Das Latein vieler "nachklassischer" Naturkundler war oft nicht gerade das Beste, zumal es für viele Begriffe keinen "altklassischen" lateinischen Begriff gibt. Daher sind in vielen Fällen die lateinischen Namen schlichtweg gepfuscht oder "individuell verfeinert". Das sieht man an den Diskussionen über die Ableitung oder Herkunft des Gattungsnamens älterer Namen - da wird durch die späteren Generationen oft nur spekuliert, was damit gemeint gewesen sein könnte.
Ich gehe davon aus, dass die Begriffe "silvestris" und "silvaticus" schlichtweg je nach Gusto des jeweiligen Autors verwendet wurden, ohne dass man sich darüber große Gedanken gemacht hat.
Übrigens empfehle ich für "Naturkundler-Küchenlatein" immer den Schenkling (Nomenclator coleopterologicus) von 1894, herunterzuladen hier:
https://www.biodiversitylibrary.org/ite ... 3/mode/1up. Da findet man fast alles drin, allerdings natürlich käfer-zentrisch.
Schenkling war ein sehr gründlicher, alter Dokumentierer von lateinischen Namen. Auf S. 196 schreibt er schlichtweg:
silvaticus, a, um (nicht sylvaticus), im Walde, silva, lebend.
silvestris, e. (nicht sylvestris), wie vor.!
silvicola (nicht sylvicola), wie vor.!
Er sieht also schlichtweg keinen Unterschied. Also schon damals gehupft wie gesprungen - wobei im Badischen ja bekanntlich "springen" für hochdeutsch "laufen" (vgl. "spring mal zum Bäcker") und "hupfen" für hochdeutsch "springen" verwendet wird.
Aber bei den Gattungsnamen gibt es interessanterweise noch eine Ableitung für "Silvanus Latr.": "Nach einem Waldgott der Römer, Silvanus, benannt".
Gruß Michael