Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Hier könnt Ihr Funde von Exkursionen und Urlauben zeigen.
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Anagallis
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Danach stand erneut das NSG Windknollen bei Jena auf der Liste. Von Westen her läuft man ein paar hundert Meter bis zum Napoleonstein. Auf dem Weg gibt es ein paar weniger rare, aber hübsche Pflanzen zu sehen:


Stachys germanica wächst auf dem ehemaligen Militärgelende sehr zerstreut, ist aber leicht von weitem zu orten.
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Eryngium campestre in schönster Blüte:
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Natürlich ging es aber dort um Rhinanthus rumelicus, den Drüsigen Klappertopf. Die aus der Türkei eingeschleppte Art wurde bereits im neunzehnten Jahrhundert für den Napoleonstein erwähnt. Man findet über tausend Pflanzen auf einer Waldlichtung östlich des Hügels mit dem Napoleonstein. Die Auflösung es Forenfotos reicht leider nicht aus, um die Drüsenhaare an Kelch und Stengel zu erkennen.

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Dominik
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Anagallis
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Am Westrand des Gebiets, am Fuß des Windknollen, liegen einige Tümpel in einer Wiese. Dort finden sich vielerlei spannende Wasserpflanzen, zum Beispiel Potamogeton gramineus:

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Vor allem aber Baldellia ranunculoides, die nach Ausbaggern des Tümpels verschollen geglaubt war. Der Bestand hat jedoch überlebt und sich auch auf einen zweiten Tümpel ausgebreitet. Insgesamt ergab eine rasche Zählung zwölf Pflanzen. Für offene Blüten stimmte wohl die Tageszeit nicht.

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Dominik
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Anschließend ging es weiter zu den Spatenbergen bei Hemleben, die immer einen Besuch wert sind, auch wenn bei der Anfahrt das Auto halb in die Brüche geht. Irgendwie bin ich froh, daß ich keine Artemisia campestris bin. Nicht nur, daß darauf mindestens füf Arten Summerwurze schmarotzen, auch Cuscuta epithymum läßt sie nicht in Ruhe. (Die Cuscuta habe ich dieses Jahr in zahlreichen Gebieten in großer Menge gesehen, sicher insgesamt zweihundert Quadratmeter - scheint ein gutes Jahr zu sein).

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Orobanche bohemica zu finden ist ein Geduldsspiel. Die alten Fundpunkte funktionieren nie. Um diese paar Stengel am Ende der Blütezeit ablichten zu können, waren drei Besuche und ein langer Atem nötig:

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Auf den flachen Hügelchen gibt es außerdem Allium lusitanicum zu sehen ...

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... und außerdem viel Stipa capillata, leicht von den anderen Federgräsern zu unterscheiden durch die unbehaarte Granne.

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Dominik
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Anagallis
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Die letzte Stelle des Tages war ein Sumpf bei Nordhausen, am Südrand des Harzes. Der Auftrag, nach der dortigen Pinguicula zu fahnden, gleicht einem Attentat. Am Südrand des Sumpfes klimmt ein verbuschter und licht bewaldeter Kalkschotterhang sehr steil in die Höhe. Der Boden ist sehr locker, und umgestürzte Bäume haben versteckte Löcher hinterlassen, und in einem von diesen steckte ich dann auch bis zur Hüfte mit einem Bein drin. Immerhing gab es dann einige Buchenspargel zu sehen, Monotropa hypophegea:

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Zu diesem Zeitpunkt hätte ich umkehren sollen. Die Pinguicula muß vor Jahren dort einigermaßen zahlreich gewesen sein, aber der Hang ist abgerutscht und hat den Bestand nahezu ausgelöscht. "Rutschen" ist das Stichwort: die nächsten dreißig Meter zurückzulegen, hat laut Zeitstempel der Fotos acht Minuten gedauert. An einem feuchten Felsen wuchsen dann etwa fünfzehn Pinguicula vulgaris var. gypsophila, die meisten steril und drei fruchtend:

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Nochmal krieche ich dort jedenfalls nicht hin. Die Fotos in der Flora Germanica dürften übrigens exakt dieselben Pflanzen zeigen. Mehr gibt es dort ohne Kletterausrüstung mit Sicherung nicht zu finden.
Dominik
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Anagallis
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

29. Juni 2024

An verschiedenen Stellen am Kyffhäuser (Ochsenburg, Barbarossahöhle, Prinzenhöhle) gab es am nächsten Vormittag einiges zu finden.


Epipactis atropurpurea

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Athericum liliago


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Ajuga chamaepitys

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Hypericum elegans ist kleiner als die häufige H. perfoliatum/desentangsii, weniger verzweigt, hat hellere Blüten mit breiteren Kronblättern und Stieldrüsen am Kelch:

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Veronica spicata

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Bryonia alba in 2 m Höhe in einer Bocksdornhecke.

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Dominik
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Anagallis
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Auf dem Rückweg nach Süden gab es noch eine Stippvisite beim Esperstedter Ried. Die Oenanthe, die letztes Jahr nur vegetativ beobachtet werden konnte, blüht jetzt.


Oenanthe aquatica

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Dort an der Wegböschung steht der Knoblauch vor der Blüte, Allium sativum:

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In den Salzwiesen, überbelichttete Althaea officinalis:

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Dominik
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Die restlichen Stops brachten keine zeigenswerten Funde mehr, so daß es gegen 15 Uhr nach Hause ging.
Dominik
Maltus
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Maltus »

Hallo Dominik,
großartige Ausbeute - gratuliere! Auf dem Windknollen war ich auch hin und wieder. Leider war offenbar nie die richtige Zeit für Rhinanthus. Dafür kann ich mich an Cerinthe minor erinnern, am Rand einer abschüssigen Wiese bei Cospeda.
Freundliche Grüße
Georg
Arthur
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Arthur »

Hallo Dominik,

ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass Stipa erio... mit der ssp. austriaca in Deutschland nur bei Beuron und mit der ssp. lutetiana am Isteiner Klotz vorkommt. Ich finde nichts zu Vorkommen in Thüringen. Kannst du mich bitte aufklären.

Viele Grüße
Arthur

[Moderation: Taxon abgekürzt zur Vermeidung falscher Suchtreffer]
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Re: Exkursion Thüringen, Mitteldeutsche Trockengebiete, Nord-Harz, Mai 2024

Beitrag von Anagallis »

Arthur hat geschrieben: Sa Jul 06, 2024 7:43 am ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass Stipa erio...
Sorry, da sollte natürlich Stipa capillata stehen. Man sollte bei Tippen gelegentlich auch das Hirn einschalten.
Dominik
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