Hallo,
Hybriden sind mal leicht, mal schwer zu erkennen. Das liegt vor allem daran, wie nahe sich die Elternarten stehen und ob es bei den Eltern klar trennende Eigenschaften gibt oder nicht. Manche Hybriden haben keinen oder einen schlechten Fruchtansatz, andere sind voll fertil. Jedoch gibt es auch Arten mit schlechtem Fruchtansatz oder er ist wetterbedingt in diesem Jahr gering, es lässt sich nicht verallgemeinern, es kann ein Indiz sein.
Einige Hybriden lassen sich sicher nur an der Chromosomenzahl oder molekulargenetisch unterscheiden.
Generell muss man sich vergegenwärtigen, dass Schlüsselmerkmale wie z.B. Blattbreite 5-10 mm versus 10-20 mm erstmal Trennschärfe suggerieren, aber die Pflanzen sind variabler als der Schlüssel "erlaubt". Je nachdem ob gut versorgt oder sehr mager, trocken stehend oder auch spät im Jahr gekeimte Pflanzen, können die Pflanzen erhebliche habituelle Unterschiede aufweisen,
die in ihrer vollen Breite im Schlüssel
nicht berücksichtigt werden können,
da sonst der Überlappungsbereich der Merkmale zu groß wird, der Schlüssel unbrauchbar.
Beim Vergleich der Merkmale ist zu berücksichtigen, ob es sich um eine üppige Prachtpflanze handelt oder einen Kümmerling. Im vegetativen Bereich schwanken die Merkmale meist stärker als im generativen Bereich. Blütengröße oder Samengröße bleiben relativ einheitlich, aber gegen Ende der Blütezeit werden die Blüten meist kleiner. Eine üppige Pflanze produziert in der Regel keine Riesenblüten oder -samen, sondern einfach mehr davon.
Erstmal würde ich prüfen ob die Schlüsselmerkmale mehrheitlich zu einer Art passen, dabei mehrere Pflanzen vergleichen, besonders üppige oder kümmerliche Pflanzen dabei meiden (siehe oben und am Schluß). Sollte sich der Verdacht auf eine Hybride verstärken, macht es Sinn die Elternarten mit in den Vergleich zu nehmen.
Auch wenn im Rothmaler bei etlichen Hybriden Angaben für selten, zerstreut oder verbreitet gemacht werden, darf man dies nicht im Sinne von verbreitet = häufig = viele Exemplare interpretieren. Es sind meist einzelne oder wenige Pflanzen in vereinzelten (größeren) Populationen der Eltern, aber die Hybriden werden immer wieder mal im Land gefunden, wo sich die Elternarten in Erreichbarkeit der Bestäuber befinden, jedoch längst nicht in jeder Population!
Quintessenz: Bei (vermeintlich) abweichenden Exemplaren immer sorgfältig die Schlüsselmerkmale vergleichen, auch Beschreibungen der ganzen Pflanze (z.B. im Hegi oder den Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs oder
http://blumeninschwaben.de/) zu Rate ziehen, ob es nicht doch in die Variationsbreite der einen oder anderen Elternart passt. Dabei hilft gleich vor Ort mit anderen Pflanzen der Elternarten direkt zu vergleichen. Unter Schädlingsbefall krüppelig gewachsene oder unter Trittbelastung stehende oder mehrfach abgemähte Pflanzen oder herbstliche Nachblüher sind oft untypisch entwickelt. Damit macht man sich das Leben schwer!
Ich hänge mal vier Fotos an, die zwei Blattserien dreier Viburnum-Sippen zeigen, die Hybride ist im direkten Vergleich plusminus intermediär, aber in der Blattform doch V. lantana näher und nicht so stark weißfilzig wie V. rhytidophyllum. Ohne die Eltern zum Vergleich gar nicht so einfach zu erkennen, insbesondere zu V. lantana. Die Blätter von V. lantana sind deutlich fühlbar dünner und weicher als die Hybride und V. rhytidophyllum.
Gruß
Peter
- 5418-311_2023_10_31_Viburnum_IMG_20231031_0002_1200x900.jpg (267.68 KiB) 3123 mal betrachtet
- 5418-311_2023_10_31_Viburnum_IMG_20231031_0003_Unterseite_1200x909.jpg (270.39 KiB) 3123 mal betrachtet
- 5418-311_2023_10_31_Viburnum_IMG_20231031_0005_Oberseite_1200x985.jpg (252.71 KiB) 3123 mal betrachtet
- 5418-311_2023_10_31_Viburnum_IMG_20231031_0006_Oberseite_1200x986.jpg (254.4 KiB) 3123 mal betrachtet