Atlas of the Hellenic Flora
Verfasst: Di Feb 13, 2024 3:19 pm
Hallo zusammen,
der Briefträger schleppte mir mit vieler Mühe ein willkommenes, verspätetes Weihnachtsgeschenk von nicht weniger als 10,8 kg Gewicht die Haustreppe hinauf:
Strid, Arne (2024): Atlas of the Hellenic Flora. - 30 x 30 cm, 3 Bände, zusammen 2131 S.; Nicosia (Broken Hill Publishers). With 5618 distribution maps. Preis je nach Bezugsquelle 270 - 300 €.
Dieser Atlas vom größten lebenden Experten für die griechische Flora war lange angekündigt und erweitert das Konzept des "Atlas of the Aegaean Flora" auf ganz Griechenland.
Zunächst 2 schwere Bände mit dem Kern des Werks, den Verbreitungskarten auf ca. 1400 Seiten: Pro Seite jeweils 4 großformatige Verbreitungskarten. Eine davon ist hier mit freundlicher Genehmigung von Arne abgebildet.
Die Karten sind äußerst detailliert und bilden die tatsächliche Verbreitung sehr zuverlässig und detailreich ab. Jede kleine Insel der Kikladen ist erkennbar!
Im Gegensatz zu GBIF oder iNaturalist kann man sich darauf verlassen, dass alle Daten darin kritisch geprüft sind. Fragliche Angaben sind erst gar nicht aufgenommen und werden im Kapitel "taxonomic comments" (s.u.) erwähnt.
Dazu kommen noch Skalen für die Blühzeit und Höhenverbreitung sowie einige kurze (manchmal durchaus auch kritische) Angaben zu Gesamtverbreitung, einige Bestimmungsmerkmale und oft auch eine Einordnung in die Verwandtschaft bzw. die nächstähnlichen Arten.
Kein Vergleich zu der pauschalen Liste von Dimopoulos et al. (2015), die nur tabellarisch 6 oder 7 Regionen auflisten.
Die Karten sind gut genug, um bei fraglichen Bestimmungen manche Arten gleich auszuschließen und die Liste möglicher Kandidaten deutlich einzugrenzen.
Die Taxonomie ist ausgewogen, oft werden auch neueste Erkenntnisse berücksichtigt, sofern sie wohl Strid plausibel erschienen, z. B. der Split von Asperula in mehrere Gattungen. Bei den Orchideen hängt Strid dagegen einer sehr konservativen "Lumping"-Weltsicht an, was einigen Ophrydomanen wohl nicht passen dürfte.
Im Band 3 zunächst die "taxonomic comments and excluded species", für mich fast so wichtig wie die Karten selber. Mit neuesten Angaben (bis 2022, teilweise sogar 2023) werden hier alle fraglichen und ausgeschlossenen Arten aufgelistet. Außerdem gibt es viele Kommentare zu taxonomisch problematischen Gruppen. Das wird für meine WorldPlants eine willkommene Quelle für Infos sein! Aber auch ein Haufen Arbeit zum Abgleich. Ganz zu schweigen von Thomas' Mittelmeerflora.de.
Dann das SEHR lange Literaturverzeichnis (S. 1485 - 1800) mit mehreren 10.000 Zitaten. Hier hätte man allerdings Platz und Schriftgröße sparen können - willkommen wäre auch eine texterkannte Webversion zum Durchsuchen...
Der nächste große Block sind 268 Tafeln mit jeweils 12 Arten, also über die Hälfte aller Arten abgebildet. Das ist die größte Enttäuschung des Buchs, denn beim Druck (oder beim Satz?) ist irgendwas gründlich schiefgegangen. Der Schwarzkontrast ist grauenhaft schlecht, und einige grüne Arten kann man fast gar nicht erkennen. Auch die RGB -> CMYK-Konversion ist unbefriedigend. Schade darum! Sollte es jemals eine zweite Auflage geben, muss hier nachgesteuert werden.
Zusammenfassend: für jeden, der sich ernsthaft mit der griechischen Flora befasst, trotz Preis und Gewicht eine Pflicht-Anschaffung und die Krönung des Lebenswerks von Arne Strid. Wenn nur die Tafeln besser gedruckt wären...
[Man kann das ja mit dem in Kürze bei Kleinsteuber Books erscheinenden Bildatlas von Muer-Sauerbier-Jahn für Kreta (> 1200 S.) ergänzen. Dessen Manuskript durfte ich revidieren, und dort sind alle kretischen Arten abgebildet. Auch der Band 2 der Rhodosflora macht Fortschritte.]
Gruß Michael
der Briefträger schleppte mir mit vieler Mühe ein willkommenes, verspätetes Weihnachtsgeschenk von nicht weniger als 10,8 kg Gewicht die Haustreppe hinauf:
Strid, Arne (2024): Atlas of the Hellenic Flora. - 30 x 30 cm, 3 Bände, zusammen 2131 S.; Nicosia (Broken Hill Publishers). With 5618 distribution maps. Preis je nach Bezugsquelle 270 - 300 €.
Dieser Atlas vom größten lebenden Experten für die griechische Flora war lange angekündigt und erweitert das Konzept des "Atlas of the Aegaean Flora" auf ganz Griechenland.
Zunächst 2 schwere Bände mit dem Kern des Werks, den Verbreitungskarten auf ca. 1400 Seiten: Pro Seite jeweils 4 großformatige Verbreitungskarten. Eine davon ist hier mit freundlicher Genehmigung von Arne abgebildet.
Die Karten sind äußerst detailliert und bilden die tatsächliche Verbreitung sehr zuverlässig und detailreich ab. Jede kleine Insel der Kikladen ist erkennbar!
Im Gegensatz zu GBIF oder iNaturalist kann man sich darauf verlassen, dass alle Daten darin kritisch geprüft sind. Fragliche Angaben sind erst gar nicht aufgenommen und werden im Kapitel "taxonomic comments" (s.u.) erwähnt.
Dazu kommen noch Skalen für die Blühzeit und Höhenverbreitung sowie einige kurze (manchmal durchaus auch kritische) Angaben zu Gesamtverbreitung, einige Bestimmungsmerkmale und oft auch eine Einordnung in die Verwandtschaft bzw. die nächstähnlichen Arten.
Kein Vergleich zu der pauschalen Liste von Dimopoulos et al. (2015), die nur tabellarisch 6 oder 7 Regionen auflisten.
Die Karten sind gut genug, um bei fraglichen Bestimmungen manche Arten gleich auszuschließen und die Liste möglicher Kandidaten deutlich einzugrenzen.
Die Taxonomie ist ausgewogen, oft werden auch neueste Erkenntnisse berücksichtigt, sofern sie wohl Strid plausibel erschienen, z. B. der Split von Asperula in mehrere Gattungen. Bei den Orchideen hängt Strid dagegen einer sehr konservativen "Lumping"-Weltsicht an, was einigen Ophrydomanen wohl nicht passen dürfte.
Im Band 3 zunächst die "taxonomic comments and excluded species", für mich fast so wichtig wie die Karten selber. Mit neuesten Angaben (bis 2022, teilweise sogar 2023) werden hier alle fraglichen und ausgeschlossenen Arten aufgelistet. Außerdem gibt es viele Kommentare zu taxonomisch problematischen Gruppen. Das wird für meine WorldPlants eine willkommene Quelle für Infos sein! Aber auch ein Haufen Arbeit zum Abgleich. Ganz zu schweigen von Thomas' Mittelmeerflora.de.
Dann das SEHR lange Literaturverzeichnis (S. 1485 - 1800) mit mehreren 10.000 Zitaten. Hier hätte man allerdings Platz und Schriftgröße sparen können - willkommen wäre auch eine texterkannte Webversion zum Durchsuchen...
Der nächste große Block sind 268 Tafeln mit jeweils 12 Arten, also über die Hälfte aller Arten abgebildet. Das ist die größte Enttäuschung des Buchs, denn beim Druck (oder beim Satz?) ist irgendwas gründlich schiefgegangen. Der Schwarzkontrast ist grauenhaft schlecht, und einige grüne Arten kann man fast gar nicht erkennen. Auch die RGB -> CMYK-Konversion ist unbefriedigend. Schade darum! Sollte es jemals eine zweite Auflage geben, muss hier nachgesteuert werden.
Zusammenfassend: für jeden, der sich ernsthaft mit der griechischen Flora befasst, trotz Preis und Gewicht eine Pflicht-Anschaffung und die Krönung des Lebenswerks von Arne Strid. Wenn nur die Tafeln besser gedruckt wären...
[Man kann das ja mit dem in Kürze bei Kleinsteuber Books erscheinenden Bildatlas von Muer-Sauerbier-Jahn für Kreta (> 1200 S.) ergänzen. Dessen Manuskript durfte ich revidieren, und dort sind alle kretischen Arten abgebildet. Auch der Band 2 der Rhodosflora macht Fortschritte.]
Gruß Michael