Liparis nemoralis (Perazza, Decarli, Filippin, Bruna & Regattin) Bartolucci & Galasso
Syn.:
Liparis kumokiri subsp. nemoralis (Perazza, Decarli, Filippin, Bruna & Regattin) Perazza & Tsutsumi
Liparis loeselii subsp. nemoralis Perazza, Decarli, Filippin, Bruna & Regattin
Vor knapp 60 Jahren wurde der Stausee von Vajont das erste Mal auf Rekordniveau gefüllt, was sich als schwerer Fehler herausstellen sollte. Am 09. Oktober kamen die die fragielen Flanken des Mt. Toc ins Rutschen und stürzten mit großer Wucht in den See. Eine gigantische Flutwelle zerstörte die italienische Stadt Longarone und die umliegenden Ortschaften. Über 2000 Menschen verloren bei dieser Katastrophe ihr Leben.
Die Natur hielt an den nun vegetationsfreien Hängen schnell wieder Einzug und bietet heute einer erst vor wenigen Jahren entdeckten und 2012 veröffentlichten Orchidee ihren Lebensraum.
Nach PERAZZA et.al. wächst die Sippe „im Halbschatten regenreicher und luftfeuchter, häufig nebliger Mischwälder mit vorwiegend Laubbäumen (Alnus incana, Corylus avellana und Salix sspp.) auf feuchten und gut drainierten Kalkschotterhängen auf Moos, oder zersetztem Laubsubstrat; sie fehlt in angrenzenden flachen, sumpfig-moorigen Gebieten.“
Das heiß, Ihr Lebensraum unterscheidet sich deutlich mit der sehr gut bekannten Liparis loeselii, die hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellt und nur in oligotrophen Moorbereichen anzutreffen ist.
Zur Zeit zur Veröffentlichung des Werkes „Le orchidee dell‘ Italia nordorientale“ von PERAZZA und LORENZ galt Liparis nemoralis als Endemit des (tridentinisch)-venezianisch-friulanischen Gebietes dar.
Interessanterweise gelang in den vergangenen Jahren der nachweis eines recht stattlichen Vorkommens im österreichischen Osttirol, wo die Pflanzen am Wegesrand eines Wacholder-Latschen-Rotföhrenwaldes wachsen. Dort findet man sie auf trockenem Substrat zusammen mit Epipactis atrorubens, während sie z.B. bei Longarone zusammen mit Malaxis monophyllos, Epipactis distans vorkommt. Bei Longarone steht die zierliche, unauffällige Liparis gern im Schutz der Pestwurz-Blätter. Will man sie finden, muss man unter deren Blätter schauen.
Liparis nemoralis unterscheidet sich neben den ökologischen Aspekten auch morphologisch von Liparis loeselii. Die Blätter sind dunkler, an den Rändern ab und an gewellt (tritt bei loeselii nie auf), die Blüten sind in der Gesamtfärbung etwas kräftiger und etwas dunkler grün, während sie bei loeselii eher gelblich grün sind. Die Lippe ist deutlich markanter und breiter als bei loeselii.
Man darf gespannt sein, ob weitere Nachweise dieser bemerkenswerten Orchidee in den nächsten Jahren gelingen.
Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
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- Biotop am Starßenrand. Die Pflanzen stehen im Schutz der Pestwurzblätter.
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- zusammen mit Epipactis atrorubens im Föhrenwald
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- Vergleich von Liparis nemoralis zu Liparis loeselii; links L. loeselii, rechts L. nemoralis
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- Vergleich von Liparis nemoralis zu Liparis loeselii; links L. nemoralis, rechts L. loeselii
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Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Hallo Uwe,
Liparis nemoralis war schon eine tolle Entdeckung. Auf diese unscheinbar grünblütigen Pflanzen muss man erstmal aufmerksam werden. Ist wie bei Malaxis monophyllos, gut getarnt.
Danke fürs zeigen, die werden wohl die wenigsten mal in Natura sehen.
Gruß
Peter
PS: ist es denn jetzt sicher, dass es sich nicht um eine asiatische Sippe handelt?
Liparis nemoralis war schon eine tolle Entdeckung. Auf diese unscheinbar grünblütigen Pflanzen muss man erstmal aufmerksam werden. Ist wie bei Malaxis monophyllos, gut getarnt.
Danke fürs zeigen, die werden wohl die wenigsten mal in Natura sehen.
Gruß
Peter
PS: ist es denn jetzt sicher, dass es sich nicht um eine asiatische Sippe handelt?
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
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Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Hallo Peter,
Das ist nach wie or eine spannende Frage, die meines Wissens bis heute nicht eindeutig geklärt ist.
Aber es gibt unter folgendem Link einen interessanten Artikel über die Entdeckung der Sippe in Österreich, die dieses Thema und dessen Problematik ein wenig beleuchtet:
https://www.zobodat.at/pdf/NEIL_8_0011-0026.pdf
Viele Grüße!
Uwe
Das ist nach wie or eine spannende Frage, die meines Wissens bis heute nicht eindeutig geklärt ist.
Aber es gibt unter folgendem Link einen interessanten Artikel über die Entdeckung der Sippe in Österreich, die dieses Thema und dessen Problematik ein wenig beleuchtet:
https://www.zobodat.at/pdf/NEIL_8_0011-0026.pdf
Viele Grüße!
Uwe
Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Hallo Uwe,
Gratulation ! Nicht nur zu dem tollen Fund sondern auch zu den außergewöhnlich guten Fotos.
Die gesamte Pflanze hast Du in allen Details hervorragend dokumentiert. Das sieht man in dieser Qualität nur ganz selten.
Viele Grüße
Harry
Gratulation ! Nicht nur zu dem tollen Fund sondern auch zu den außergewöhnlich guten Fotos.
Die gesamte Pflanze hast Du in allen Details hervorragend dokumentiert. Das sieht man in dieser Qualität nur ganz selten.
Viele Grüße
Harry
Cogito, ergo sum
Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Hallo Uwe,
danke für die weiterführenden Hinweise.
Wie Harry schon betonte, ausgezeichnet von dir fotografiert und gegenübergestellt
Gruß
Peter
danke für die weiterführenden Hinweise.
Wie Harry schon betonte, ausgezeichnet von dir fotografiert und gegenübergestellt

Gruß
Peter
alte Botanikerweisheit: man sieht nur was man kennt
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Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Vielen Dank für die Blumen 

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Re: Liparis nemoralis | Wald-Glanzkraut
Die Ökologie entspricht auch der nordamerikanischen Liparis liliifolia. Die steht ebenfalls nie im Sumpf, sondern eher an frischen Waldsäumen im Moos, genau so wie hier abgebildet, und ähnlich wie Listera und Malaxis.
Gruß Michael
Gruß Michael