Forum Flora Germanica

Hallo,
heute habe ich neben dem Autobahnzubringer A/71 (zwischen Bad Neustadt/Saale und Münnerstadt am Rapersberg an einer Waldkiefer (über Kalkboden) eine trompetenförmige Flechte gefunden.

Lässt sich anhand der Fotos die Gattung Cladonia bestätigen, eventuell eine nähere Bestimmung cf. C. fimbriata herleiten.

LG Dieter

Hallo Dieter,
Cladonia ist sicher.
Als nächstes muss man aber entscheiden, wie man die Oberfläche der Podetien bewertet.
C. fimbriata überall mehlig-sorediös (feiner und anders als die Schüppchen unten) und die Podetien aus einem schmalen Stiel oben deutlich erweitert.
C. pyxidata auch an den Podetien mit groberen Teilchen (wie mit grobem Zucker granuliert), was auch von oben betrachtet im Apothecium sichtbar ist, die Podetien von oben bis unten allmählich weiter werdend.

Ich gebe zu, dass ich damit immer Schwierigkeiten habe - auch wenn ich im großen, weiten Web Bilder sehe, die irgendeinen Titel haben, dann kann ich oft nicht sagen, ob ich das richtig finde ...
Ich tendiere hier aber zu Cladonia pyxidata.
Kennst du diesen "Field guide" für Cladonia schon (von 1992)? Den hatte ich mir mal heruntergeladen. Die ganz neuen Aufschlüsselungen, noch mehr Arten, meistens mit versch. chem. Reaktionen, sind da natürlich nicht drin. Ist ja auch fürs "Feld", zum ersten Sortieren.
https://hub.jncc.gov.uk/assets/27abf813 ... 6d5e2f9d5c

Ansonsten, genaue Beschreibungen und viele Bilder, wie immer bei den Italienern. Schlüsseln kann man die da nur mit Bild nicht, weil gleich chem. RK abgefragt werden.
https://italic.units.it/index.php?proce ... ge&num=822 (C. pyxidata)
https://italic.units.it/index.php?proce ... ge&num=621 (C. fimbriata)

Mal schauen, was Thomas dazu sagt.
Um Cladonien mache ich eigentlich einen Bogen.

das es chemischer Untersuchungen bedarf hatte ich auch noch von einem früheren Beitrag in Erinnerung, aber Cladonia ist zumindest dann schon mal passend und wenn es für ein c.f.reicht, egal ob pyxidata oder fimbriata wäre das noch besser, um den Habitus wenigstens noch einer Vergleichsart zuordnen zu können.

LG Dieter

Hallo Dieter,
wenn man diese Becherflechte morphologisch ansprechen möchte, würde ich sie zu Cladonia grayi (C. pyxidata var./ssp. grayi) stellen. Das schließt diverse wenn überhaupt nur durch chemische Untersuchungen abtrennbare Sippen wie C. merochlorophaea, novochloarophaea und cryptochlorophaea mit ein. Die zahlreichen deutlichen Schüppchen an den Podetien sprechen gegen C. fimbriata. Letztere wäre nur fein mehlig sorediös; auch sind die Becker häufig abrupter in den Stiel verschmälert. Für C. grayi sprechen auch die verschiedentlich in Deinen Fotos deutlich zu sehenden rosalichen (hautfarbenen) entrindeten Partien der Becheraußenseiten unterhalb der Mündung.
Der Kleinstandort ist wohl oberflächlich versauert (entkalkt), worauf auch die Moosbegleiter Polytrichum formosum und Dicranum scoparium hinweisen.
Die ganze Gruppe C. chlorophaea s.l. / C. pyxidata s.l. ist schwierig und oft werden Vertreter mit C. fimbriata verwechselt. Insofern ist bei Bildern im Internet Vorsicht geboten.

Hallo Thomas,

Danke für die zahlreichen genauen Analysen und Hinweise und gar noch zur Bestimmung der Begleitflora.
Die C. pyxidata var./ssp. grayi wird ja mitunter auch als Rötliche Trompetenflechte bezeichnet.
Jetzt, wo du mich drauf stößt, kann ich die rosa Stellen auch ganz gut erkennen.

LG Dieter