Forum Flora Germanica

Österreich, Vorarlberg, Ried, feuchte Streuwiese. 30. Oktober 2022


Sehr geehrte Damen und Herren,

kann mir jemand helfen zu bestimmen welche Pflanzen das sein könnten?
Alle Pflanzenteile wurde in einer feuchten Wiese (Schilf, Schachtelhalm) neben einer Ache in einem Bohrkern gefunden. In einer Tiefe von run 1 Meter.

Bild: Epidermis
Was könnte das sein? Cyperaceae? Epidermis oder Rhizom?

Bild: Knollen
Erdmantel? Schilfwurzel?

Bild: Borsten
Was kann das sein?

Bild: Ranke 79a&79a1
Verholzter ansatz, was kann das sein?

Bild: Rosacea
Von welcher Pflanze könnte dieser Stachel sein?

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand etwas weiß.

Hochachtungsvoll

Hallo,
schwieriges Thema für uns, wer befasst sich schon mit hunderte Jahre alten Pflanzenresten. Aber auch dafür gibt es Spezialisten (kenne aber keinen).
Ich nehme an, das der Standort an der Ache (Bach) auch damals feucht, plusminus moorig war, was den Erhalt der Pflanzenreste begünstigt hat.
Epidermis: vermutlich Blattrest
Knollen: sicher keine Erdmandel (Neophyt) oder Schilf (zu dünn), vielleicht Rhizomstücke von Juncus oder einer anderen Juncaceae, Cyperaceae
Borsten: vermutlich der Faserschopf einer Segge, z. B. Carex appropinquata
Ranke: ? erschließt sich mir nicht
Rosaceae: vielleicht Rubus (caesius?), für Rosa sehr fein und Standort passt auch nicht
Gruß
Peter

Hallo,
mich würde auch die zugrundeliegende Fragestellung interessieren (von den Resten habe ich keine Ahnung) - warum untersucht man da die älteren Erdschichten? Möchte man damit irgendeine Veränderung an dem Standort untersuchen/dokumentieren? Oder bohrte man aus anderen Gründen und das ist hier nur ein Zufallsfund, der dann privates Interesse geweckt hat?

Die Borsten könnten Schoenus sein...oder Carex davalliana..

Gruß Thomas

Danke Peter Sie haben mir schon weitergeholfen!
Abeja: Vegetationsgeschichtliche Analyse anhand Makrofossilien, Projektarbeit.
Danke Thomas für den Tipp!

Hallo,
eine Überlegung zu der verholzten "Rankpflanze": könnte das eventuell die Wildform der Weinrebe sein, Vitis vinifera ssp. sylvestris?
Die Stämme und stark verholzten Zweige von Vitis (auch der Kulturpflanze) haben stark streifig-ablösende Borke. Wie es darunter aussieht, weiß ich nicht - aber das Teil hier hat eine stark streifige Struktur, die mich irgendwie daran erinnert.

Als Wuchsort von Wilden Weinreben werden Auwälder angegeben, in Ö. gibt es auch heute noch Bestände dieser insgesamt seltenen Unterart.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Weinrebe

In Österreich ist diese Unterart sehr selten in Wien und Niederösterreich (Auwälder an der Donau und March) anzutreffen. ...
In ihren Verbreitungsgebieten findet man die Wilde Weinrebe selten im Eichen-Ulmen-Auenwald oder in dessen Störstellen, vor allem in Verlichtungszuständen und an Waldrändern. Sie liebt feuchten, nährstoff- und basenreichen, tiefgründigen Lehm- und Tonboden. Nach Ellenberg ist sie subozeanisch verbreitet und eine Verbandscharakterart der Erlen- und Edellaub-Auenwälder (Alno-Ulmion).[2]

Nachtrag: das wollte ich auch noch verlinken
http://www.botanische-spaziergaenge.at/ ... =338&t=904

Hallo Abeja,

danke für Ihren Tipp, ich denke Sie haben Recht. Es gibt nich viele Pflanzen, die solche "Ranken" bilden ... zudem noch verholzt. Danke auch für Ihr Zitat mit Literatur!

Ganz liebe Grüße

Sind denn die Maßstäbe auf den Bildern korrekt angegeben? Wenn der Balken wirklich einem Millimeter entspricht sind alle abgebildeten Teile winzig. Die Gesamtlänge des gesamten Stückes der "Ranke" wäre nur um einen halben Zentimeter lang, und die Rhizomstücke im Durchmesser nur 2 mm bis 3 mm. Daß ein Faserschopf von 3 mm Breite aus gezählt mindestens 38 Fasern bestehen soll verwirrt mich. Das wäre in etwa so dicht wie mein Rasierpinsel.

Hallo Dominik,

bei den sich zersetzenden Blattscheiden von Carex darfst du nicht vergessen, dass hier nicht nur die äußeren, sondern nach der langen Zeit auch die inneren Blattscheiden faserig zersetzt sind.
Mal ein Beispielbild von Carex muricata s.str., denk dir mal die intakten Blattscheiden auch faserig dazu, das passt schon: Gruß
Peter