Euphorbia esula Aggregat
Verfasst: So Aug 25, 2024 11:23 am
Hallo,
im Forum gibt es immer wieder mal Anfragen zu Arten aus dem Euphorbia esula Aggregat (in D.: E. esula, E. virgata, E. saratoi).
In den zurückliegenden Wochen habe ich als interessierter und nur ganz am Rand beteiligter Laie den Analyseprozess für einen Augsburger Wolfsmilch-Bestand verfolgt. Zum Hintergrund: Am Augsburger Lochbach gibt es seit mehr als 40 Jahren diesen Bestand (zwei einige hundert Meter voneinander entfernte Fundstellen). Aus der Zeit, bevor E. saratoi als eigenständige Art in D. erkannt worden ist, lautete die Bestimmung dieses Bestands: E. virgata. Später dann: E. saratoi. Sicher war man sich nie so ganz. Ausgangspunkt für langjährige Analysen war ein im Jahr 2005 gefertigter Herbarbeleg, der durch mehrere Hände ging (auch von Mitgliedern der GEFD-AG Euphorbia esula) und über den es unterschiedliche Meinungen gab. Um den Fall endgültig zu klären, hat man dieses Jahr einen neuen Analyse-Anlauf mit weiteren Belegen und frischem Pflanzenmaterial unternommen, mehrere Experten waren beteiligt. Am Ende hat sich bestätigt: Es handelt sich um E. saratoi, wenn auch mit ein paar unklaren Merkmalen.
Was ich aus dieser Erfahrung mitgenommen habe:
1. Man sollte die Idee vergessen, hier im Forum mit ein paar Fotos zu einer halbwegs sicheren Artbestimmung zu kommen.
2. Wenn man sich mit einer "Tendenz" zufriedengeben will: mindestens gute Bilder des Blattschnitts und von Blütenmerkmalen (Hörnchen der Nektardrüsen!) liefern.
3. Sichere Ergebnisse liefert in der Regel nur die Kombination verschiedener Analyse-Ansätze: a) die morphologische Untersuchung (Habitus, Blätter & Blüten); b) die mikroskopische Analyse des Blatt-Querschnitts (anhand mehrerer Blätter; sonst kann es wie bei uns passieren, dass man ein Blatt mit extremen Merkmals-Ausprägungen erwischt und nur zu einem unklaren Ergebnis gelangt); c) eine flowzytometrische Untersuchung zur Ermittlung der Ploidiestufe, um wenigstens einen der Kandidaten ausschließen zu können (E. esula und E. saratoi sind hexaploid, E. virgata diploid).
4. Wenn man, wie beim Augsburger Bestand, auf einzelne morphologische Merkmale stößt, die sich nicht klar einer Art zuordnen lassen, dann braucht es schon große Expertise und langjährige Erfahrung, um zu entscheiden, ob die Merkmale noch in der Variationsbreite einer Art liegen oder womöglich ein Hybrid vorliegt.
Fazit: spannend zu verfolgen, wie sich der Fall klärt - aber für die/den einfache/n Feldbotaniker/in ein Graus.
Freundliche Grüße
Georg
im Forum gibt es immer wieder mal Anfragen zu Arten aus dem Euphorbia esula Aggregat (in D.: E. esula, E. virgata, E. saratoi).
In den zurückliegenden Wochen habe ich als interessierter und nur ganz am Rand beteiligter Laie den Analyseprozess für einen Augsburger Wolfsmilch-Bestand verfolgt. Zum Hintergrund: Am Augsburger Lochbach gibt es seit mehr als 40 Jahren diesen Bestand (zwei einige hundert Meter voneinander entfernte Fundstellen). Aus der Zeit, bevor E. saratoi als eigenständige Art in D. erkannt worden ist, lautete die Bestimmung dieses Bestands: E. virgata. Später dann: E. saratoi. Sicher war man sich nie so ganz. Ausgangspunkt für langjährige Analysen war ein im Jahr 2005 gefertigter Herbarbeleg, der durch mehrere Hände ging (auch von Mitgliedern der GEFD-AG Euphorbia esula) und über den es unterschiedliche Meinungen gab. Um den Fall endgültig zu klären, hat man dieses Jahr einen neuen Analyse-Anlauf mit weiteren Belegen und frischem Pflanzenmaterial unternommen, mehrere Experten waren beteiligt. Am Ende hat sich bestätigt: Es handelt sich um E. saratoi, wenn auch mit ein paar unklaren Merkmalen.
Was ich aus dieser Erfahrung mitgenommen habe:
1. Man sollte die Idee vergessen, hier im Forum mit ein paar Fotos zu einer halbwegs sicheren Artbestimmung zu kommen.
2. Wenn man sich mit einer "Tendenz" zufriedengeben will: mindestens gute Bilder des Blattschnitts und von Blütenmerkmalen (Hörnchen der Nektardrüsen!) liefern.
3. Sichere Ergebnisse liefert in der Regel nur die Kombination verschiedener Analyse-Ansätze: a) die morphologische Untersuchung (Habitus, Blätter & Blüten); b) die mikroskopische Analyse des Blatt-Querschnitts (anhand mehrerer Blätter; sonst kann es wie bei uns passieren, dass man ein Blatt mit extremen Merkmals-Ausprägungen erwischt und nur zu einem unklaren Ergebnis gelangt); c) eine flowzytometrische Untersuchung zur Ermittlung der Ploidiestufe, um wenigstens einen der Kandidaten ausschließen zu können (E. esula und E. saratoi sind hexaploid, E. virgata diploid).
4. Wenn man, wie beim Augsburger Bestand, auf einzelne morphologische Merkmale stößt, die sich nicht klar einer Art zuordnen lassen, dann braucht es schon große Expertise und langjährige Erfahrung, um zu entscheiden, ob die Merkmale noch in der Variationsbreite einer Art liegen oder womöglich ein Hybrid vorliegt.
Fazit: spannend zu verfolgen, wie sich der Fall klärt - aber für die/den einfache/n Feldbotaniker/in ein Graus.
Freundliche Grüße
Georg