Solanum sarrachoides s.str.?

[ulrikegrün]

... in einem Berliner Innenstadtpark,an einer Stelle ca 100 Stück. Die überwiegend schwach bzw gar nicht gebuchteten Blätter und der niedrige Wuchs (<40 cm) machten mich stutzig. Außerdem kannte ich die Art überhaupt noch nicht, aber der lange Kelch an der Frucht scheint eindeutig. Oder?
Besten Dank und liebe Grüße

[Anagallis]

Das sollte passen. Wenn man auf ein potentiell adventives Solanum trifft, sollte man übrigens reife Früchte mitnehmen (oder vor Ort zerlegen). Einige Arten zeichnen sich durch Steinzellen in den Früchten aus. Das sind harte Körnchen, die etwas kleiner als die Samen sind. Deren Vorhandensein und Anzahl gibt wichtige Hinweise auf die Art. In diesem Fall hättest Du laut Literatur "vier bis sechs" solcher "Steinzellen" (engl. "sclerotic granules") pro Frucht gefunden.

[Kraichgauer]

Ja, es gibt zumindest eine Verwechslungsart. Mit solch langen Kelchen (und reif grünen Beeren!) trifft man in der Regel zwei Arten an: S. sarrachoides (https://www.flora-germanica.de/d/?name= ... rrachoides) ist drüsig-klebrig und riecht entsprechend auch unangenehm harzig-teerig, S. nitidibaccatum (= physalifolium subsp./var. nitidibaccatum)(https://www.flora-germanica.de/d/?name= ... dibaccatum) ist viel schwächer haarig, undrüsig, riecht kaum und die Kelche sind etwas kürzer. Bei uns hier im Südwesten ist der/das letztere viel häufiger und eher auf Äckern zu finden, sarrachoides eher auf Industriebrachen und Schlackehalden.
Hier erkennt man aber eindeutig sarrachoides auf den Photos.
Das mit dem niedrigen Wuchs ist eher ein Zufallsprodukt, alle Arten der nigrum-Gruppe sind sehr größenvariabel. Und ja, sarrachoides hat in der Regel recht ganzrandige Blätter, das kann aber je nach Individuum und Blattgeneration ziemlich variieren, wie man ja auch an nigrum und dessen gelapptblättrigen Varietäten sieht.

Gruß Michael

[Garibaldi]

Hallo Ulrike
die Art wuchs in den vergangenen Jahren auch an der Baustelle der U5 vor dem Roten Rathaus, auch in größerer Zahl, vermutlich ist sie da wieder verschwunden. Die Pflanzen kleben ziemlich stark. Interessant, weil die Art so oft noch nicht nachgewiesen wurde in Berlin (lt. Florenatlas). Vielleicht auch ein Klimaprofiteur oder einfach übersehen?
VG
Oliver

[Anagallis]

Die ganzen selteneren ruderalen Nachtschatten tauchen immer mal wieder hier und dort auf und halten sich meist nicht sehr lang. Das kann eine Neueinschleppung sein und in ein paar Jahren wieder verschwinden.

[ulrikegrün]

So, liebe Botanici, herzlichen Dank für Eure zahlreichen und wie immer hochinformativen Beiträge! Ich habe uns nochmal 2 Bilder gemacht, und meine, es bleibt bei sarrachoides.str., denn: längere Kelchzipfel 5-6 mm und so lang wie die Frucht, längere Blattspreite 7cm, Stängel stark drüsig mit langen und kurzen Drüsenhaaren. Die Pflanze ist klebrig und riecht auch leicht eigenartig. Aber nicht tomatig, meine ich ... eine Frucht enthielt 32 gelbliche Samen. Alle Früchte sind grün marmoriert.
Oder eine Hybride beider Arten?
@Oliver: aktuell im Tiergarten, Wegecke, wo der Weg zum Schleusenkrug bzw. S-Tiergarten einbiegen. Falls du mal schauen möchtest.
Danke +LG an alle!

[ulrikegrün]

Die Steinzellen sind mir nicht aufgefallen ...

[Anagallis]

Das sind so kleine Kügelchen, etwas kleiner als die Samen. Mit der Präpariernadel fühlen sie sich hart wie ein Sandkorn an. Die Samen sind dagegen weich. Kannst Du noch mehr Früchte ausdrücken und auch darauf achten, daß alle Körner und Samen ausgepreßt sind? Sollten die Steinzellen komplett fehlen, muß man nach anderen Arten recherchieren. (Am besten auf Papier ausdrücken, das gibt nicht so eine Sauerei.)

riecht auch leicht eigenartig.

Die ruderalen Solanum stinken alle so komisch.

[Anagallis]

Es ibt noch einen Hybriden S. sarrachoides x nigrum, der häufig auftreten soll, wo beide Arten zusammen stehen. Ich sehe aber keinen Einfluß von nigrum.

[Kraichgauer]

Das ist alles sarrachoides. Das mit den Steinzellen ist gar nicht notwendig und unnötige Komplikation.

Gruß Michael