Forum Flora Germanica

16.2.2025
Hallo,
gestern bin ich beim Kartieren im Obereglinger Holz bei Walleshausen, MTB 7831-24, auf eine größere Aufforstung mit Tannen gestoßen, >100 Expl., davon die größten mindestens 15 Meter hoch.
Etliche Merkmale passen m.E. sowohl für Abies procera wie für Abies concolor: die großen Zapfen (Länge kaum zu schätzen, dafür hingen sie zu hoch), die weichen, sichelförmigen Nadeln mit Stomatabändern beiderseits, die graue Rinde. Die Länge der Nadeln spricht wohl eher für A. procera: Ich habe zwar nicht gemessen, aber wenn man die Daumendicke auf Bild 6 heranzieht, dürfte sie eher bei der maximalen Länge von 3,5 cm für A. procera liegen als bei den in der Regel längeren bei A. discolor. Ein zweites Merkmal könnte für A. procera sprechen: Wenn man Bild 2 vergrößert (= Bild 9), dann kann man die spitzen, abstehenden Deckschuppen erkennen, ein Merkmal von A. procera. Allerdings weiß ich nicht, ob die Zapfen von A. discolor ebenfalls dieses Merkmal aufweisen. Weiß jemand besser Bescheid und kann meine Präferenz für A. procera bestätigen?
Freundliche Grüße
Georg

Hallo Georg,
die Zapfen mit den auffälligen Deckschuppen sind typisch für Abies procera, bei Abies concolor (mit "discolor" hattest du dich verschrieben?) sieht das ganz anders aus.

https://www.treesandshrubsonline.org/ar ... s-procera/
https://www.conifers.org/pi/Abies_procera.php

A. concolor zum Vergleich
https://www.conifers.org/pi/Abies_concolor.php

Sucht man was zur forstwirtschaftlichen Anwendung in D, wird Abies procera genannt (einige wenige Versuchsgebiete).
https://www.waldwissen.net/de/waldwirts ... nne#c81030

Zu Abies concolor (A. procera aber auch, ebenso wie andere Arten) findet man ansonsten forstwirtschaftlich nur die Kultivierung als Weihnachtsbaum.
https://www.waldwissen.net/de/waldwirts ... umkulturen

Hallo abeja,
vielen Dank für die Bestätigung und die hilfreichen Links! Ja, discolor war ein Verschreiber.
Ich hatte auch schlicht vergessen, dass ich vor meiner Anfrage in die Flora of North America schauen wollte.
Die Illustration hier zeigt die Zapfen von Abies concolor sehr schön:
http://floranorthamerica.org/Abies_concolor
Neben den hohen Exemplaren gab es auch einige mit um die 1 m Höhe. Ohne Indizien für eine Anpflanzung (Manschette, Drahtgitter oder Stützpflock), möglicherweise also Naturverjüngung.
Laut Flora von Bayern gibt es übrigens nur wenige Daten in Bayern für eine forstliche Nutzung, meist findet man beide Arten nur in Gärten, Parks und Weihnachtsbaumplantagen.
Freundliche Grüße
Georg

Hallo Georg,

hier noch ein link zu einer neuen Veröffentlichung der Bochumer:
https://www.botanik-bochum.de/publ/OVBB ... rocera.pdf

Grüße
Peter

Hallo Peter,
sehr schön, herzlichen Dank!
Freundliche Grüße
Georg

Moin!

Zur forstlichen Nutzung von Abies procera: Es hat einzelne Versuche gegeben, meines Wissens ohne durchschlagenden Erfolg. Einzelne experimentierfreudige Waldbesitzer kommen vielleicht mal auf die Idee, sowas zu forstlichen Zwecken zu pflanzen, sind damit aber die große Ausnahme.

Die m.E. wahrscheinlichste Erklärung: Eine durchgewachsene Weihnachtsbaum- oder Schmuckreisigkultur. Die waren öfters nach Sturmschäden hoch im Kurs und wurde dann teilweise in beängstigendem Ausmaß neu angelegt. Kleinere Anlagen geraten bei Landverkäufen oder Erbfällen schonmal in Vergessenheit und wachsen dann einfach weiter.

Wenn es Dich sehr interessiert, kannst Du wahlweise bei Waldbesitzern, Förster oder Jägern nachfragen. Irgendeiner der "locals" weiß eigentlich immer, woher solche Geschichten stammen.

LG, Felix

Aber frag nach "nobilis". Unter Christbaumproduzenten ist procera noch nicht angekommen.......
LG

Danke für eure Hinweise. Da ich in dem Gebiet immer nur "auf der Durchreise" bin und niemanden kenne, müsste mir im Wald schon jemand über den Weg laufen (z.B. bei Holzarbeiten), den ich fragen könnte. Mich interessiert aber ohnehin eher das Thema Naturverjüngung. Wenn ich mir die Winzlinge anschaue auf den Fotos in dem Bochumer Beitrag, auf den Peter verlinkt hat, dann glaube ich bei den Exemplaren um 1 Meter nicht mehr so recht an Wildwuchs, sondern eher an eine Nachpflanzung für Schmuckreisiggewinnung. Beim nächsten Besuch krieche ich mal ein bisschen durchs Moos und halte Ausschau, ob es Sprösslinge von vergleichbarer Größe wie die Ennepetaler Exemplare gibt
Freundliche Grüße
Georg

Hallo Georg,

Maltus hat geschrieben: Di Feb 18, 2025 1:07 pm Beim nächsten Besuch krieche ich mal ein bisschen durchs Moos und halte Ausschau,

du bist ein Botaniker mit Tiefgang

Gruß
Peter

... so tief, dass ich mir schon öfter nasse Füße geholt habe