Salix an der Förmitztalsperre

[Maltus]

Hallo,
an der Förmitztalsperre bei Schwarzenbach an der Saale (Ofr.) habe ich heute ein gutes halbes Dutzend Exemplare einer Weidenart gesehen, die ich nicht kenne. Ohne Blüten natürlich schwierig, aber vielleicht lässt sich anhand der anderen Merkmale was machen. Wuchs strauchförmig, max. 1 Meter hoch, Zweige zwischen gelblich und rötlich changchierend. Blätter mit der haptischen Anmutung von Lorbeer, oben kahl/grün, unten bereift ("schluffrig"?), etwa 10 cm lang und am Grund herzförmig eingebuchtet. Besonders auffällig die Nebenblätter (s. Fotos). Aufgrund der Form der Blätter und der Nebenblätter bin ich auf Salix eriocephala, die Herzblättrige Weide, gekommen, die laut BIB in Oberfranken (z.B. Bamberger Becken) durchaus vorhanden sein soll (Zweige werden zum Korbflechten verwendet), bisher jedoch nicht in den fraglichen MTBs (5737/5837) gemeldet ist. Allerdings irritieren mich die in der Artenliste auf flora germanica abgebildeten Blätter der Art, die weder diesen herzförmigen Grund haben noch ein Längen/Breiten-Verhältnis wie die meiner Pflanzen. Ist es doch eine andere Art?
Danke für Hinweise!
Freundliche Grüße
Georg

[botanix]

Hallo Georg,

hab mal meinen befreundeteten Salix-Experten, Martin de Jong, um Rat gebeten. Er bestätigt Salix eriocephala.

Gruß
Peter

[Maltus]

Hallo Peter,
das freut mich aber - ich hatte kaum Hoffnung, dass sich die Weide identifizieren lässt. Für mich war der Sonntag sehr ergiebig. Die Talsperre hat um diese Jahreszeit einen 1 bis 2 m niedrigeren Wasserstand, und es war eine Freude, im schlickigen breiten Uferstreifen rumzustapfen. Elatine hexandra sowie Peplis portula waren dort ebenfalls Neufunde für mich.
Besten Dank natürlich auch an Martin de Jong und herzliche Grüße
Georg

[Kraichgauer]

Dazu muss ich sagen, dass die Bilder von S. eriocephala in der Online-Version aus Nordamerika stammen. Dort ist Salix genauso blöde und kompliziert wie bei uns hier. Es gibt mehrere Möglichkeiten: (1) meine Bilder aus Nordamerika sind falsch bestimmt und zeigen was Anderes, (2) was bei uns verwildert bzw. gepflanzt ist, ist was Anderes als die S. eriocephala aus Nordamerika.
Die Bilder in der Druckversion von Thomas Muer und Gregor Aas sind dagegen von Material aus Deutschland.
Ich denke, bei der nächsten Revision tausche ich sicherheitshalber die Online-Bilder mal gegen die deutschen aus, damit wir wenigstens alle über dieselbe Sippe reden, ob der Name nun stimmt oder nicht.

Gruß Michael

[Maltus]

Hallo Michael,
weil du eben Gregor Aas erwähnt hast: Hier ein aktueller Artikel anlässlich seiner Verabschiedung als Leiter des ÖBG Bayreuth
https://ubtaktuell.uni-bayreuth.de/abschied-gregor-aas
Einer meiner Lieblingsgärten ...
Freundliche Grüße
Georg

[Spinnich]

die Artbestimmung passt zum Fundort

LG Dieter

[Maltus]

Hallo Dieter,
ja, auf der verlinkten Seite bin ich auch gewesen. Der Hinweis dort: "als Salix americana hort. im Handel" sowie die Einschätzung von Georg Hetzel in seiner Diss. ("z.T. wohl Hybriden"), auf die von dieser Seite verlinkt wird, zeigen, worauf Michael hingewiesen hat: dass nicht so ganz klar ist, um was es sich bei den Vorkommen in Deutschland eigentlich handelt.
Inzwischen habe ich - da ich jetzt wieder Zugriff auf den Rothmaler-Grundband habe - in der Darstellung von Gregor Aas (S.481) nachgelesen, dass die Blätter bei S. eriocephala am Grund herzförmig, gestutzt oder abgerundet sein können. Das erklärt, dass man so unterschiedliche Abbildungen der Blätter findet.
Freundliche Grüße
Georg

[Maltus]

Hallo,
kurzer Nachklapp dazu: Die Fundmeldung ist inzwischen bei der "Flora Nordostbayern". Heute kam die Rückmeldung, dass auch Gregor Aas die Bestimmung bestätigt hat.
Freundliche Grüße
Georg