Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Hier könnt Ihr Funde von Exkursionen und Urlauben zeigen.
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Anagallis
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Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Letztes Jahr wurde bereits von einer Exkursion in dieselbe Gegend berichtet. Weil's so schön und so ergiebig war, ging es diese Woche erneut fünf Tage in ein leicht verändertes Exkursionsgebiet; der Südharz wich einem Sammelsurium interessanter Fundmeldungen in Thüringen, hauptsächlich bei Jena und Erfurt.

Aus organisatorischen Gründen fand die neue Reise exakt einen Tag früher statt als letztes Jahr. Ein etwas größerer Abstand wäre wünschenswert gewesen, um auch einige andere Arten beim Blühen zu erwischen. Wegen der ungünstig gelegenen Feiertage fand sich jedoch vorher niemand, um die Haustiere zu versorgen.

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25. Mai 2024

Am Starttag sollte es zum ersten Übernachtungsziel nach Jena gehen. Nach ein paar Stunden Fahrt ging es zuerst nach Gompertshausen ins NSG Lachenwäldchen, wo diese Melica picta versteckt und schlecht zugänglich im Wald auf einer Wildschweinlichtung wachsen. Von M. nutans unterscheiden sie sich unter anderem durch die grünen Hüllspelzen mit dem braunen Rand.

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Dominik
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Re: Exkursion Türingen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Im tiefsten Thüringer Wald schmiegt sich bei Hasenthal die Igelsbachwiese zwischen die Hänge. Nach einem kleinen Fußmarsch mit ordentlicher Steigung erfreut eine weitläufige Feuchtwiese das Auge. Der Bestand von Tephroseris crispa ist im Landkreis durch Änderung der Bewirtschaftung stark geschrumpft. Für die Igelsbachwiese gilt das (noch) nicht. Die Blütezeit war allerdings schon fast zu Ende:
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... on=11.2298

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Cirsium heterophyllum:

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Und noch was Buntes:

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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Cardamine dentata sieht fast so aus wie C. pratensis (Wiesen-Schaumkraut). Den Unterschied konnte man noch ein Tal weiter östlich bei Kleintettau in Bayern untersuchen. Die Blättchen sind alle gestielt, die unteren oft rhombisch. Oben sieht es gleich aus:

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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Am Dohlenstein östlich von Kahla bei Jena soll es eine größere Anzahl Allium senescens geben, einer Zierpflanze aus Ost-Asien.

https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... n=11.59894

Leider konnte die Art dort nicht gefunden werden - vielleicht ist es zu früh im Jahr. Die wunderbaren Hänge auf Kalk entschädigten für den eineinhalbstündigen Aufwand. Hier exemplarisch Astragalus cicer und Seseli libanotis:

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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Der Rest des Tages wurde für einige Einzelstellen um Jena verbraucht.

In Sulza auf ist auf Sandsteinfelsen an der Hauptstraße Sedum cauticola verwildert:

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Vicia lutea im Jenaer Stadtgebiet, mit sehr hübschen Anchusa officinalis:

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Bei Röttelmisch existiert am Michelsberg noch ein großer Bestand Pyrola chlorantha, noch mit den letzten Blütenresten:

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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Svampskogen »

Toll!! Danke fürs Teilhaben lassen!
Botanica
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Botanica »

Hallo Anagalis,

wirklich sehr seltene Arten, von denen ich zum Teil noch niemals Bilder im Forum gesehen haben.
Klasse!
Tolle Funde!

Viele Grüße

Harry
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

26. Mai 2024

Nach einer kurzen Nacht in einem Brauereihotel im westlichen Jena, am Fuß des NSG Windknollen, ging es ebendort auf den Berg auf der Suche nach Rhinanthus rumelicus, von dem Harry letztes Jahr berichtete:
viewtopic.php?t=1797

Der Drüsige Klappertopf ist auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und früheren Schlachtfeld - Napoleon vermöbelte dort einst die Preußen - seit 1908 bekannt (M. Schulze). 1965 wurde der Fundort von Neumerkel wiederentdeckt und von Rauschert wie folgt beschrieben: "200 m NO Napoleonstein, auf 100 qm etwa 250 Expl.".
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... n=11.57148

Leider war es deutlich zu früh, wie eigentlich für das ganze Gebiet. Nur eine an einer Stromschneise verwilderte Zierpflanze hob das Verhältnis von Aufwand zu nutzen etwas an. Kolkwitzia amabilis:
Dateianhänge
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Bei Göttern hat eine Naturverschönerin an Gräben zwischen Feldern mindestens sechs verschiedene Allium-Arten und weitere Zierpflanzen ausgebracht.

Ornithogalum magnum, Pyramiden-Milchstern:

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Ein großblütiger Zierlauch, von dem nicht mehr genug übrig war, als dann die passende Literatur zur Hand war:

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Allium christophii, viele hundert Pflanzen über mehrere hundert Meter verteilt:

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Allium sativum, Knoblauch:

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Sowie Iris versicolor (ohne Bild). Gelistet sind noch Allium zebdanense, hollandicum, atropurpureum, stipitatum.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... on=11.4814 (siehe Fotos)
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... on=11.4728 (nicht besucht)
Dominik
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Wieder in der Stadt wurde eine spektakuläre Straßenböschung im Norden der Schrödingerstraße aufgesucht. Dort blühen später im Jahr Orobanche picridis und verwilderte Campanula sibirica sowie ein kleiner Flecken Iris graminea, der so gerade noch für ein Foto reichte (mit einem Blatt von Agrimonia procera):

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An einer anderen Stelle im Stadtgebiet mit Allium zebdanense waren auf Felsen an einer Straßenböschung nur noch fruchtende Exemplare zu sehen (kein Foto), dafür aber Tanacetum coccineum. Die Art war einmal vorübergehend in meinem Vorgarten zu Besuch: eingeschleppt und nach zwei Jahren wieder verschwunden.

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Am Hausberg bei Ziegenhain hat sich Jovibarba globifera auf Kalkfelsen angesiedelt.
https://www.openstreetmap.org/?mlat=50. ... 19/11.6136
Zwei Passantinnen waren der Meinung, die Spontanübersetzung "Jupiterbart" klinge besser als "Fransenhauswurz". Stimmt. Früher soll es einmal im Süd-Schwarzwald welche gegeben haben; manchmal verwildern sie aus Gärten.

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