Forum Flora Germanica

Liebe Pflanzenfreunde!

Ich brauche wieder eimal Hilfe von Experten. Diese Pflanze habe ich gestern photographiert. Standort: Trockenfläche auf der Erddeponie Oberndorf, Krs. Rottweil, BaWü. Auffallend ist ihr starker aromatischer Geruch. Die Pflanze ist übersät mit Drüsenhaaren. Ich vermute, daß sie eine Gartenpflanze ist. Kann mir jemand bei der Bestimmung helfen?

Mit Dank im Voraus
Jochen

Man könnte anhand der Blüten mal die Familie/Gattung rausfinden, und diese Art ist darin leicht. Keine Gartenpflanze. Beste Grüsse

Nein, keine Gartenpflanze. Das ist Dysphania botrys (Chenopodium botrys), der Klebrige Drüsengänsefuß. Und sein Geruch nach Straßenteer ist ganz typisch. Die Art kommt vor allem auf Schlackehalden, Militärübungsplätzen und eben auch auf Erddeponien vor.

Gruß Michael

Vielen Dank für die Antworten. Bei Chenopodium war ich auch gelandet, habe ihn aber bei "Blumen in Schwaben" nicht gefunden

Herzlichen Dank
Jochen

Das ist das Problem mit der Namensänderung.
Ich kannte die Pflanze auch noch nicht, dachte "Gänsefuß", suchte "Gänsefuß aromatisch" (so ganz allgemein), lese "Gänsefuß, nicht aromatisch" (wieder nur so allgemein, auf "allerlei" Seiten.)
Dann muss man eben eine "Ebene" höher einsteigen und kommt dann relativ leicht zur Art.

Daraufhin habe ich mir die Verbreitungskarten angeschaut, bei FloraWeb unter Dysphania (zu dem Zeitpunkt noch recht wenige Meldungen in BW), dann unter http://www.florabw.recorder-d.de/ ... unter Dysphania nicht zu finden, aber unter Chenopodium. Ein paar Meldungen mehr, auch in meiner Ecke (na, ja, vermutlich nicht da, wo ich mich "herumtrieb" bisher).

Wie ich ja schon schrieb, das ist ein "Industriefolger" und daher nur recht lokal zu finden. Ich kenne ihn eigentlich nur aus den Hafengebieten von Mannheim, Kehl, Basel und Karlsruhe und vom ehemaligen Truppenübungsplatz "Hirschacker" bei Brühl. Am liebsten auf Schlackehalden, so wird es auch vom Ruhrgebiet berichtet.
Die ehemalige Mülldeponie Bruchsal (jetzt abgesperrt) hat man mit Schlackengrus "abgedichtet" bzw. bedeckt, da steht er auch. Da kommt man aber nicht mehr rein.

Gruß Michael

abeja hat geschrieben: Sa Sep 16, 2023 8:20 pm Ich kannte die Pflanze auch noch nicht

Falsches Suchmuster.

3.12.2020, Inzlingen, neuer Friedhof
17.8.2015, Weil am Rhein, Kiesgrube der Firma "Holcim"

Steht auf sehr offenem Kies und Schotter mit viel Störung.

Anagallis hat geschrieben: Sa Sep 16, 2023 9:53 pm Falsches Suchmuster.

Ich habe da ja noch nie nach gesucht. Aber den "neuen" Friedhof in Inzlingen kenne ich sogar. Seltsamerweise kam mir der aber überhaupt nicht "gestört" vor (vielleicht in einer besonderen Ecke, die nicht auffällt) ... so neu ist er auch nicht. Kiesgrube in Weil kenne ich noch nicht, so ganz zufällig kommt man da nicht vorbei. Allerdings habe ich Kiesgruben vor Ort (aktuell im Abbau - kommt man ja auch nicht dran + unterschiedliche frühere Abbaugebiete, zum Teil noch sehr "nackt") . Das ist in der Hinsicht vielleicht auch vielversprechend.

Auf Friedhöfen sind oft die Stellen wo Substrat gelagert oder entsorgt wird am ergiebigsten. In den Kiesgruben kann man am Wochenende mal ein Stündchen rumlaufen, da gibt's immer mal wieder Sachen, die man nicht alle Tage sieht (Digitaria ischaemum, Dysphania, Zannichellia, Myriophyllum verticillatum usw.).

Wenn's Dich mal interessiert, kannst Du nach Digitaria ciliaris Ausschau halten. Seit Uwes Hinweis habe ich sie schon dreimal gefunden. Das ist eine Verwechslungsart zu D. sanguinalis, zu erkennen an
(1) Blattscheiden kahl (aber manchmal auch bei s.),
(2) Wenn Haare am Blattgrund, dann auf einem Höcker (solche Haare gibt es aber auch bei s.),
(3) Deckspelze auf den Nerven ohne Zähnchen (oder nur im oberen Drittel) (bei s. nicht immer gut zu sehen),
(4) obere Hüllspelze 1/2 bis 4/5 so lang wie das Ährchen (bei s. höchstens 1/2 so lang),
(5) untere Hüllspelze > 0,2 mm (bei s. bis 0,2 mm).
In der Kombination aller Merkmale eindeutig zu identifizieren. Danach kann man an Baustellen, neu angelegten, ruderalen Grünflächen usw. gucken. Die Art scheint sich fast unbemerkt weit ausgebreitet zu haben. Dazu trägt sicher bei, daß sie in den Schlüsseln nicht enthalten ist.

An Äckern kannst Du nach Hirsen gucken. Wir haben in der Oberrheinebene einen ganzen Sack voll Unkrautsippen. Vor allem findet man sie in und an Maisfeldern. Bestimmen kann man sie am besten zu Hause am Beleg. Die Gattung erkennt man im vorbeilaufen.