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gibt es keine Archaeophyten mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 9:15 am
von ChriBo
Hallo Leute,
ich stelle fest, wenn ich bei FloraWeb nach Pflanzen suche, werden die fast alle als einheimisch deklariert.
Auch bei Pflanzen, die meines Wissens nach, Archaeophyt sind.
Gibt es dafür eine Erklärung? Beispiel Trifolium pratense L.
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 10:54 am
von Anagallis
Das wird auf den Karten gar nicht erfaßt. Die Angaben beziehen sich auf die Angaben beim Kartieren, ob an einer bestimmten Stelle eine Art einheimisch, eingebürgert oder Neophyt ist.
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 12:35 pm
von ChriBo
Hallo Dominik,
laut LFU sind Archaeophyten:
Gebietsfremde Pflanzen, die bereits zu früheren Zeiten zu uns kamen, zum Beispiel mit dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit oder durch den Handel der Römer – wie beispielsweise die Esskastanie –, werden als Archäophyten bezeichnet.
Das ist doch ein Zustand der sich nicht ändern kann....
Trifolium pratense L. war bei uns doch an keiner Stelle vorhanden.
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 3:10 pm
von Kraichgauer
In den allermeisten Verbreitungskarten und Kartierungen kann im Status nicht zwischen "indigen" und "Archäophyt" unterschieden werden. Das würde auch viel zu kompliziert sein und wäre irrelevant. Wo zieht man da die Grenze? In der Eiszeit, Steinzeit, Bronzezeit, Römerzeit oder im Mittelalter? In der Eiszeit gab es bei uns nur ein paar Tundra-Pflanzen.
Meist ist nicht mehr oder kaum noch nachweisbar, wann genau die Arten "angekommen" sind. Das ist also eine müßige Diskussion und eher für die Vegetationskundler und die Pflanzenhistoriker relevant.
Nur die Briten (im 2020er Atlas) unterscheiden konsequent zwischen Archäophyt und indigen, wobei bei ihnen vor allem die "Spätankömmlinge", also die Mittelalter-Einschleppungen, als Archäophyt gelten.
Nur manchmal gibt es Probleme, aber eher bei der Abgrenzung Archäophyten - Neophyten. Das ist vor allem beim Naturschutz und bei den Roten Listen relevant, denn Archäophyten haben einen Rote-Liste- und oft einen Schutz-Status, Neophyten per Definition fast immer nicht. Paradebeispiel für solche Abgrenzungsprobleme: die Schachblumen-Wiesen mit Fritillaria meleagris oder der "Zavelsteiner Krokus".
Ganz verwirrend wird es dann, wenn "neue" Vorkommen von Arten, die als Archäophyt gelten, durch neue Einschleppungen oder Verwilderungen post 1492 entstanden sind. Sind die jetzt schutzwürdig oder nicht? Beispiel: die ganzen ausgesäten Populationen von Agrostemma githago, aber auch diverse Fritillaria-Vorkommen.
Gruß Michael
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 3:23 pm
von ChriBo
Ich danke euch für die Antworten, wie immer ist nicht alles so einfach wie es scheint.
Ich denke mal, ich schaue, wenn ich den ursprünglichen Status einer Art sehen möchte, bei der oekologie-seite.de/ von René Rausch nach.
Ich vermute mal, auch ein Foren-Mitglied hier.
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: Sa Mär 08, 2025 8:47 pm
von Kraichgauer
Es gibt keinen "ursprünglichen Status" einer Art, da hast Du was falsch verstanden oder unglücklich formuliert. Es gibt lediglich die Einteilung in Kategorien grob danach, wann die Art vermutlich hier einwanderte oder eingeschleppt wurde. Davon gibt es aber zig Ausnahmen.
Gruß Michael
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: So Mär 09, 2025 1:32 am
von Anagallis
ChriBo hat geschrieben: Sa Mär 08, 2025 12:35 pm
Das ist doch ein Zustand der sich nicht ändern kann....
Doch. Was am Ort A indigen ist, kann an Ort B ein Neophyt sein. Das hängt immer vom betrachteten Gebiet ab.
Re: gibt es keine Archaeophyt mehr?
Verfasst: So Mär 09, 2025 8:51 am
von botanix
Hallo,
„Ich denke mal, ich schaue, wenn ich den ursprünglichen Status einer Art sehen möchte, bei der oekologie-seite.de/ von René Rausch nach.“
Benutzt du keinen Rothmaler?
Ist darin bei allen Arten, die nicht indigen sind, angegeben. Dort wird Trifolium pratense nicht als Archäophyt geführt, dagegen aber Vicia hirsuta und tetrasperma, die auf der genannten Seite als autochthon bezeichnet werden. Trifolium pratense wird auch in den Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs Bd.3:422 als „Die Art ist im Gebiet urwüchsig.“ und „Erstnachweis: Spätes Atlantikum“ bezeichnet.
Michael hat die Problematik gut erklärt. Das kann / muss gebiets- und fallweise unterschiedlich bewertet werden.
Gruß
Peter
Re: gibt es keine Archaeophyten mehr?
Verfasst: So Mär 09, 2025 3:01 pm
von ChriBo
Einmal möchte ich es noch versuchen, bevor ihr gänzlich an mir verzeifelt…
Das Arten je nach Ort unterschiedlich als einheimisch, eingebürgert oder Neophyt gelten können ist mir bekannt.
Trifolium pratense L. war vielleicht ein schlechtes Beispiel.
Nehmen wir Agrostemma githago die wohl als Ackerbeikraut während des Neolithikums zu uns gekommen ist und eigentlich überall als Archaeophyt bezeichnet wird.
Auf der Überseite der Art
https://www.floraweb.de/php/artenhome.p ... use-id=116 wird sie als einheimisch eingestuft.
Ich finde die Einstufung auf den Überseiten eh etwas schlecht, da sich das natürlich nicht auf ganz Deutschland bezieht.
Aber nach welcher Regel wird eine Pflanze die ursprünglich nicht einheimisch war, jetzt einheimisch?
Re: gibt es keine Archaeophyten mehr?
Verfasst: So Mär 09, 2025 9:37 pm
von Anagallis
Der "Floristische Status" in den Floraweb-Karten bezieht sich gar nicht auf urwüchsig vs. Archäophyt vs. Neophyt. Dieser bezieht sich darauf, ob Pflanzen am Standort natürlich vorkommen (d. h. schon lange), oder dort nachträglich etabliert, also eingebürgert sind, oder noch unbeständig (mit noch ungewisser Zukunft), oder dort kultiviert sind. Das ist keine Aussage über die Art, sondern über ein bestimmtes Vorkommen.