Forum Flora Germanica

Liebe Pflanzenfreunde!

Diesen Ehrenpreis habe ich gestern bei Dornhan/Krs. Freudenstadt photographiert. Da er inmitten von Veronica persica stand, habe ich ihn wegen der weißen Blütenblätter zunächst für eine Albinoform von V. persica gehalten. Die Stängelblätter würden auch passen. Aber gibt es Ehrenpreis mit 5 Blütenblättern? Sie erinnern fast etwas an Reiherschnabel. Kann mir einer der Fachleute dazu etwas sagen?

Mit freundlichem Gruß im Voraus
Jochen

Anomalien in der Kronblattanzahl gibt es ab und zu. Letzte Woche zB. habe ich dieses Schöllkraut festgehalten

woody hat geschrieben: Mi Mai 01, 2024 2:46 pmAnomalien in der Kronblattanzahl gibt es ab und zu.

Ja. Aber bei der Veronica ist auch die Kronblattform anders. Scheint ein Exemplar mit radiärsymmetrischen Blüten zu sein (pelorisch). Im alten Forum hatte mal jemand einen entsprechenden Wirbeldost vorgestellt. Ich würde die Pflanze ausgraben und in Kultur nehmen. Schauen, wie sie weitermacht. Es ist was Interessantes.

Es gibt, wenn auch selten, auch Anomalien der Blütensymmetrie und sogar noch darüber hinaus. Ich habe in den Schweizer Alpen einmal eine Läusekraut mit fast radiären nur schwach verwachsenen Blüten ohne Schnabel gefunden, inmitten von hundert anderen "normalen".
Grüße
Alfred

Flor_alf hat geschrieben: Mi Mai 01, 2024 8:16 pm Ich habe in den Schweizer Alpen einmal eine Läusekraut mit fast radiären nur schwach verwachsenen Blüten ohne Schnabel gefunden...

Gibt es davon Bilder?
Berühmt (durch Linne) ist ja Linaria vulgaris mit radiärsymmetrischen Blüten (mit 5 Spornen). Und die "Gloxinie" (Sinningia speciosa) aus dem Blumenladen ist auch sowas. Die Wildform hat ähnlich geformte Blüten wie bei uns der Rote Fingerhut.

Die Pelorie wird ja häufig als Atavismus verstanden, also als Rückfall in eine frühere Entwicklungsstufe. Kann man jetzt davon ausgehen, daß die Blüte des Persischen Ehrenpreises entwicklungsgeschichtlich aus einem fünfblütigen Stadium hervorgegangen ist?

Jochen

Pelorien treten oft als Endblüten an einem ansonsten offenen (endblütenlosen) Blütenstand mit zweiseitig-symmetrischen Blüten auf. Sie erscheinen dann als eine Art Zusammenfassungs-Produkt von mehreren Seitenblüten. Oder umgekehrt: Die Seitenblüten können als vervollständigte Teile einer "zerfallenen" Endblüte aufgefasst werden. (Es gibt auch Pelorien, die weniger Teile haben als die Seitenblüten. Da ist sozusagen nach dem Zerfall nicht mehr genug für sie übriggeblieben.) Also, ich würde eher solche Beziehungen zwischen den Blüten ins Auge fassen als Schlüsse auf die Vorfahren ziehen.
Allerdings ist der Fall, wo alle Seitenblüten pelorisch sind, dann ja nochmal anders und nicht so ohne weiteres mit der Zusammenfassungsthese erklärt. Aber ob er mit der Atavismusthese besser verständlich wird?? - Zumindest hat man dann eine Erklärung, die nicht so leicht zu widerlegen ist wegen der Schwierigkeit, mit dem tatsächlichen Vorfahren zu vergleichen.

Wegen des Läusekrautes ohne Sporn. Das habe ich vor ca 40 Jahren während meiner Diplomarbeit im Unterengadin in der Macun-Gruppe gefunden. Es sollte alte Bilder geben, aber die sind irgendwo in meinem leider nicht systematiserten Diaarchiv begraben. Falls ich ein Bild finde stell ich es ein.
Grüße
Alfred
P.S. Bei Schöllkraut sind 5-zählige Blüten und auch ein 3-zähliger Kelch keine Seltenheit, das habe ich immer wieder mal bei Bestimmungskursen und führt beim Schmeil dann im schlüssel auf völlig abwegige Pfade...

Flor_alf hat geschrieben: Fr Mai 03, 2024 12:19 pmWegen des Läusekrautes ohne Sporn... Falls ich ein Bild finde stell ich es ein.

Danke!

Flor_alf hat geschrieben: Fr Mai 03, 2024 12:19 pmBei Schöllkraut sind 5-zählige Blüten und auch ein 3-zähliger Kelch keine Seltenheit

Ja, das machen auch die verwandten Mohne: Papaver orientale/bracteatum oft; auch 6-zählige Blüten. Klatschmohn gelegentlich.