Forum Flora Germanica

Hallo zusammen,

die Ökosippen/Unterarten/Varietäten bei Rhinanthus sind mir reichlich unklar, ich photographiere daher immer die abweichenden Exemplare.

Diese (sehr einheitliche!) Population von Rhinanthus minor wächst im Tiefenberger Moor (Allgäu) bei Ofterschwang auf anmoorigen Feuchtwiesen. Sie unterscheidet sich von normalem minor sehr deutlich durch schmale Blätter, sehr schlanken und generell viel grazileren (aber höherem!) Habitus.

Hat jemand schon mal einen Namen dafür gefunden oder muss ich da in die Tiefen des Hegi abtauchen?

Danke und Gruß Michael

Erinnert mich etwas an Rhinanthus serotinus, da passt auch der Fundort.

Gruß Thomas

Für Rhinanthus serotinus sind doch die Zähne an der Oberlippe viel zu kurz.

Serotinus soll doch eine große Art sein? Diese hier ist ausgesprochen zierlich. Ich schließe aber nichts aus... Gruß Michael

Wie bereits erwähnt hat R. serotinus längere Zähne an der Oberlippe und zudem einen geschlossenen Schlund (offen bei minor).
Hier Vergleichsfotos von R. serotinus von der schwedischen Ostseeküste (wächst hier zusammen mit der auf dem Foto ebenfalls sichtbaren Deschampsia bottnica).

Hallo,
diese minor-Sippe ist in der Eifel weit verbreitet. Spätblühend, schmale Blätter, grazil. Hat dazu geführt, dass die Eifel mal übervoll mit serotinus kartiert wurde.
schöne Grüße
scheuchzeria

Danke! Lustig. Das zeigt ja deutlich, dass unter den infraspezifischen Rhinanthus vielleicht doch ein paar "ernstzunehmendere" Sippen sind, die beim Großreinemachen (sprich: Unter-den-Tisch-Kehren von allen infraspezifischen Sippen) versehentlich plattgemacht wurden.

Das erinnert mich an den Fall von Rhinanthus glacialis, der im Kraichgau auf Magerrasen schon immer weit verbreitet und lokal häufig ist, aber (sehr) lange ignoriert wurde, weil glacialis als montane Sippe galt. Auch in der Flora BW in den 1990er Jahren wurde er erst mal (fast) unterdrückt. Ich hatte damals meine liebe Mühe, alle vom Vorhandensein von R. glacialis zu überzeugen.

Die oben abgebildete minor(?)-Sippe finde ich ausgesprochen charakteristisch und einheitlich, die fiel mir im Gelände sofort auf, und sie sieht ganz anders wie "unser" typischer minor aus.

Gruß Michael

....habe noch mal nachgeschaut. Bei uns montane Lage mit Schwerpunkt Kalkmagerrasen.

Naja, gibt es nicht bei vielen biologischen Arten morphologisch gut abgrenzbare Populationen, ohne dass diese gleich ein eigenes Taxon sein müssen? Das gehört doch zur Variabilität einer Art… in Norwegen habe ich öfters schon R. minor mit behaartem Kelch angetroffen, ist dort nicht ungewöhnlich. Könnte man aber sicherlich auch ein eigenes Taxon draus kreieren…

Da helfen wieder mal nur "genetische" Analysen, die der jeweils favorisierten Sichtweise die nötige Autorität verleihen...