Forum Flora Germanica

Hallo,

wir haben heute bei der Innenstadtkartierung von Gießen eine Atriplex Sippe gefunden, die den kürzlich gezeigten Pflanzen von Jochen und Tina ähnelt.
Auffällig sind wieder die gezähnten unteren und mittleren Stängelblätter, während die oberen typischer patula gleichen.

Habitus: untere - mittlere Stängelblätter: Blattunterseite: Vorblätter: Auffällig sind die unteren großen, leicht sichelförmig nach vorne gebogenen Zähne, sowie das teilweise parallelrandige Mittelfeld (ähnlich Chenopodium ficifolium) mit einigen Zähnen. Die Form der Vorblätter ist mal dreieckig, mal zugespitzt eiförmig, letzteres passt nicht zu patula. Mal ohne Warzen, mal mit verschieden gestalteten Warzen (die kräftigen Warzen passen wiederum nicht zu oblongifolia).
Atriplex patula hat basal zwei große, nicht nach vorne geneigte Zähne (zum Vergleich: http://blumeninschwaben.de/Zweikeimblae ... de%20Melde)
Atriplex oblongifolia sieht ganz anders aus (zum Vergleich: http://blumeninschwaben.de/Zweikeimblae ... ge%20Melde).
https://species-id.net/o/media/a/af/Atr ... ax_4MB.jpg
(Stängelblätter sehr ähnlich, aber Vorblätter nicht)
Wisskirchen schreibt in seinem Schlüssel zu Atriplex x northusiana bei Offene Naturführer (https://offene-naturfuehrer.de/web/Die_ ... orthusiana):
"Pflanze ähnlich wie 7*, grün bis graugrün, Zweige gerade bis angewinkelt abstehend, Vorblätter unterschiedlich stark (oft bis zur Mitte) verwachsen, auf der Fläche oft mit Anhängseln, an den Seiten etwas gezähnt, mitunter fast rhombisch und mit ausgezogener Spitze (im Verbreitungsgebiet von A. oblongifolia und darüber hinaus nicht seltene Hybride, in den Merkmalen zwischen A. oblongifolia und A. patula stehend und oft A. oblongifolia angenähert – Introgression?)"
Leider ist bei Wisskirchen ausgerechnet die Hybride nicht illustriert, auch Andreas Melzer hat in seinem Atriplex-pdf die Hybride nicht abgebildet.

Gibt es noch Alternativen?

Gruß
Peter

Letztens hatte ich wegen der anderen Themen eine Bilderrecherche im Netz zur Art gemacht. Natürlich kommt dabei unglaublich viel Mist raus - so ziehmlich jede häufige Art in der Familie. Nichtsdestotrotz waren da auch eine ganze Reihe Bilder von Institutsseiten dabei von Pflanzen, die oben ganz typisch wie unsere hiesige A. pat. aussahen (Vorblätter, Blattform), aber unten solche relativ breiten, unregelmäßig gezähnten Blätter hatten. Quasi wie Ch. album mit Atriplex-Blattzähnung. Und nun frage ich mich, ob die alle falsch bestimmte Hybriden sind, oder ob unsere "deutsche" Vorstellung der Art zu engstirnig ist.

Hallo Dominik,
Atriplex oblongifolia ist es nicht, die Vorblätter passen von der Form (eiförmig-zugespitzt mit wenigen flachen Warzen) nicht.
Ich habe mir jetzt die Bilder der Herbarbelege von Atriplex patula bei Offene Naturführer angesehen. Dort sind auch einige Blätter ganz ähnlich unserer Pflanze zu sehen, scheint noch in der Variationsbreite zu liegen. Wenn man sich jedoch die Vorblätter herauszoomt, sieht man stets dreieckig - rhombische zugespitzte Formen. Da finde ich liegt der Unterschied zu unserer Pflanze.
Zu der Hybride findet sich in meiner (greifbaren) Literatur wenig, Meierott führt sie in der Flora der Hassberge für 30 Viertelquadranten auf.
Im Bildatlas Flora Germanica ist sie natürlich drin, die Vorblätter hier sehr oblongifolia ähnlich, aber drei-eckiger, jedoch fast ohne Warzen. Variationsbreite?
Man müsste Rolf Wisskirchen anfragen. Hat jemand eine aktuelle email von ihm? (Per pn bitte).
Gruß
Peter

Hallo,

Nachtrag: heute morgen noch ein paar Fotos vom mitgebrachten Zweig gemacht: Hier sind deutlich weniger Warzen auf den Vorblättern. Diese sind bis in Höhe der seitlichen Zähne verwachsen. Zwischenzeitlich hatte ich den Gedanken, die Vorblätter seien noch unreif, würden sich noch weiter entwickeln, aber sie enthalten teils schon reife Samen. Einige davon sind seitlich sichtbar (ganz rechts ist ein Vorblatt beim Transport abgerissen).
Die neuen Fotos zeigen eine patula ähnliche Vorblattform, aber die anderen Fotos sind darin sehr unterschiedlich finde ich. Alle von der gleichen Pflanze.

Gruß
Peter