mikroskop tut es auch, nur werden die Bilder nicht so schön.
Ich habe mal folgende Tabelle geschrieben, deren Merkmale man mit einer 20-40 x Lupe eigentlich sehen sollte, wenn man mit Reicherts Photos vergleicht:
1. Ohne Tuberkel ("Warzen") auf der Seiten(!)oberfläche (= flacher Bereich) der Samen:
A. Samen auch auf dem Rücken glatt: P. oleracea s. str. (= Typ A sensu Reichert, P. nitida auct., P. stellata) – in D selten
B. Samen auf dem Rücken mit Tuberkeln: P. papillatostellulata (= Typ B sensu Reichert) – in D sehr häufig
2. Mit Tuberkeln ("Warzen") auf der Seiten(!)oberfläche (= flacher Bereich) der Samen:
A. Tuberkel auf der Seitenoberfläche klein, rundlich, weit voneinander getrennt: P. cypria (= Typ C sensu Reichert) – in D bisher nicht sicher nachgewiesen
B. Tuberkel auf der Seitenoberfläche groß, oval, eng in Reihen stehend: P. trituberculata (= Typ D sensu Reichert) – in D zerstreut
3. Sehr großwüchsig, Samen ca. 1,2 mm Durchmesser (statt < 0,9 mm)
Mit irregulären kleinen Tuberkeln auf der Oberfläche: P. sativa (= Typ E sensu Reichert) – in D nur adventiv aus Gartenkultur
Nicht in D nachgewiesen: P. granulatostellata (triploid), P. nitida (triploid).
Was mich jetzt interessieren würde:
Gibt es vielleicht doch korrelierende morphologische Merkmale (Blattgröße, Stängelfarbe etc.)?
Findet jemand P. cypria in Deutschland? (Bisher nur Frankreich, Belgien und Mittelmeer).
An Ergebnissen wäre ich höchst interessiert.
Gruß Michael
ob es sich beim Portulaca-oleracea-agg. jetzt um "gute Arten", Varietäten oder was auch immer handelt, bleibt erst mal dahingestellt. Zunächst sollte man mal annehmen, dass es sich um hexaploide, apomiktische Klone handelt, die man an der Samenstruktur unterscheiden kann. Die anderen morphologischen Merkmale scheinen nicht mit den Samen zu korrelieren (aber s.u.).
Außerdem gibt es Bewegung bei der Definition der Sippen. Während man früher (Danin und nachfolgende Autoren) davon ausging, dass die Samengröße mit der Ploidie korreliert, und die damaligen Schlüssel alle gleich mit der Samengröße anfingen, konnten Walter et al. nachweisen, dass in Mitteleuropa ausschließlich hexaploide Sippen nachgewiesen wurden. Das heißt nicht, dass es keine tri- oder tetraploiden gibt, es hat sie halt nur noch niemand gefunden.
Lustigerweise ist früher als häufigste Sippe in Mitteleuropa "granulatostellata" angegeben worden, basierend auf der Samengröße. Die ist aber triploid und von Hawaii beschrieben. Das Fehlen von Triploiden schließt aber die Namen "granulatostellata" und gleich auch "nitida" für Europa aus. Was früher als "granulatostellata" bezeichnet wurde, ist identisch mit "papillatostellulata" (grauslicher Name, ich weiß).
Hans Reichert hat gerade in der Kochia 16 einen online erhältlichen, sehr schönen Artikel mit der Definition der in Mitteleuropa nachgewiesenen 4 "Wildsippen" plus die kultivierte P. sativa publiziert: https://ojs.ub.uni-frankfurt.de/kochia/ ... e/view/165. Das vereinfacht die Bestimmung der Wildsippen ungemein, da sich die Einteilung besser durchführen lässt. Die "Lackabdrücke" Reicherts braucht man nicht, ein Mikroskop tut es auch, nur werden die Bilder nicht so schön.
Ich habe mal folgende Tabelle geschrieben, deren Merkmale man mit einer 20-40 x Lupe eigentlich sehen sollte, wenn man mit Reicherts Photos vergleicht:
1. Ohne Tuberkel ("Warzen") auf der Seiten(!)oberfläche (= flacher Bereich) der Samen:
A. Samen auch auf dem Rücken glatt: P. oleracea s. str. (= Typ A sensu Reichert, P. nitida auct., P. stellata) – in D selten
B. Samen auf dem Rücken mit Tuberkeln: P. papillatostellulata (= Typ B sensu Reichert) – in D sehr häufig
2. Mit Tuberkeln ("Warzen") auf der Seiten(!)oberfläche (= flacher Bereich) der Samen:
A. Tuberkel auf der Seitenoberfläche klein, rundlich, weit voneinander getrennt: P. cypria (= Typ C sensu Reichert) – in D bisher nicht sicher nachgewiesen
B. Tuberkel auf der Seitenoberfläche groß, oval, eng in Reihen stehend: P. trituberculata (= Typ D sensu Reichert) – in D zerstreut
3. Sehr großwüchsig, Samen ca. 1,2 mm Durchmesser (statt < 0,9 mm)
Mit irregulären kleinen Tuberkeln auf der Oberfläche: P. sativa (= Typ E sensu Reichert) – in D nur adventiv aus Gartenkultur
Nicht in D nachgewiesen: P. granulatostellata (triploid), P. nitida (triploid).
Was mich jetzt interessieren würde:
Gibt es vielleicht doch korrelierende morphologische Merkmale (Blattgröße, Stängelfarbe etc.)?
Findet jemand P. cypria in Deutschland? (Bisher nur Frankreich, Belgien und Mittelmeer).
An Ergebnissen wäre ich höchst interessiert.
Gruß Michael