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Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 6:17 pm
von Anagallis
scheuchzeria hat geschrieben: Mi Nov 02, 2022 4:27 pmkrude Rechthaberei wirkt auf mich spröde
Na ja, daß die eigenen Zweifel "der Motor der Wissenschaft" sind und anderer Leute Zweifel "krude Rechthaberei" ... lassen wir's gut sein.
Auf deinem 1. Photo siehst Du perfekt die Gegenständigkeit, wenn Du Dir Mühe gibst...
Sehe ich ehrlich gesagt nicht, aber wenn andere das erkennen, ist mir das als Argument gut genug.

--
schau Dir in Deinem Topf die Blattstiele der jungen Blätter an, viel dicker....
Das mache ich doch glatt:

1. Maßstab

Als möglicher Maßstab sind auf den beiden Bildern Kiefernnadeln zu sehen, die in ähnlicher Höhe auf dem Boden liegen, auf der sich auch Teile der Blattstiele befinden. Auf meinem Bildschirm ergibt sich bei Zoomstufe 1100% eine maximale Breite der jeweils breitesten Kiefernnadel:

Bild 1: 3,5 cm
Bild 2: 2,5 cm (etwas schwierig zu erkennen, weil da auch noch andere Nadeln und vertrocknete Grashalme liegen)

Auf beiden Bildern sieht man, daß die gemessenen Kiefernnadeln verdreht sind. Da die Nadeln abgeplattet sind, liegt die größte Breite in etwa bei der Sicht von oben auf die rinnige Seite vor (oder von unten).

Ich habe elf trockene Nadelpärchen der Wald-Kiefern beim Nachbarn vom Boden gesammelt und in Aufsicht die jeweils die breiteste Stelle vermessen (ohne eine Wissenschaft draus zu machen). Es ergeben sich Meßwerte von 1,2 mm bis 2,0 mm bei einem Mittelwert bei etwa 1,5 mm.

Es ergibt sich in etwa:

Bild 1: 1 cm bei Zoomstufe 1100% entspricht ca. 0,34 mm bis 0,57 mm
Bild 2: 1 cm bei Zoomstufe 1100% entspricht ca. 0,48 mm bis 0,80 mm

2. Blattstielbreiten auf den Fotos

Die Bilder sind aus kurzer Entfernung aufgenommen. Dadurch ist die Breite der Blattstiele auf den Fotos durch eine starke perspektivische Verjüngung verzerrt. Um einen möglichst guten Vergleich mit den Kiefernnadeln zu ermöglichen, habe ich versucht, sie in etwa in derselben Entfernung von der Kamera wie die Kiefernnadeln zu messen, aber immer unterhalb des sich schnell verjüngenden Bereichs, wo die Stiele annähernd parallelrandig werden. Bei verdrehten Stielen an der Stelle mit der direkten Aufsicht.

Bild 1: (Nadel nah an der Kamera, Messung nahe Blattspreite)

1,0 mm - 1,7 mm
1,1 mm - 1,8 mm
1,2 mm - 2,0 mm

Bild 2: (Nadel weit von der Kamera entfernt, Messung in Bodennähe, vor der Verbreiterung; die Stiele "unterhalb" des Rosettenansatzes waren mir zu uneindeutig abgregrenzt, um sie zu messen.)

0,7 mm - 1,2 mm
0,7 mm - 1,2 mm
0,9 mm - 1,4 mm
1,0 mm - 1,6 mm
1,2 mm - 2,0 mm
1,2 mm - 2,0 mm

3. Blattstielbreiten der Topfpflanze

Jeweils gemessen im parallelrandigen Bereich, etwa in der Mitte des Stiels:

1,0 mm - 2,3 mm

4. Fazit

Breite der Blattstiele auf den Fotos: ca. 0,7 mm - 2,0 mm
Breite der Topfpflanzenblattstiele: 1,0 mm - 2,3 mm

Die Blattstielbreite der Fotopflanzen liegt (unter Berücksichtigung eines realistischen Fehlers bei der Bestimmung des Maßstabes) vollständig im Bereich der Blattstielbreiten der Topfpflanze.

==> Die Blattstiele der fotographierten Pflanzen sind NICHT zu schmal für Kriechenden Günsel.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 6:49 pm
von Anagallis
botanix hat geschrieben: Mi Nov 02, 2022 6:09 pm Die Brauntöne der Buchenblätter und der Nadeln, der kleinen Ästchen sind passend, das Moosgrün auch und auch die violett getönte Unterseite des einen Blattes scheint mir korrekt im Farbton. Frische Blätter der Rosette mittelgrün. Also ich denke, dass die älteren Blätter mit ihrer stumpfen blaugrünen Farbe genauso waren.
Ich habe mal versucht, das mit Farbmanipulationen am Blaukanal in der Bildbearbeitung nachzustellen, aber mit mäßigem Erfolg. Ich kann mit der Software auch nicht umgehen. Siehe unten. Kann man wohl kaum verwechseln. Ein Restzweifel bleibt, aber wahrscheinlich ist die farbliche Distanz doch zu groß.
Valeriana dioica vom Standort her wohl nicht, tripteris müsste auch auf dem Blattstiel behaart sein.
Baldrian müßte ja auch wieder eine blattgegenständige Rosette haben.
Trotzdem, keine Ahnung was das für eine Pflanze ist.
Sicher was recht triviales. Wenn's dazu irgendwann eine Auflösung gäbe wär's natürlich ideal. Im Endeffekt geht's mir aber vor allem darum, an diesen Diskussionen etwas zu lernen.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 7:19 pm
von botanix
Hallo Dominik,
mir kommen die Blattrosetten irgendwie bekannt vor. Aber eben keine Ahnung woher. Leider findet man zu vielen Arten keine oder wenig Bilder der Rosetten außerhalb der Blütezeit.
Bin vorhin die Familien mit Gattungen durchgegangen, es wollte mich nichts anspringen...
Dann habe ich die Fotos bei Flora Incognita eingegeben ... keine Vorschläge!
Etwas ausdauerndes wohl, Niederösterreich, also nichts alpines, Standort lichter Wald, auf Kalk, diverse Familen (Gräser, Boraginaceae, Liliaceae usw.) fallen schon mal weg, das muss sich doch einengen lassen.
Gruß
Peter

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 8:06 pm
von botanix
Hallo,
Könnte es eine Campanula sein? Vergleicht mal damit: https://susanna-komischke.de/pflanzenwi ... blume1.jpg
Wenn man sich einige Blätter ansieht, ist die Blattform zumindest teilweise ähnlich. Die Blatteinkerbungen (Hydatoden?) sind ähnlich.
So ganz passend natürlich nicht.
Gruß
Peter

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 8:38 pm
von Anagallis
Campanula hat aber Milchsaft, und der war laut woodys Aussage nicht vorhanden. Ein schneller Test mit den Arten, die ums Haus stehen (die passen natürlich nicht, aber zur Kontrolle):

rotundifolia: Milchsaft quillt sehr auffällig aus dem Blattstiel, weiße Hydathoden auf den Blattzähnen.

persicifolia: Milchsaft quillt sehr auffällig aus dem Blattstiel, weiße Hydathoden auf den Blattzähnen, aber die Zähne sind weit innen in den Blattkerben. Sieht trotzdem ganz anders aus.

glomerata: Der Milchsaft ist an der Basis des Blattstiels zwar vorhanden, aber sehr unauffällig. Man muß ihn fast herausquetschen. Könnte übersehen worden sein. Hydathoden gelblich, auf den "Zähnen", aber die Zähne sind so stark einwärts gekrümmt, daß die mit der Kerbe verschmelzen.

Also, Campanula ist vielleicht nicht ganz ausgeschlossen; vielleicht gibt es eine passende Art. Die drei obigen Arten haben aber alle irgendwo auffällige Haare oder wenigstens Warzenhöcker auf der Blattoberseite.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Mi Nov 02, 2022 9:36 pm
von Anagallis
Flora Vegetativa sagt, daß bei den Glockenblumengewächsen stets eine weiße Hydathode auf den Blattzähnen sitzt. Aber ich sehe auch mit dem allerbesten Willen kein Anzeichen, daß da Zähne an den Blättern sind.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Do Nov 03, 2022 6:53 pm
von Marlies
Wie sehen eigentlich die jungen Rosettenblätter von Pyrola & Co aus?
Meine Ahnung von diesen Pflanzen geht gegen Null, die Frage ist nur zur Sicherheit.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Do Nov 03, 2022 7:16 pm
von Arthur
Pyrola minor ist sehr ähnlich.

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Do Nov 03, 2022 7:49 pm
von scheuchzeria
Nee, Pyrola kann man ausschliessen...die ist jetzt im Herbst derbe unterwegs (Wintergrün), bildet in der Regel große Plaggen...

Re: Wildpflanze in Niederösterreich

Verfasst: Do Nov 03, 2022 7:51 pm
von Anagallis
Aber der Blattrand kommt für Pyrola nicht hin. Die Blätter sind gezähnt, nicht gebuchtet und das auch viel dichter.
https://www.flora-germanica.de/flora-vo ... la%20minor

Nachdem ich die gesamte Flora Germanica durchgeblättert habe weiß ich auch nicht mehr weiter. Irgendwie ähnlich aber nicht richtig sind Primulaceae, Caprifoliaceae/Valerianaceae, Campanulaceae, Ericaceae, Lamiaceae, Saxifragaceae, Violaceae aber nirgendwo etwas mit solchen Blattbuchten.