Forum Flora Germanica

Hallo Michael,
die Primärliteratur habe ich nicht, aber mir schien es so, als würde Atropa im gleichen Atemzug genannt wie die anderen primären Futterpflanzen, ohne dass da ein Unterschied zwischen adulten Käfern und Larven ersichtlich wäre.

Wer suchet, der findet (mit Literaturangaben)
https://www.plantbiosecuritydiagnostics ... a-V1.2.pdf

Da unter Appendix 8 zu den Wirtspflanzen, Atropa mit in der ersten Gruppe. Unterschieden werden weitere Pflanzen, wo nur Adulte und das 4. Larvenstadium fressen, sowie eher seltene Futterpflanzen, woran man schon mal erwachsene Käfer sieht.

Ich will ja nicht meckern, aber Appendix 8 führt in diesem Fall zu
Jermy, T. and Balázs, K. (1990): Növényvédelmi állattan, 3/A Budapest, Akadémiai Kiadó 322 pp.
was eine ältere ungarische "Vor-Wende"-Buchserie über Käferschädlinge ist:
https://bogaraskonyvek.blog.hu/2010/10/ ... kotetek_bo
die wiederum eine typische sekundäre Zusammenstellung von Primärquellen zu sein scheint. So was ist zumindest verdächtig und gilt bei mir nicht als bestätigende Primärquelle.
Mag ja alles richtig sein, aber ich hätte es im Blattkäferbuch nicht als bestätigte Meldung aufgeführt (wie gesagt, es geht nur um den kompletten Lebenszyklus an Atropa, nicht um den Fraß der Imagines).
Aber über Leptinotarsa gibt es verständlicherweise Tausende von Veröffentlichungen. Die habe ich nicht alle gelesen...

Gerade bei Blattkäfern, bei denen die Larven an oder in Wurzeln oder im Stängel leben (und das ist die überwiegende Mehrheit!) gibt es massenhaft falsche Meldungen über Wirtspflanzen, die dadurch entstanden sind, dass jemand die erwachsenen Käfer von der Pflanze gekäschert hat. Das haben in vielen Fällen erst Spezialisten wie Steinhausen durch sorgfältige Zucht an eingetopften Pflanzen widerlegt. Ich glaube, bei jeder zweiten Art mussten wir im Buch das kolportierte Wirtspflanzenspektrum korrigieren.
Noch schlimmer wird es, wenn die Imagines andere Pflanzen fressen als die Larven (d.h. Wirtspflanzenwechsel), so was gibt es erstaunlich häufig, vor allem wenn im Herbst die eigentliche Wirtspflanze der Larven schon verwelkt ist...

Gruß Michael

Kraichgauer hat geschrieben: ↑So Sep 10, 2023 10:31 pmDie Art ist ja einjährig [...] Irgendwann fällt sie im Herbst halt mal um, aus welchen Gründen auch immer.

Abgesehen davon, dass die abgestorbenen Stängel, wenn nicht unten ausgefressen, oft noch im Frühjahr stehen, meinst Du wohl, die einzelnen Triebe sind "einjährig" (also nicht verholzend und im nächsten Jahr weiterwachsend)? - Die Art (ganze Pflanze) ist bestimmt nicht einjährig.
(Ist aber natürlich nur eine Nebendiskussion.)

Manfrid

"Sommergrün" wäre das gesuchte Wort. Die Pflanze ist ausdauernd, laut Rothmaler.

abeja hat geschrieben: ↑So Sep 10, 2023 8:15 pmNeigen diese Pflanzen zum "Umfallen" - oder wurde da nachgeholfen?

Das Umfallen spricht wohl mehr für Erdflöhe. Aber interessant finde ich auch, dass hier (Ostalb), wo es viele Tollkirschen - und viele Schafherden - gibt, die ersteren immer ziemlich gründlich entblättert sind, wenn eine von den letzteren vorbeigezogen ist. Ob die Schafe oder nur die ebenfalls mitziehenden Ziegen so scharf auf dieses Gemüse sind, habe ich noch nicht ergründen können, aber die Bezeichnung "Giftpflanze" ist offenbar ziemlich relativ. Habe auch schon vom Biber sehr gründlich abgefressene Eiben gesehen.

Manfrid

Anagallis hat geschrieben: ↑Di Sep 12, 2023 11:46 pm"Sommergrün" wäre das gesuchte Wort.

Na ja, lieber "Staude". "Sommergrün" sind unsere laubwerfenden Bäume und Büsche auch.

Aber Stauden sind nicht zwingend sommergrün (z. B. ist meine Iris unguicularis immergrün und blüht im Winter). Hemikryptophyt trifft es besser?

O. k., klingt auf jeden Fall gleich viel wissenschaftlicher. Hauptsache, Atropa belladonna ist nicht "einjährig".

Na, _Du_ hast doch auf einer ganz korrekten Bezeichnung bestanden. Was kann ich dafür, daß es die auf Deutsch nicht gibt?

Ich fand dazu gerade den dt. Begriff "Erdschürfepflanze".
https://paradigmaps.geo.uni-halle.de/kl ... lebensform

...im Leben noch nicht gehört ...