Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

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Spinnich
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Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Spinnich »

Vor einigen Tagen bin ich beim Spaziergang in Strullendorf, im oberfränkischen Landkreis Bamberg in Bayern über einen Acker mit noch niedrigen, aber doch recht massigen Pflanzen gestolpert, mit denen ich so gar nichts anzufangen wusste. Diese Pflanzen waren ohne Blüten(-ansätze), so hatte ich erst Recht keine Idee, aber nach dem ich dazwischen einige Phacelia bemerkte, war ich überzeugt, dass es sich um Gründung handeln würde. Leider hatte niemand Foto oder Handy zur Hand.

Gestern war ich im Rhön-Grabfeld entlang der fränkischen Saale spazieren und fand auch dort einen Acker mit derselben Gründungmischung. Diese Pflanzen waren teils schon bis 1m hoch. Da wieder kein Foto dabei war, habe ich eine kleinere Pflanze abgerissen und mitgenommen.

Da bereits etwas angewelkt, habe ich sie zunächst in die Regentonne und wenig später fotografiert. Mit Google Lens wurde das Foto zunächst als Weidenröschen und mehrfach als Minze falsch erkannt, schließlich aber doch ein Treffer Gründung, Ramtillkraut bzw. Gingellikraut, welches mir völlig unbekannt war.

Die Suche nach weiteren Beschreibungen lieferte den Namen Guizotia abyssinica, Syn.: Guizotia oleifera DC., eine Asteroideae aus Afrika von Äthiopien bis Malawi und selten als Neophyt in Mitteleuropa. Bei unseren Temperaturen stirbt die einjährige zuverlässig ab und es kommt auch selten bis zur Samenreife.
Die Pflanze wurde auch z. B. nach Indien eingeführt, wegen der essbaren Öl u. Eiweiß reichen Samen. Das Öl wird zur Herstellung von Seifen und Farben und medizinisch genutzt. Die Samen werden auch in Deutschland als Tierfutter, Vogelfutter vertrieben und zwar als Nigersamen oder Nigersaat.

Auch wenn die Pflanzen in unseren Gefilden eher nicht ausreifen, können sie zumindest im Herbst zur Blüte gelangen und eine schöne Insektenweide ergeben.

http://blumeninschwaben.de/Zweikeimblae ... lkraut.htm

LG Dieter
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Ramtillkraut_1
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Kraichgauer
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Kraichgauer »

Guizotia abyssinica ist in "Blumenmischungen" der Landwirte regelmäßig und oft enthalten. (Seufz, was für ein Unfug).
Das Problem ist, dass die Landwirte diese Mischungen teilweise sogar vorgegeben bekommen.

Gruß Michael
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Anagallis
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Anagallis »

Die Art ist seit einigen Jahren in Begrünungsmischungen zur Energie- und Futtergewinnung enthalten.
Dominik
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Anagallis
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Anagallis »

Hier im Ort steht eine Energiepflanzenmischung aus Sorghum bicolor und Guizotia abyssinica. Die hält von der Größe locker mit der Sorghumhirse mit, fällt aber dazwischen kaum auf. Vermutlich wird vor der Blüte abgeerntet.
Dominik
Spinnich
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Spinnich »

Anagallis hat geschrieben: Mo Okt 09, 2023 6:48 pm Hier im Ort steht eine Energiepflanzenmischung aus Sorghum bicolor und Guizotia abyssinica. Die hält von der Größe locker mit der Sorghumhirse mit, fällt aber dazwischen kaum auf. Vermutlich wird vor der Blüte abgeerntet.
Einen Acker mit Sorghum habe ich in unserer Region auch schon mal entdeckt, von weitem denkt man an schlanke hohe Maispflanzen, denen die Maiskoben fehlen. Die Pflanzen waren knapp 2m hoch.
Das Ramtillkraut kann ja als Kultursorte durchaus ca. 1,8 m hoch werden, die Hirse allerdings noch deutlich höher.

Die Hirse wird auch manchmal als Futterpflnze angebaut und dann als Silage haltbar gemacht. Als Pflanze zur Energiegewinnung wäre es aber wohl vorteilhafter sie zur Samenreife zu bringen?

LG
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Anagallis
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Anagallis »

Spinnich hat geschrieben: Mo Okt 09, 2023 7:42 pm Die Hirse wird auch manchmal als Futterpflnze angebaut und dann als Silage haltbar gemacht. Als Pflanze zur Energiegewinnung wäre es aber wohl vorteilhafter sie zur Samenreife zu bringen?
Wird ja auch so gemacht. Ich meinte die Blüte der Guizotia.
Dominik
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abeja
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von abeja »

Hier in meiner Ecke ist das - glaube ich - noch nicht angekommen, an manchen Feldern fahre ich allerdings meist nur vorbei.
Guizotia wurde ja im alten Forum schon des Öfteren angefragt. Dann waren es irgendwelche einzelnen Pflanzen, soweit ich mich erinnere.
Die haben sich dann schon von ihrem "Einsatzort" entfernt, nehme ich an.

Frage am Rande:
verwendet man tatsächlich den Begriff "Gründung" - oder spielt da die Rechtschreibkorrektur verrückt? Ich las eigentlich überall "Gründüngung". Auch wenn ich "Gründung" im Zusammenhang mit Pflanzen suche, kommen die Seiten über "Gründüngung", wo aber der Begriff "Gründung" (finde ich auch sehr missverständlich) gar nicht auftaucht.
Viele Grüße von abeja
Kraichgauer
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von Kraichgauer »

abeja hat geschrieben: Mo Okt 09, 2023 10:11 pm verwendet man tatsächlich den Begriff "Gründung" - oder spielt da die Rechtschreibkorrektur verrückt?
Nein, der "Gründung" ist ein Schreibfehler von Spinnich, den sollte er mal korrigieren. Ich wollte das nicht ohne Absprache tun. Von grüner Kuhsch... habe ich noch nichts gehört. Gruß Michael
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abeja
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von abeja »

Ich war jetzt kurz davor, hier mit den Worten Gründung (mit kurzem ü) und Gründung (mit langem ü) herumzuspielen. :)

Aber ...
Bei Wiki unter "Gründung":
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCndung
Umgangsprachlich (bei mir/uns aber nicht) "[ˈgryːndʊŋ] eine Variante des Wortes Gründünger, siehe Gründüngung

Schaut man bei DWDS: zwei Bedeutungen von "Gründung"
einmal abgeleitet vom Verb "gründen"
Und zweite Bedeutung (erst mal übersehen) und mit alternativer Schreibweise "Grün-Dung"
https://www.dwds.de/wb/Gr%C3%BCndung#2

https://www.dwds.de/wb/Dung
Bedeutungen des Wortes "Dung" (nicht nur Kuhsch... u.ä.), sondern auch verrottende Pflanzenteile.
Nun ja, "geschichtlich gewachsen" ... oder so.
Viele Grüße von abeja
scheuchzeria
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Re: Guizotia abyssinica als Gründüngungspflanze

Beitrag von scheuchzeria »

Kraichgauer hat geschrieben: Mo Okt 09, 2023 12:04 pm Guizotia abyssinica ist in "Blumenmischungen" der Landwirte regelmäßig und oft enthalten. (Seufz, was für ein Unfug).
Das Problem ist, dass die Landwirte diese Mischungen teilweise sogar vorgegeben bekommen.

Gruß Michael
....hatte ich anderweitig schon mal geschrieben: nennt es einfach Zwischenfrucht, dann fällt der Dung aus. Warum seufz? regionales Saatgut von was auch immer ist nicht zur Verfügung in den gigantischen Mengen, die gebraucht werden. Florenverfälschung mit Kornblume aus Kirgisien ist der eigentliche Unfug, der stattfindet. Seit März 2020 ist der Einsatz von regio-Saatgut nach Bundesnaturschutzgesetz vorgeschrieben, gilt nicht für die Regelmischungen der Landwirtschaft. Da bin ich froh, wenn ausschließlich Kulturarten drin sind. Hochwertige Maßnahmen z. B. Vertragsnaturschutz in NRW machen wir ausschließlich mit regio-Qualität, die den Namen wahrlich verdient....zumindest mal im Rheinland. Wir haben da auch in den Hochleistungsregionen große Flächenzuwächse. Bei mir im Kreis bis 450ha Neuflächen pro Jahr. "Zugpferd" der Feldvögel ist die Grauammer...der ewige Wunsch des BFN und anderer Theoretiker dies doch mit Lämmersalat und Venuskamm zu machen, oder zu warten was aus der Erde kommt. Kann ich Dir sagen: meistens Galium aparine, Rumex, Chenopodium und Cirsium arvense. Null Akzeptanz beim Landwirt....
Die Regelmischung kostet so etwa 80-90€/ha. Warum sollte ein Landwirt eine vorgeschriebene Maßnahme mit teurem regio-Saatgut durchführen? Das Jahr für Jahr auf dutzenden ha.
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