Silene dioica × Silene latifolia subsp. alba (= Silene ×hampeana)

Bestimmungsanfragen für europäische Wildpflanzen.
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BlonBoah
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Silene dioica × Silene latifolia subsp. alba (= Silene ×hampeana)

Beitrag von BlonBoah »

Hallo zusammen,

gestern habe ich in Benningen a. N. (BW) einen Lichtnelken-Bestand mit weiß- und blassrosa-blütigen Arten gefunden.
Die weißblütigen sind natürlich Silene latifolia subsp. alba, aber bei den rosablütigen vermute ich den Bastard Silene ×hampeana.

Nur steht im aktuellen Rothmaler, dass auch S. latifolia manchmal blassrosablütig sein kann, in der FG steht aber nichts davon.

S. dioica habe ich in der Nähe nicht entdeckten können, aber wenn der Hybrid einen eigenen, gültig beschriebenen Namen hat, heißt das doch, dass er fertil ist und sich etabliert hat, oder?

Ich hoffe, ihr könnt mich aufklären!

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von Anagallis »

Im Stace'schen Hybridenband steht, daß der Hybrid in den Merkmalen intermediär ist, also insbesondere die Kelchzähne, die hier stark in Richtung latifolia weisen. Andererseits sollen rosa Blüten in einem latifolia-Bestand ein sicheres Zeichen für Hybridisierung sein, aber in einem dioica-Bestand kein sicheres Zeichen. Von der möglichen Rosafärbung laut Rothmaler ist da keine Rede.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von BlonBoah »

Hallo Dominik,
vielen Dank für deine Antwort!

Sehr interessant auf jeden Fall!
Aber einfacher wird es dadurch nicht. 😅

Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von Anagallis »

Bei einem Hybriden müßte man zumindest im direkten Vergleich mit anderen Pflanzen des Bestandes noch andere Unterschiede finden.
Dominik
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BlonBoah
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von BlonBoah »

Das ist eine gute Idee!
Ich gucke mal, wann ich da das nächste Mal vorbeikomme.

Übrigens gab es von den Rosablütigen nur weibliche Blüten (im Gegensatz zu den Weißblütigen).

Liebe Grüße
Noah
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BlonBoah
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von BlonBoah »

Hallo,
heute war ich noch mal bei dem Bestand und konnte neben der Blütenfarbe nur noch einen weiteren, dafür aber sehr konstanten/regelmäßigen Unterschied zwischen den weiß- und rosablütigen Pflanzen finden: Die Weißblütigen hatten deutlich bauchigere Kelche als die Rosablütigen.
Spricht also für einen Hybriden.

Vielleicht kann mir ja Micheal @Kraichgauer meine zwei Fragen aus dem Startbeitrag beantworten:
BlonBoah hat geschrieben: Mi Nov 13, 2024 12:40 pm wenn der Hybrid einen eigenen, gültig beschriebenen Namen hat, heißt das doch, dass er fertil ist und sich etabliert hat, oder?
Und was hat es damit auf sich?
BlonBoah hat geschrieben: Mi Nov 13, 2024 12:40 pm Nur steht im aktuellen Rothmaler, dass auch S. latifolia manchmal blassrosablütig sein kann, in der FG steht aber nichts davon.
Liebe Grüße
Noah
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Anagallis
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von Anagallis »

BlonBoah hat geschrieben: Di Nov 19, 2024 8:45 pm Nur steht im aktuellen Rothmaler, dass auch S. latifolia manchmal blassrosablütig sein kann
Ist auch so. Wenn man mal die Augen offen hält kann man öfters Pflanzen mit einem Rosaschimmer sehen. So richtig weiß sind die gar nicht so oft.
Dominik
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Anagallis
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von Anagallis »

Die rosa Blüten waren alle zwittrig?
Dominik
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BlonBoah
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von BlonBoah »

Hallo Dominik,
Anagallis hat geschrieben: Di Nov 19, 2024 10:12 pm Wenn man mal die Augen offen hält kann man öfters Pflanzen mit einem Rosaschimmer sehen.
Ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen.
Anagallis hat geschrieben: Mi Nov 20, 2024 10:29 am Die rosa Blüten waren alle zwittrig?
Nein, die waren alle ganz normal eingeschlechtig, aber es gab halt nur weibliche Blüten.

Liebe Grüße
Noah
Kraichgauer
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Re: Silene ×hampeana?

Beitrag von Kraichgauer »

BlonBoah hat geschrieben: Mi Nov 13, 2024 12:40 pm S. dioica habe ich in der Nähe nicht entdeckten können, aber wenn der Hybrid einen eigenen, gültig beschriebenen Namen hat, heißt das doch, dass er fertil ist und sich etabliert hat, oder?
Nein, das ist ein Trugschluss. Ein Hybrid kann (muss aber nicht) einen eigenen Namen bekommen; diese Tradition hat sich vor allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als alle noch nach neuen Namen "gejagt" haben, eingebürgert. Das sagt überhaupt nichts über seinen Status (steril oder fertil oder etabliert oder immer wieder neu entstehend usw.) aus.

Es gibt zahllose Hybriden (meist seltene), die keine Namen haben. Ich find' eigentlich die Methode aus der neuen Bayernflora ganz gut, dass man zuerst als Hauptüberschrift die Hybridkombination, und erst darunter den eigenen Namen, falls existent, auflistet.

Das größere namenstechnische Problem kommt dann, wenn sich fertile (oder apomiktische!) Hybriden stabilisieren und eigene Populationen aufbauen. Zu irgendeiner Zeit kann oder sollte man dann das Hybridzeichen weglassen. Leider ist die Grenze, ab wann das sinnvoll ist, nicht so genau definiert. Zum Beispiel lassen Hand et al. in der deutschen Florenliste das Hybridzeichen vielfach weg, wo andere Autoren und Rothmaler es noch verwenden. Das führt manchmal zu ziemlicher Verwirrung (z. B. bei Salix!).
Ein anderer Grenzfall, der mir gerade einfällt, ist Stachys x ambigua mit seinen großen, etablierten Kolonien. Und so gibt es noch viele.

Es gibt allerdings einen Fall, bei dem die Benennung von Hybriden mit einem eigenen Namen Sinn ergibt, nämlich Oenothera. Dort entstehen bekanntlich bei jeder Kreuzung zwei (!) neue Hybridkombinationen, und die muss man auch unterscheiden können. Das wird dann schwierig, wenn man nur die Eltern mit "x" dazwischen aufschreibt.

Gruß Michael
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