unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

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etonline
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unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von etonline »

fotografiert heute (30.1.23) in Weilerswist (NRW)

kann mir jemand sagen, was da an einem Stück Holunder wächst?
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botanix
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von botanix »

Hallo,

das ist das Judasohr, nicht selten an Holunder zu finden:
https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2017-judasohr

Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
Spinnich
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von Spinnich »

Hallo etonline,

danke für den Hinweis, ich hatte von Dezember bis heute noch keinerlei Funde, die ich hätte beernten können.
Da muss ich doch mal meine bisherigen Fundstellen abklappern. Vielleicht kann ich ja wirklich meine Vorräte wieder etwas auffüllen.
Man findet auch einen weiteren (essbaren) Winterpilz den Samtfußrübling, Flammulina velutipes sehr häufig an Holunder oft gemeinsam mit dem Judasohr. Diese Exemplare sind allerdings im Gegensatz zu anderen Vorkommen auf Baumstubben dann oft sehr winzig, so dass es sich kaum lohnt diese zu pflücken. Judasohr kann auch an anderen Laubhölzern vorkommen, gefunden habe ich diese "Abweichler" aber noch nicht.
Wenn Judasohr (Holunderpilz) an anderen Gehölzarten vorkommt wären Verwechslungen mit Weidendrüsling, Pappel-Judasöhrchen, jungen Stadien des Gezonter Ohrlappenpilz und mit dem Blattartiger Zitterling möglich.
etonline
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von etonline »

@ botanix - danke für die schnelle Hilfe
@ Spinnich - bist du sicher, das ich der richtige Adressat bin? Ich habe nämlich keine Ahnung, worum es geht :)
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abeja
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von abeja »

Hallo,
zusätzliche Informationen in den Antworten richten sich - eigentlich - immer an alle, die den jeweiligen Thread mit Interesse lesen.
Da kann dann jeder für sich mitnehmen, was er möchte.

Ich lege noch ein Schüppchen drauf ;) :
zwar kommt das Judasohr am häufigsten an Holunder vor, das Wirtsspektrum ist aber sehr viel größer. Es gibt auch Mutmaßungen, dass der Pilz im Laufe des Klimawandels sich mehr Substrate "erschlossen" hat.
"Verbreitung u. Wirtsspektrum Judasohr.pdf" suchen, das direkte Verlinken funktioniert nicht.
(Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg, 10. Jg., H. 1 (2010): SCHÖNFELD, M. & B. SCHURIG: Zur Verbreitung und
dem Wirtsspektrum von Auricula auricularia-judae (Judasohr) in Mecklenburg-Vorpommern: 49-52, 4 Abb., Ludwigslust.)

Bei mir z.B. (im äußersten SW von Deutschland) sehe ich ihn gar nicht so häufig an (geschädigtem oder toten) Holunder, sondern meist an bereits liegendem Buchentotholz. Der außergewöhnlichste Fund war an abgestorbenem Buchsbaum (von dem hier jede Menge herumsteht im sog. "Buchswald"), das ist in der Literatur meines Wissens noch nicht erwähnt.

Anderswo wurden vor kurzem ähnlich eingetrocknete und dann sehr haarig erscheinende Judasohren gezeigt und nachfolgend auch über Auricularia cornea spekuliert. Das ist eine eigentlich tropische Art, meist dünnfleischiger, dunkler und deutlicher haarig.
Es gibt jedoch ein wissenschaftliches Dokument, in dem von zwei Funden dieser Art in Europa berichtet wird. Man soll sie - mikroskopisch - an Haarlängen und Sporenmaßen unterscheiden können, molekulargenetisch sowieso.
Ich habe in den Tropen schon mal "so etwas" gefunden, das sah für mich aber eindeutig anders aus als unser gewöhnliches Judasohr, sehr viel dünnfleischiger, "lappiger" mit sehr stark onduliertem Rand. Mit Wasser habe ich den Fund aufquellen lassen, dann war der Pilz größer als meine Hand. Aber bei kleinen Pilzen noch in der Entwicklung könnte die Unterscheidung rein optisch schon kniffelig sein.

Weiterhin wurde kürzlich auch eine neue Art aus dem A. auricularia-judae-Komplex in Europa entdeckt ("aufgedröselt") - vielleicht gibt es da noch mehr.
https://www.mdpi.com/1999-4907/13/4/532
(Siehe darin auch Literaturhinweise 13 und 14)
Viele Grüße von abeja
Spinnich
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von Spinnich »

Hallo abeja,

Hier im Forum wurde letztens über die Chancen spekuliert neue Pflanzenarten in Deutschland/Europa zu finden. Dabei wurde auch die Meinung geäußert, dass es wahrscheinlicher ist, dass neue Pilzarten gefunden werden.

Ich glaube aber nicht, dass ich solche Funde wie Auricularia cerrina (Kout & Wu 2022, Czech Republic) überhaupt als mögliche abweichende Art wahrgenommen hätte, wenn ich drüber gestolpert wäre. Auch die beiden Arten aus North America würde ich wohl nicht als etwas Besonderes erkennen, da ist das Erscheinungsbild von Auricularia auricula-judae doch zu vielfältig nach Alter, Größe (Substrat?), Witterung (wiederaufgelebte Pilze) etc.
Der Auricularia americana ist ja auch auf unserem Kontinent (Russland, China) bereits heimisch, da wäre es nicht unwahrscheinlich, dass er sich auch irgendwann in Europa einfindet.

Gestern habe ich übrigens mal an einigen meist dreckigen schwer zugänglichen Wegen und Hängen an wenigen Holunderstöcken einige Judasohren eingesammelt. Von oben genannten Samtfußrüblingen konnte ich diesmal allerdings diesmal nichts entdecken. Einige Pilze waren durchaus ausgetrocknet,
vermutlich Frosttrocknis (der letzten Tage), mittlerweile regnet es aber mal wieder stärker (seit Stunden) und es ist deutlich wärmer.

Du solltest übrigens deine Funde an Buchsbaum vielleicht mal an die DGfM, eventuell an Andreas Gminder weitermelden.

LG Spinnich :)
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abeja
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Re: unbekannte Pilze an Totholz (Holunder)

Beitrag von abeja »

Spinnich hat geschrieben: Do Feb 02, 2023 2:59 pm Du solltest übrigens deine Funde an Buchsbaum vielleicht mal an die DGfM, eventuell an Andreas Gminder weitermelden.
Hallo (wieder an alle Interessierte),
ja ... das geht dann in Richtung Kartierung, was bei gesicherten Funden auch jeder Pilzfinder gerne machen kann, das betrifft auch ganz normale Arten. (Andreas Gminder, der ja auch in diversen Foren aktiv ist, ist da aber eigentlich nicht der Ansprechpartner. Ich bin auch davon überzeugt, dass es den Fachleuten nicht neu ist, dass das Judasohr an eigentlich allen Substraten vorkommen kann.)

Informationen zur Kartierung:
https://www.dgfm-ev.de/naturschutz-und- ... kartierung
(Meine "etwas außergewöhnlicheren" Funde, die dann ein Experte auch mikroskopisch oder zum Teil gar genetisch abgesichert hatte, wurden dann an den Landeskoordinator weitergeleitet. )
Ansonsten könnte man (siehe Link) jeweils Einzelfunde bei brd.pilzkartierung.de oder bei naturgucker.de melden.
Es soll auch ein neues Tool auf indicia-Basis in Entwicklung sein.
Hat man viel (auch als Einzelperson über einen längeren Zeitraum oder aber auch von lokalen Vereinen) zu melden, geht das auch über das Programm Mykis oder per Excel-Liste an den jeweiligen Landeskoordinator.
https://www.dgfm-ev.de/naturschutz-und- ... n#kontakte
Viele Grüße von abeja
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